Chormusik

Rachmaninows Ganznächtliche Vigil mit dem Chorwerk Ruhr

Sonntag, 13. Oktober 2024, 17:00 bis 18:00 Uhr

Florian Helgath in der Mitte des Chorwerks Ruhr © Christian Palm
Florian Helgath in der Mitte des Chorwerks Ruhr © Christian Palm
Das Chorwerk Ruhr und Florian Helgath.

"Ich habe kürzlich eine Doku gesehen über Ultra-Trail-Lauf in den Bergen und da hab‘ ich mir gedacht, das ist auch so ein bisschen wie Rachmaninow", sagt der Dirigent Florian Helgath. Was er meint: Die Tradition, die Rachmaninows "Ganznächtlicher Vigil" zugrunde liegt. Denn Rachmaninow hat ein Konzertstück geschaffen, das von russisch-orthodoxen Kirchenritualen und -texten inspiriert ist. "Es ist ja ein ‚Großes Abend- und Morgenlob‘, eine ‚Ganznächtliche Vigil‘ - das gibt’s ja bei Hochfesten der orthodoxen Kirche, dass man am Abend davor die ganze Nacht durchbetet, ohne zu schlafen. Das ist auch eine Extremerfahrung. Denn aus der Tradition heraus macht man das auch im Stehen, die Nacht durch; und an gewissen Zeiten gibt es dann diese Gebete, die Rachmaninow vertont hat."

Kontemplative Extremerfahrung

Tief beeindruckt von den Kirchenritualen, die er gemeinsam mit seiner Großmutter als Kind miterlebt hatte, schrieb Rachmaninow seine "Ganznächtliche Vigil" op. 37, auch bekannt als "Großes Abend- und Morgenlob", eine etwa 70-minütige Adaption, die er bewusst für den Konzertsaal komponierte. Im Rachmaninow-Jahr 2023 haben Florian Helgath und das Chorwerk Ruhr das Stück einstudiert, im Rahmen der Ruhrtriennale aufgeführt und anschließend auf CD aufgenommen. "Vor fünf, sechs Jahren hätte ich noch gesagt, Chorwerk Ruhr fühlt sich am wohlsten, wenn wir alte und moderne Musik machen. Wegen der Art der Stimmen, der Ausrichtung des Profils und die Erfahrung, die der Chor schon gemacht hat, die eher von der alten und vor allem der neuen Musik kommt, weil wir sehr viel Zeitgenössisches, Uraufführungen, ganz verrückte Sachen machen. Wo ich immer so dachte: Vielleicht ist das nicht unser Kernrepertoire, die große Romantik, die Chorsinfonik, die 'großen Schinken' - sag ich jetzt mal -, sondern eher a cappella. Und wenn wir jetzt Richtung Rachmaninow schauen, vom Klangbild, vom chorischen Klangbild, das dann wirklich schwerer, größer, umfangreicher ist, hätte ich mich vor fünf, sechs Jahren noch nicht so 'rangetraut oder wäre vielleicht gar nicht auf die Idee gekommen", erklärt Helgath.

Eigener Klang für spätromantisches Repertoire

Entstanden ist eine sehr intensive Aufnahme, die klanglich oft an die Grenzen geht, aber stets transparent bleibt. Man erkennt die DNA des Chorwerks Ruhr und seine ihm eigene Mischung der Stimmen. Helgath sagt, dass Stück sei ihm schon immer irgendwie nah gewesen, vielleicht eher unbewusst, aber: "Diese Texte sind natürlich liturgische Texte aus der russisch-orthodoxen Kirche, die, obwohl sie auf russisch sind, mir aber sehr nahe sind. Wenn man sie übersetzt, dann hab‘ ich sie schon sehr oft, z.B. als Kind bei den Regensburger Domspatzen, gesungen. Es sind genau die gleichen Texte wie im Magnificat z.B. oder ein Te Deum oder Ave Maria."

In der Sendung hören Sie Teile aus Rachmaninows 70-minütiger Vesper Op. 37 und ein Gespräch mit Florian Helgath über diese Aufnahme und seine Arbeit mit dem Chorwerk Ruhr.

Eine Sendung von Chantal Nastasi.

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Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

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