CD Cover: Yves Castagnet: Magnificat
Yves Castagnet (Orgel), Thais Rai, Anouk Defontenay, La Maitrise Notre-Dame de Paris, © Warner Classics
CD Cover: Yves Castagnet: Magnificat
Yves Castagnet (Orgel), Thais Rai, Anouk Defontenay, La Maitrise Notre-Dame de Paris, © Warner Classics
CD Cover: Yves Castagnet: Magnificat
Yves Castagnet (Orgel), Thais Rai, Anouk Defontenay, La Maitrise Notre-Dame de Paris, © Warner Classics
AUDIO: Album der Woche: Yves Castagnet - Magnificat (5 Min)

Album der Woche: "Magnificat" von Yves Castagnet

Stand: 08.12.2024 06:00 Uhr

Beim Label Warner hat man für die Wiedereröffnung der Pariser Kathedrale Notre-Dame vorab ein Werk aufgenommen, das am 9. Dezember erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wird: das neue "Magnificat" des in Paris geborenen Yves Castagnet.

von Christoph Vratz

Die ersten Bilder deuten es an: Sie wirkt luftiger und heller denn je. Das Licht flutet durch den ehemals eher düster wirkenden Innenraum. Die Pariser Kathedrale Notre-Dame wird nach dem verheerenden Brand im April 2019 wiedereröffnet.

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Klänge voller Vorfreude und Dankbarkeit

Nein, auch wenn auf dem Cover dieses neuen Albums die festlich angestrahlte Kathedrale von Notre-Dame zu sehen ist - entstanden ist die Aufnahme rund zweieinhalb Kilometer westlich, in der Basilika Sainte-Clotilde, wo einst César Franck mehr als drei Jahrzehnte lang seinen Dienst als Organist verrichtet hat.

Es sind Klänge, die ihre Wurzeln an der Schnittstelle zur Kirchenmusik in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben könnten: geboren aus dem Geist Gabriel Faurés hin zu Jean Langlais, Maurice Duruflé oder Jehan Alain. Diese Musik aber stammt von Yves Castagnet.

Castegnet, geboren 1964, ist seit mehr als dreieinhalb Jahrzehnten Titularorganist an der Chororgel von Notre-Dame. Zu seinem musikalischen Alltag zählt auch das "Magnificat", das in der katholischen Kirche im allabendlichen Vesper-Gottesdienst erklingt. Der Text handelt von Maria, die ihrer Cousine Elisabeth einen Besuch abstattet: Beide Frauen sind schwanger und voller Vorfreude und Dankbarkeit.

Yves Castagnets subtile Klangsprache

Castagnet hat sein "Magnificat" während des Lockdowns, im Frühjahr 2020, komponiert, und damit rund ein Jahr nach Ausbruch des Feuers in Notre-Dame. Im Beiheft erklärt er, dass seine Liebe zum "Magnificat" auch durch die Vertonung Johann Sebastian Bachs wesentlich geprägt ist. Doch Castagnet ist kein Epigone, er ahmt weder das barocke Vorbild noch die französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts nach. Er nimmt allenfalls vorsichtig Anleihen und formt daraus - mit sehr behutsamen Mitteln, mit seinen Farben und Harmonien - eine eigene Klangsprache, und die ist sehr subtil: nie schwelgerisch, sondern eher schwebend, engelhaft.

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Eine hörenswerte Einspielung

Henri Chalet leitet die Maîtrise Notre-Dame de Paris, Castagnet selbst spielt die Orgel. Man darf also darauf vertrauen, dass diese Aufnahme sich immer nah an den Vorstellungen ihres Komponisten bewegt. Der Chor singt mit größter Vertrautheit, als sei dies kein frisches Werk, sondern als habe er es schon jahrelang im Repertoire.

Wer einmal die Maîtrise in Notre-Dame singend erlebt hat, wird diese Eindrücke bei dem neuen Album automatisch wiederaufleben lassen, auch wenn es sich um eine neue Komposition handelt. Und Neugierige, die Entdecker unter uns, kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Zu guter Letzt gibt es noch drei Psalm-Vertonungen, die Castagnet bereits zwischen 1996 und 2011 komponiert hat - eine gelungene Abrundung dieser hörenswerten Einspielung.

Magnificat

Zusatzinfo:
Yves Castagnet (Orgel), Thais Rai, Anouk Defontenay, La Maîtrise Notre-Dame de Paris
Label:
Warner Classics

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Sonntag | 08.12.2024 | 10:20 Uhr

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Klassik

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