Eine Ausgeburt des Unterbewussten: "Karaoke Moon" von Warhaus
Maarten Devoldere, eigentlich Sänger und Gitarrist von Balthazar, hat solo, als Warhaus, das Album "Karaoke Moon" veröffentlicht. Marcel Anders hat reingehört und den exzentrischen Künstler gesprochen.
"Ich hatte ein paar Sitzungen bei einem Hypnose-Therapeuten, um Inspiration zu finden und in Kontakt mit meiner inneren Muse zu treten. Ich habe die Unterhaltungen aufgenommen, um interessante Sachen festzuhalten, die dabei entstanden sind. Und ich habe Klavier und Keyboards unter Hypnose gespielt, was für coole Ideen gesorgt hat. Nur: Wenn man mich fragt, worum es auf dem Album geht, dann ist es das, was ich da von mir gegeben habe." So beschreibt Maarten Devoldere "Karaoke Moon" - das neue Album seines sehr erfolgreichen Solo-Projekts namens Warhaus. Denn eigentlich ist Devoldere seit 20 Jahren hauptberuflich der Sänger und Gitarrist des belgischen Indie-Pop-Duos Balthazar.
Inspiration aus dem Unterbewusstsein
Das eigene Unterbewusstsein anzapfen, das Analytische, Rationale und Vertraute abstreifen - ein ungewöhnlicher Ansatz, der für ein spannendes Album sorgt: "Karaoke Moon" ist der vierte Alleingang des 36-jährigen Belgiers und ein musikalisches Ausrufezeichen. Im Gegensatz zum Vorgänger-Album "Ha Ha Heartbreak" geht es diesmal nicht um die therapeutische Aufarbeitung einer gescheiterten Beziehung, sondern um surreale Kurzgeschichten, die wie Träume oder Filme anmuten. Hier ist das Leben ein Glücksspiel voller Illusionen, toxischer Männlichkeit, oberflächlichen Begegnungen, körperlichem Verfall und ewiger Suche. Alles Indizien für eine handfeste Midlife-Crisis - sagt Devoldere selbst.
"Ich habe den nächsten Abschnitt meines Lebens erreicht: Ich bin 36 und frage mich, wie es weitergeht. Wie führe ich ein erwachsenes Leben und bin gut zu Freunden und Partnern? Bist du jünger, ist es cool, wilde Partys zu feiern. Wirst du älter, ist es irgendwann lächerlich, daran festzuhalten. Deshalb musst du herausfinden, was als nächstes kommt. Bei mir hat das mit ein bisschen Verspätung eingesetzt - ich bin immer noch dabei, es herauszufinden."
Bariton-Gesang und cineastisches Flair
Die Texte auf "Karaoke Moon" sind tiefgründige Gedanken, die Marteen wahlweise mit triefendem Zynismus oder einer Flut an starken Metaphern und Figuren ausschmückt. Dem steht die Musik in nichts nach: Die zehn Stücke sind mutige Grenzgänge zwischen Orchester-Pop, Jazz, Folk und atmosphärischem Spoken Word - zwischen Leonard Cohen, Nick Cave, Tom Waits und Serge Gainsbourg. Was sie verbindet: ein Bariton-Gesang und cineastisches Flair. Es ist das Produkt monatelanger Studioarbeit: "Zuerst hatte ich 30 Pop-Songs. Doch mein Produzent meinte nur: 'Die sind okay. Aber: Ich weiß, dass du das klassische Songformat beherrscht. Du musst mich schon mit etwas anderem überraschen.' Also fing ich an, aus gängigen Strukturen auszubrechen und habe mich vom 3-Minuten-Format konventioneller Pop-Songs verabschiedet."
Das ist ihm gelungen - und damit geht Maarten Devoldere im nächsten Jahr auf Deutschland-Tour. Einziger Termin in Norden: Sonnabend, 22. März 2025, im Hamburger Mojo Club.