Auf der Suche nach dem wahren Selbst: "When I Get Through"
Sarah Walk hat bereits zwei viel beachtete Alben veröffentlicht. "When I Get Through" ist das Erste unter dem Namen Breymer. Es lässt sich als autobiografisches Konzeptalbum bezeichnen - mit großer Pop-Sensibilität.
"When I Get Through" heißt dieses ebenso mutige wie berührende Singer-Songwriter-Album. Emotional, aber ohne jedes Pathos singt Breymer (non-binär) von den seelischen Auf und Abs zwischen dem Entschluss und der tatsächlichen operativen Brustentfernung, einer Mastektomie. Die Songs erzählen von den Unwegbarkeiten einer solchen Entscheidung, von Zweifeln oder dem Unverständnis anderer.
"Ich habe das ganze Album während des Prozesses geschrieben - mit all den damit verbundenen Gefühlen. Das war innerhalb von ein bis zwei Jahren", erinnert sich Breymer. "Über ein Konzept hatte ich mir gar keine Gedanken gemacht, aber die Songs hatten einfach alle mit dem Thema zu tun. Als ich mich einmal entschlossen hatte, das zur Story des Albums zu machen, gingen die restlichen Songs sehr schnell.“
Intim und offen zugleich
Das Album beginnt mit dem Song "The Truth", in dem Breymer einem Freund das erste Mal von dem Vorhaben erzählt. Die fragile Atmosphäre hat auch damit zu tun, wie der Song aufgenommen wurde: "Das, was man in dem Song hört, bin ich in meinem Zimmer, aufgenommen mit dem Smartphone. Dazu haben wir nachträglich ein paar Arrangementdetails hinzufügt, aber wir wollten die Verletzlichkeit, die in der Lo-Fi-Aufnahme steckt, bewahren."
Was habe ich da nur gesagt - und warum hast du so lange damit gewartet, mir mitzuteilen, dass dich das verletzt hat. Breymer: Better Friend
In "Better Friend" geht es um Missverständnisse in einer Freundschaft, die dadurch zu zerbrechen droht - eine Situation, die Breymer in dem Song darauf zurückführt, selbst unachtsam gegenüber anderen gewesen zu sein. Der Gesang klingt dabei so nahbar und ungekünstelt, dass man meint der Szene beizuwohnen. Die Dramaturgie der Musik tut ihr Übriges: Eine stimmige Kombi aus Electro-Soundscapes und natürlichen Instrumenten setzt den Inhalt dynamisch und fantasievoll in Szene.
(Self-)Empowerment durch Musik
Verletzlichkeit, manchmal auch Verzweiflung, bei der ein grundsätzlicher Optimismus im Hintergrund resoniert, dominiert das Album. Es ist pures Empowerment - allerdings nicht kalkuliert, sondern von innen heraus. "Ich habe einfach nur über meine Wahrheit geschrieben, wie ich das immer tue, dazu gehört auch oft die Unsicherheit, die ich empfinde", erklärt Breymer. "Ehrlich zu sein ist für mich die kreativste Art zu schreiben. Dabei denke ich nicht wirklich daran, wie das auf andere Leute wirkt."
Vielleicht ist es gerade das, was die Wirkung von Breymer's "When I Get Through" so groß macht.