Köln-Fans in Hamburg offenbar von HSV-Hooligans angegriffen

Stand: 19.01.2025 19:29 Uhr

Auf dem Hamburger Kiez soll laut Polizei am Sonnabend eine Gruppe von mehr als 150 vermummten HSV-Hooligans feiernde Fans des 1. FC Köln angegriffen haben. Mindestens zwei Menschen wurden laut Polizei dabei verletzt.

Die Attacke ereignete sich am Nachmittag vor dem abendlichen Spiel der beiden Teams in der 2. Fußball-Bundesliga. Auf einem Video ist zu sehen, wie mehrere Köln-Fans vor einer Bar auf dem Kiez stehen. Plötzlich tauchen Dutzende schwarz gekleidete, mit Masken und blauen Schals vermummte Personen auf. Die mutmaßlichen HSV-Hooligans greifen die Bar-Gäste an. Sie schlagen offensichtlich wahllos auf Männer und Frauen ein. Ein Mann geht zu Boden - mehrere Vermummte schlagen und treten ihn. Auch Flaschen werden geworfen.

Zeuge: Köln-Anhänger feierten friedlich

Ein Zeuge des Vorfalls sagte dem NDR, die meisten der Köln-Anhänger seien ganz normale Fans gewesen, die friedlich gemeinsam feierten und ganz offensichtlich keine Ultras. Die Bereitschaftspolizei rückte nach NDR Informationen erst nach rund 20 Minuten auf dem Kiez an - da waren die Angreifer schon verschwunden.

Ein Blaulicht leuchtet auf einem Polizeifahrzeug. (Symbolfoto) © IMAGO / teamwork
AUDIO: Mutmaßliche HSV-Anhänger greifen Köln-Fans an (1 Min)

Polizei überprüft mehr als 400 Personen

Die Polizei hat nach eigenen Angaben nach dem Angriff mehr als 400 Personen überprüft. Bei der Überprüfung der Personen seien mehr als 60 Vermummungsmaterialien und mutmaßliche Tatkleidung sichergestellt worden. Gegen mehrere Personen wurden Platzverweise für den Stadtteil St.Pauli ausgesprochen. Das für Sportgewalt zuständige Landeskriminalamt habe wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs und der Körperverletzung die Ermittlungen aufgenommen, teilte die Polizei mit.

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HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz © Witters

Kuntz "fassungslos": HSV verurteilt "beschämende Gewalt" gegen Köln-Fans

Zugleich baten die Hanseaten bei den Betroffenen sowie dem Liga-Konkurrenten ausdrücklich um Entschuldigung. mehr

Kölns Geschäftsführer Keller: "Das ist asozial"

Kölns Geschäftsführer Christian Keller verurteilte die Angriffe. "Was heute Nachmittag passiert ist, dafür fehlen mir die Worte. Nach meinem Kenntnisstand waren die FC-Fans wirklich harmlos", sagte er am Sonnabend. "Wenn harmlose Passanten von vermummten Halbstarken angegriffen werden, wenn auf Frauen und Alte eingeschlagen wird, das ist dermaßen asozial, das habe ich selten gesehen."

Stellungnahme des HSV

Am Sonntag reagierte auch der Hamburger SV. Cornelius Göbel, Direktor Fans, Kultur & Markenidentität, nahm in einem Interview auf der Internetseite des Vereins Stellung. "Ich war und bin schockiert von diesen Vorfällen, gerade wenn man sich die Intensität der Gewalt vor Augen führt. Uns im Stadion, die wir mit diesen Videos konfrontiert wurden, erging es sicherlich wie allen Betrachtern. Wir sind bestürzt und können nicht fassen, dass solche Aggressionen gegen offensichtlich harmlose Anhänger und Sympathisanten aus Köln gerichtet wurden; insbesondere, weil auch Frauen und ältere Menschen betroffen waren", sagte er.

Entschuldigung bei Opfern

Der HSV distanzieren sich von diesem Verhalten und wolle über den 1. FC Köln Kontakt mit möglichen Opfern knüpfen. Göbel: "Im Namen des HSV entschuldigen wir uns bei den Betroffenen und unbeteiligten Personen sowie beim 1. FC Köln ganz ausdrücklich." Man versuche, die Vorfälle aufzuarbeiten. 

HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz neben NDR 90,3 Moderatorins Nicole Steins © NDR Foto: Lars Pegelow
AUDIO: Interview mit HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz (13 Min)

HSV-Vorstand Kuntz "fassungslos"

HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz sagte in der Sendung "Sportplatz" bei NDR 90,3 am Sonntagabend, er sei angesichts der Attacke "fassungslos". Gerade mache der HSV sportlich wieder positive Schlagzeilen, da sorge das "bekloppte Vorgehen" von einigen wenigen für negative Schlagzeilen im Zusammenhang mit dem Klub. Viele Fans würden vorbildliche Sozialarbeit leisten. Er sei verärgert und wütend darüber, dass deren Arbeit durch solche Attacken überschattet würden.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 19.01.2025 | 09:00 Uhr

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