Jahrestag des Hamas-Angriffs: Scholz bei Gedenkzeremonie in Hamburg

Stand: 08.10.2024 06:18 Uhr

Ein Jahr nach dem Terrorangriff der radikal-islamistischen Hamas auf Israel hat am Montagabend in Hamburg-Eimsbüttel eine Gedenkveranstaltung in der Synagoge Hohe Weide stattgefunden - unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nahm daran teil.

Vor Beginn der Zeremonie gab der Kanzler ein kurzes Statement vor der Synagoge ab: "Wir sind immer noch erschüttert. Und deshalb ist es auch zu bedrückend zu wissen, dass unverändert unzählige israelische Bürgerinnen und Bürger, auch viele davon deutsche Staatsbürger, in Gaza inhaftiert als Geiseln gehalten werden." Scholz betonte, es sei nun notwendig, dass es bald zu einem Waffenstillstand komme, verbunden mit der Freilassung der Geiseln. Außerdem hob er hervor, dass Deutschland seine Verantwortung wahrnehmen müsse, insbesondere angesichts des zunehmenden Antisemitismus, der im Land heute eine größere Rolle spiele als in den vergangenen Jahren.

Videos
Politikerin Bettina Martin spricht bei einer Gedenkveranstaltung in einer Synagoge in Schwerin. © Screenshot
4 Min

Hamas-Angriff auf Israel jährt sich zum ersten Mal

Für Israelis und auch deutsche Juden und Jüdinnen war der 7. Oktober 2023 ein Schock. In vielen Orten wird an die Opfer erinnert. 4 Min

Tschentscher: "Wir schützen und stärken das jüdische Leben"

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher bekräftigte, man stehe fest an der Seite der Jüdischen Gemeinde in der Hansestadt. "Wir schützen und stärken das jüdische Leben als einen wichtigen Teil unserer Stadtgesellschaft", sagte der SPD-Politiker laut einer am Sonntag verbreiteten Mitteilung der Senatskanzlei im Vorfeld der Veranstaltung in der Synagoge, an der er auch persönlich teilnahm.

Tschentscher erklärte, mit ihrem brutalen Angriff auf Israel habe die Hamas eine Eskalation der Gewalt in Nahost ausgelöst, die zu zahlreichen weiteren Opfern, zu massiver Zerstörung und großem Leid in der Region geführt habe. Und: "Unsere Sicherheitsbehörden gehen konsequent gegen antisemitische und islamistische Aktivitäten vor." Die internationale Staatengemeinschaft müsse sich "für einen Waffenstillstand einsetzen, die Zivilbevölkerung schützen und eine Lösung finden, die die Existenz Israels und Palästinas gewährleistet und den Menschen in Nahost ein Leben in Sicherheit und Frieden ermöglicht", so Tschentscher. Vor der Synagoge gedachten etwa 500 Menschen der Opfer des Terrorangriffs der Hamas auf Israel. Die Veranstaltung in der Synagoge wurde stark gesichert.

Opposition fordert offizielle Gedenkveranstaltung

Eine offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt gab es nicht. Die CDU-Opposition in der Bürgerschaft kritisierte das. Hamburg sei das einzige Bundesland ohne eine solche Zeremonie, sagte Fraktionsvizin Anke Frieling.

Hamas-Angriff löste Gaza-Krieg aus

Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der radikal-islamistischen Hamas und anderer Gruppen mehr als 1.100 Menschen in Israel getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser für den bis heute andauernden Gaza-Krieg. In dem Küstengebiet starben seitdem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde rund 42.000 Menschen. Die Behörde differenziert nicht zwischen Bewaffneten und Zivilisten. Die UN haben diese Angaben als glaubhaft eingestuft.

Schulbehörde ruft zu besonderer Achtsamkeit auf

Die Hamburger Schulbehörde rief die Schulen der Stadt anlässlich des Jahrestages zu besonderer Achtsamkeit auf. Den Schülerinnen und Schülern solle Zeit und Raum gegeben werden, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und ihre Gefühle zu teilen, hieß es in einem Schreiben der Behörde.

Demonstrationen bereits am Wochenende

Am Sonntag waren wie in vielen anderen deutschen Städten auch in Hamburg rund 400 Menschen auf die Straße gegangen, um an das Schicksal der von der Hamas verschleppten israelischen Geiseln zu erinnern. An einer pro-palästinensischen Demonstration am Sonnabend nahmen etwa 1.000 Menschen teil.

Weitere Informationen
Rebecca Vaneeva blickt in die Kamera. © NDR Foto: Caroline Schmidt
5 Min

Wie haben Juden in Hamburg den 7. Oktober erlebt?

Das Sicherheitsgefühl für deutsche und israelische Juden in Deutschland ist seit dem 7. Oktober erschüttert, beschreibt Rebecca Vaneeva, Präsidentin jüdischer Studierender Nord. 5 Min

Porträtfoto des Politikwissenschaftlers Simon Fuchs. © Peter Himsel Foto: Peter Himsel
6 Min

Experte zu Israel: Das Land scheint im "ewigen 7. Oktober" verhaftet

Israel stößt seine Partner vor den Kopf und braucht sie gleichzeitig, sagt Nahost-Experte Simon Wolfgang Fuchs von der Hebräischen Universität Jerusalem. 6 Min

Auf einer Solidaritätsdemo in Oldenburg wird eine Flagge von Israel hochgehalten. (Archivbild) © NDR Foto: Sebastian Duden

Jahrestag: Niedersachsen gedenkt des Angriffs der Hamas auf Israel

Hunderte Menschen haben der Opfer vom 7. Oktober 2023 gedacht. In Hannover zeigten sie Solidarität mit Palästina und Israel. mehr

Mehrere Fahnen auf einer Demonstration © NDR Foto: NDR Screenshot

Kiel: 200 Menschen gedenken Terrorangriff auf Israel

Direkt daneben positionierte sich eine pro-palästinensische Demonstration mit etwa 40 Menschen. Beide Veranstaltungen blieben friedlich. mehr

Eine Plakatwand mit Informationen über bevorstehende Veranstaltungen in Israel © picture alliance/dpa/AP | Oded Balilty

Jahrestag: Hamas-Terror und seine Folgen für Religionsgemeinschaften

Was sind die Auswirkungen des zunehmenden Nahost-Konfliktes in Deutschland, der vor einem Jahr einen traurigen Höhepunkt fand? mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 07.10.2024 | 15:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Polizeifahrzeuge stehen am Weihnachtsmarkt vor dem Hamburger Rathaus. © picture alliance / ABBFoto

Anschlag in Magdeburg: Mehr Polizei auf Hamburger Weihnachtsmärkten

Politiker in Hamburg zeigen sich nach dem Anschlag in Magdeburg erschüttert. Die Polizei erhöht ihre Präsenz auf Weihnachtsmärkten in der Hansestadt. mehr