Mehr als 16.000 Menschen demonstrieren gegen Weidels Hamburg-Auftritt

Stand: 21.01.2025 11:00 Uhr

AfD-Chefin Alice Weidel hat am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung ihrer Partei im Hamburger Rathaus eine Rede gehalten. Gegen den Auftritt Weidels gingen zuvor deutlich mehr Menschen als erwartet in der Innenstadt auf die Straße.

Am Hauptbahnhof versammelten sich am späten Nachmittag mehrere Tausend Teilnehmende zu der Hauptdemonstration, die vom Hamburger Bündnis gegen Rechts angemeldet wurde. Die Polizei war im Vorfeld von 2.000 Demonstrierenden ausgegangen, am Abend sprach ein Polizist vor Ort von 17.500 Teilnehmenden. Später nannte die Polizeipressestelle als offizielle Zahl mehr als 16.000 Menschen. Von der Kirchenallee zogen sie über die Mönckebergstraße bis zum Rand des Bannkreises am Rathaus. Mit dabei waren mehrere linke Gruppen, Vereine, Gewerkschaften und Parteien. Teilnehmende skandierten unter anderem "Ganz Hamburg hasst die AfD".

Transparente an Hamburger Theatern

Einige trugen selbst gemalte Schilder mit Aufschriften wie "Demokratie schützen!" und "Radical Love Now!". Daneben waren Transparente zu sehen, auf denen "Revolution" oder "Kapitalismus abschaffen" gefordert wurde. An der Fassade des Deutschen Schauspielhauses hing eine große Aufschrift "Kein Platz für Nazis", am benachbarten Ohnsorg-Theater war die Botschaft auf Plattdeutsch zu lesen: "Keen Platz för Nazis!"

Rund 1.000 Gäste bei Weidels Rede

Alice Weidel (M), Fraktionsvorsitzende, Parteivorsitzende und Kanzlerkandidatin der AfD, spricht bei der Veranstaltung "Fraktion im Dialog" im Großen Festsaal im Rathaus. © picture alliance/dpa | Christian Charisius Foto: Christian Charisius
Weidel sprach im Hamburger Rathaus vor rund 1.000 Menschen.

Weidel sprach am Abend auf einer Veranstaltung der AfD-Bürgerschaftsfraktion vor rund 1.000 Gästen im Großen Festsaal des Rathauses. Da der Platz nicht ausreichte, wurden einige Besucherinnen und Besucher auf die anderen Säle verteilt und die Reden aus dem Festsaal dort auf großen Bildschirmen übertragen.

Obwohl die Proteste vor dem Rathaus weitgehend friedlich verliefen, sprach die AfD-Chefin von "Schlägerbanden", die vom Hamburger Bürgermeister "protegiert" würden. In ihrer Rede im Rathaus sagte Weidel, dass die AfD dafür sorgen werde, "dass Deutschland wieder großartig wird - reich und sicher".

Großaufgebot der Polizei

Polizisten sichern den Hamburger Rathausmarkt mit Gittern vor Demonstrierenden. © NDR Foto: Heiko Sander
Die Polizei stoppte die Demonstrierenden am Rathausmarkt mithilfe von Gittern.

Die Polizei riegelte den Rathausmarkt mit sogenannten Hamburger Gittern ab. Viele Demonstrierende stauten sich im Bereich Bergstraße und Mönckebergstraße. Auch Wasserwerfer standen bereit. Bis auf einige Versuche, die Absperrungen zum Rathaus zu durchbrechen, sei die Veranstaltung aber friedlich geblieben, sagte ein Polizeisprecher. In der Bergstraße gingen Beamtinnen und Beamte mit Pfefferspray gegen Demonstrierende vor, die offenbar versucht hatten, eine Polizeikette zu durchbrechen.

Insgesamt waren rund 1.500 Polizisten und Polizistinnen im Einsatz, fast 600 davon kamen aus Berlin, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und von der Bundespolizei.

Hotel lässt Weidel nicht einchecken

Für die AfD-Chefin endete der Abend anders als geplant. Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtete, verwehrte ihr das Luxushotel, in dem sie nach ihrer Rede einchecken wollte, die Übernachtung. Grund sei demnach gewesen, dass Weidel unter falschem Namen einchecken wollte.

Tschentscher spricht von ungebetenen Gästen

Schon vor Weidels Besuch erinnerte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an die in der Verfassung der Hansestadt festgeschriebene Vielfalt und Weltoffenheit. "Denn manchmal hat man auch im Rathaus ungebetene Gäste", schrieb er auf der Plattform X. "Aber unsere Demokratie ist stark und wehrhaft." Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) repostete Tschentschers Mitteilung mit den Worten "Hamburg ist sich einig!".

Thering: "Weidel ist in Hamburg nicht willkommen"

Auch CDU-Landes- und Fraktionschef Dennis Thering äußerte sich kritisch zum Besuch Weidels im Rathaus. "Es ist traurig, dass in unserer schönen Freien und Hansestadt Hamburg heute eine Anhängerin Russlands auftritt und ihren Hass verbreitet", schrieb er bei X. Wer Hass und Hetze säe, brauche sich über Protest nicht zu wundern. "Ich schließe mich an, Alice Weidel ist in Hamburg nicht willkommen!"

Nockemann über Reaktionen empört

AfD-Fraktionschef Dirk Nockemann zeigte sich von der Reaktion Tschentschers empört. "Während friedfertige Bürger unserer Veranstaltung beiwohnen möchten, planen Linke gewaltsame Blockaden", sagte er. "Anstatt diese Gewaltandrohungen konsequent zu verurteilen, fällt dem Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher nichts weiter sein, als von 'ungebetenen Gästen' im Rathaus zu fabulieren und die Stimmung weiter anzuheizen."

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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 16.01.2025 | 19:30 Uhr

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