Led Zeppelin: Künstlerische Freiheit ohne Kompromisse
Als Led Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page für ein Album in den 70ern im Studio seine Gitarrensounds einspielte, war Peter Urban live dabei. Im Podcast Urban Pop teilt er seine Erinnerungen.
"Ich war früher oft in England, las damals in Musikzeitschriften von dieser neuen Band Led Zeppelin und ihrem Gitarristen Jimmy Page", erinnert sich NDR Musikexperte Peter Urban im Podcast Urban Pop. "Ich kannte Jimmy Page als einen Gitarristen, der für Studioproduktionen spielte. Als ich hörte, dass er mit Led Zeppelin eine Band gegründet hatte, war ich skeptisch. Als ich das Album hörte, wurde mir aber klar, wie gut er war. Das waren dramatische Sounds mit unglaublicher Atmosphäre."
Für ihr erstes Album erhielten Page, Plant, Bonham und Jones vom Musiklabel Atlantic Records gleich stolze 200.000 Dollar - eine ungewöhnlich hohe Summe für eine bis dahin noch völlig unbekannte Band: "Der Aretha Franklin-Produzent Jerry Wexler hörte bei Atlantic Records ihre Musik und fand: Das hat Potenzial. Für die Band war das ein sehr guter Deal."
Pressestatement sorgt für schlechte Kritiken
In einem ersten Pressestatement von Atlantic Records wurde Led Zeppelin als unbekannte Band angekündigt, die "in die Fußstapfen von Cream und Jimi Hendrix" trete. Peter Urban erklärt: "Der Vergleich klang ein bisschen großkotzig, das kam in der englischen Presse überhaupt nicht gut an." So erhielten Led Zeppelin von Anfang an schlechte Kritiken und Gegenwind von der Presse. "Aber als das erste Album rauskam, wurde es vom Publikum gefeiert."
Dass Urban später persönlich bei einer Albumproduktion der Band dabei sein würde, ahnte er damals noch nicht. Anfang der 70er-Jahre saß er zwei Tage in einem Regieraum in den Londoner Abby Road Studios, in denen damals auch die Beatles aufnahmen, durfte dort live zuhören: "Ich kannte den Singer-Songwriter Roy Harper. Der Manager hatte mich mitgenommen. Ich hörte, wie Jimmy Page Gitarre spielte. Das war rückblickend eines meiner größten Erlebnisse."
Vielseitige Sounds und künstlerische Freiheiten
Der Sound von Led Zeppelin lässt sich nicht auf Heavy Metal reduzieren, findet Urban. Auch Einflüsse aus Blues, Jazz und Folk sowie sanfte Töne sind in Stücken zu hören.
In einem jüngeren Interview betonte Led Zeppelin-Sänger Robert Plant, dass sie damals große künstlerische Freiheit genossen und keine Kompromisse machen mussten. So veröffentlichten Led Zeppelin in England ausschließlich Alben und keine Singles. Zudem fokussierten sie sich auf Tourneen, gaben nur selten TV-Auftritte.
Lange Songs
Diese künstlerische Freiheit erlaubte der Band außerdem, unüblich lange, komplexe Stücke zu kreieren. So ist der wohl bekannteste Led Zeppelin-Song "Stairway to Heaven", der auf ihrem vierten Album erschien, über acht Minuten lang. Für Urban ist der Song mit seinem sanften atmosphärischen Start und seiner sich steigernden Dynamik ein episches Meisterstück: "Ich appelliere daran, die Nummern von Led Zeppelin ganz zu hören. Es gibt sanfte Sounds, Pausen, dann wieder dynamisches Ups und Downs - dafür ist Led Zeppelin mustergültig."
Plant gefällt "Stairway to Heaven"-Text nicht mehr
Robert Plant schrieb den Text für "Stairway to Heaven" angeblich in nur zehn Minuten. Heute distanziert er sich vom Text, empfindet diesen rückblickend als "schwülstig und pompös". Erzählt wird die Geschichte einer Frau, die zu viel will und wenig gibt, die den "Stairway to Heaven" also die Treppe zum Himmel hinaufgehen will.
There's a lady who's sure, all that glitters is gold
and she's buying a stairway to heaven
When she gets there, she knows, if the stores are all closed
with a word, she can get, what she came for
Ooh, ooh, and she's buying a stairway to Heaven
AUSZUG AUS "STAIRWAY TO HEAVEN"
Rechtsstreit um Intro
Umstritten ist die Rockballade wegen angeblicher Ähnlichkeiten ihres Intros mit dem Intro des Songs "Taurus" von Spirit. "Die Verwandtschaft der Songs ist nicht ganz zu leugnen", findet auch Musikredakteur Ocke Bandixen. Urban pflichtet ihm bei: "Sowohl Spirit als auch Led Zeppelin spielten Ende 68, Anfang 69 auf einer amerikanischen Tournee. Man kannte sich. Und ich denke, Led Zeppelin kannte den Song "Taurus". Wenn man die beiden Intros nacheinander hört, dann hört man auch, das ist identisch."
Page und Plant wiesen die Vorwürfe als "lächerlich" zurück. Als der Prozess 2020 endete, befanden die Richter, dass kein Plagiat vorliegt, die Band gewann. Urban resümiert: "Die Begründung ist aus meiner Sicht auch korrekt: Solche Gitarrentöne - rauf und runter - sind Standard, besonders in der klassischen Gitarrenmusik."
Tod von Bonham bedeutete Ende von Led Zeppelin
Im Jahr 1980 starb Schlagzeuger John Bonham im Alter von 32 Jahren durch einen Unfall. Nach exzessivem Alkoholkonsum hatte er sich schlafen gelegt, woraufhin sich Erbrochenes in seiner Lunge ansammelte, was zu einem Lungenödem führte.
Jimmy Page berichtete dem Rolling Stone später, Bonham sei an diesem Tag in schlechter emotionaler Verfassung gewesen. Nach dem Tod Bonhams beschlossen die anderen Mitglieder das Ende der Band. Led Zeppelin sei eine Herzensangelegenheit und jedes Mitglied für das Endergebnis wichtig gewesen, so die Begründung. Page betonte: "Wäre ich gestorben, hätten die anderen genauso entschieden."
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