Ukulele & Barock: Mezzosopranistin Laila Salome Fischer
Laila Salome Fischer hat ihre Gesangskarriere als Sopranistin gestartet, doch irgendwann gemerkt, das ist nicht die richtige Stimmfarbe für sie. Jetzt fühlt sie sich als Mezzosopranistin wohl. Vor allem gefallen ihr männliche Rollen.
Im Internet findet sich ein kurioses Video: Darin steht die junge Mezzosopranistin Laila Salome Fischer auf einer kleinen Bühne und begleitet sich selbst auf der Ukulele, während sie makellos live vor Publikum die berühmte Arie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte singt. Vielleicht beschreibt das am besten das musikalische Spektrum dieser bemerkenswerten Sängerin: Es reicht von Barock bis Pop. Nach festen Opernengagements in Dresden und Lübeck und mehreren Soloalben ist sie zwischen Köln, Wien und Norddeutschland unterwegs. Ihre Ukulele hat Laila Salome Fischer immer im Gepäck, auch bei ihrem Liveauftritt in der Sendung NDR Kultur EXTRA. Musikalisch unterstützt wird sie hier von der lettischen Pianistin Linda Leine, die unseren Flügel bereits gut kennt.
Als Sängerin hast du mit deiner Stimme in den vergangenen Jahren eine Veränderung durchgemacht: Du bist als Sopranistin eingestiegen, man findet dich mit Videos als "Königin der Nacht", das hohe F sitzt. Heute bist du Mezzosopranistin. Wie ist das passiert?
Laila Salome Fischer: Die Stimmfach-Frage war tatsächlich etwas, was sich irgendwie immer bei mir durchgezogen hat. Das war schon eine Frage, als ich als Jugendliche bei "Jugend musiziert" mitgemacht habe. Dort hieß es, dass meine Stimmfarbe nicht eindeutig sopranig war, sondern eher Mezzo, und bei meiner Aufnahmeprüfung war das auch eine Frage. Ich hatte immer viele Mezzo-Arien im Repertoire, wollte aber immer die "Königin der Nacht" singen. Das war mein Kindheitswunsch. Ich hatte am Anfang meines Studiums nicht mal ein hohes C drauf, was ich sicher singen konnte. Aber ich konnte Pfeiftöne bis ganz oben machen. Es hieß, wenn Pfeiftöne da sind, dann kann man die an den Körper anbinden. Da muss man bloß technisch arbeiten. Das habe ich gemacht. Ich habe die Fs immer noch, aber brauche sie jetzt nicht mehr so häufig. Die "Königin der Nacht" war tatsächlich meine erste Hauptrolle, die ich auf der Bühne gesungen habe. Das klingt jetzt blöd, aber da habe ich mich schnell gelangweilt. Denn wenn man gerne spielt, ist die Königin gar nicht so eine interessante Partie.
Für Viele ist die "Königin der Nacht" schon das Nonplusultra, wenn sie in die Oper gehen und diese Arie erleben dürfen.
Fischer: Diese Arie ist natürlich auch Nervenkitzel. Wenn man das F sicher hat, hat man keine große Angst. Man weiß, bei dieser Arie geht es genau um diesen einen Ton und wenn man den aus irgendeinem Grund an dem Tag nicht richtig drauf hat, dann hat man verkackt, auch wenn der Rest wunderbar war. Schauspielerisch hat man als Königin nie was zu tun. Man steht da, strahlt, sieht böse aus, singt und geht in die Kantine. Das hat mich irgendwann gelangweilt. Ich wollte die Rolle der Pamina haben und hatte auch schon bei anderen lyrischeren Sopran-Partien gemerkt, dass sich irgendetwas immer komisch anfühlt. Ich konnte das alles machen, aber es hat sich nie angefühlt, als ob ich frei singen könnte. Der Lehrer, mit dem ich zu der Zeit gearbeitet habe, meinte irgendwann: "Immer da, wo alle Soprane anfangen zu drücken, habe ich das Gefühl, deine Stimme geht erst so richtig auf. Bringe nächste Woche mal ein paar Mezzo-Arien mit." Ich dachte, der spinnt. Ich singe momentan ganz viel Koloratursopran und soll jetzt Mezzo-Arien mitbringen? Dann habe ich die vorbereitet und mitgebracht und dachte: Darf sich Singen so gut anfühlen? Da sagte er: "Der Job ist hart genug. Das, was du machst, darf sich gut anfühlen." Von heute auf morgen habe ich entschieden, dass ich noch die Sachen in meinem Fach zu Ende mache und mich dann auf meinen Fachwechsel vorbereite. Meine Stimme hat sich langsam klanglich angepasst. Wenn man die ganze Zeit immer in einem sehr hohen - für einen persönlich - unnatürlichen Raum singt, geht es nicht um einzelne Spitzentöne, es geht um die Range, in der man sich die meiste Zeit aufhält. Die Spitzentöne habe ich noch. Ich baue manchmal noch ein hohes Es in irgendeine Arie ein.
Du spielst manchmal mit der Ukulele die "Königin der Nacht" in Konzerten.
Fischer: Ja, aber die kann ich auch notfalls mal ein bisschen runter tunen, wenn ich mich nicht danach fühle. Das bekommt keiner mit. Rein theoretisch habe ich die Fs immer noch. Ich möchte das jetzt nicht mehr singen, weil ich das nicht mehr übe und merke, dass meine Stimme tatsächlich jetzt in ihrem Zuhause angekommen ist. Natürlich ist es trotzdem noch genug Arbeit, aber ich merke, wie meine Stimme sich natürlich nachgefärbt hat und sich jedes Jahr mehr in diese Richtung entwickelt.
Ich habe durch Zufall einen ganz schönen Satz gelesen mit der Mezzosopranistin Joyce DiDonato, die gesagt hat, dass Mezzo-Stimmfach ist deswegen das Allerbeste, weil Mezzosopranistinnen alles dürfen. Ihr dürft die Jungs singen, Prinzessinnen, ihr seid Königinnen oder Zicken. Das Mezzofach deckt ganz viel ab.
Fischer: Das stimmt total. Man hat viel mehr Partien zur Auswahl, was das Rollenprofil angeht. Ich muss sagen, vor allem die Jungs machen viel Spaß.
Wenn man dich einlädt, muss man wissen, dass man sich zwei Identitäten einlädt: Laila, die Opernsängerin und UkeLaila, das ist dein Künstlername, wenn du Ukulele spielst und singst. Das Schöne daran ist, das du das total schubladenfrei machst. Ich habe Videos von dir gesehen, da begleitest du dich selber und singst Barockmusik. In anderen Videos singst du Popmusik, ein Cover von Adele oder auch mal Helene Fischer mit "Atemlos". Woher kommt diese Liebe zur Ukulele?
Fischer: Die kam tatsächlich ganz profan, als ich mit 15 Jahren das erste Mal den Film "Manche mögen's heiß" gesehen habe. Da hat Marilyn Monroe diesen wunderbaren Satz gesagt: "Ich spiele die Ukulele, und ich singe auch." Ich habe gedacht, das will ich auch sagen. Ich fand es so witzig. Man hört sie nie Ukulele spielen. Ich glaube, sie spielt nicht wirklich Ukulele in diesem Film. Aber ich fand das irgendwie toll. Zu meinem nächsten Geburtstag, der war nämlich kurz danach, habe ich mir eine Ukulele gewünscht und netterweise auch von meinen Eltern geschenkt bekommen, mit einem Lernbuch, wo die ersten Akkorde und ein bisschen Melodiespiel dabei war. Das habe ich angefangen und kurz danach auf eine Klassenfahrt mitgenommen und dann Straßenmusik gemacht.
Das Gespräch führte Anna Novák.