Prozess: Sexuelle Belästigung in Hamburger Justiz
Eine versehentliche Berührung am Bein, ein beiläufiges Streicheln am Rücken. Wo fängt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz an?
Um diese Frage geht es seit Freitag in einem Prozess vor dem Hamburger Amtsgericht. Angeklagt ist ein 57-jähriger Mitarbeiter der Hamburger Staatsanwaltschaft.
Unangenehm und übergriffig
Auf den ersten Blick mögen es Kleinigkeiten gewesen sein: Der Stuhl des Ausbilders steht so nah, dass sein Oberschenkel, den der Kollegin berührt. Seine Hand liegt auf ihrer Schulter, begleitet von einer Bemerkung zu ihrer Figur. Für sie fühlt sich all das zu nah an. Es sei unangenehm und übergriffig. Die Frauen, die während ihrer Ausbildung in der Geschäftsstelle der Staatsanwaltschaft mit dem nun Angeklagten zu tun hatten, haben nichts gesagt.
"Er fasst mich ständig an"
Er war der Ausbilder, und sie waren diejenigen, die von ihm eine gute Bewertung brauchten, um im Job übernommen zu werden. Bis vor einem Jahr hatten sie nichts gesagt, bis zwei Kolleginnen zufällig in der Teeküche zusammenstanden. Da platzte es aus der einen heraus: "Er fasst mich ständig an", erzählte sie ihrer Kollegin, und diese sagte: "Mich auch."
Angeklagter sei sich keiner Schuld bewusst
Drei Frauen haben den Ausbilder schließlich angezeigt. Und der? Sei sich keiner Schuld bewusst. Es habe jeder ein anderes Empfingen von Nähe, sagt der Angeklagte. Seit die Vorwürfe bekannt wurden, ist er vom Dienst freigestellt. Der Prozess geht nächste Woche weiter.