Paula Kommoss: Frischer Wind und klare Vision für Kunstverein
Neue Impulse erhofft sich der Vorstand der Lübecker Overbeck-Gesellschaft von Paula Kommoss. Die neue Direktorin will zeitgenössische Kunst für alle zugänglich machen und vor allem das jüngere Publikum ansprechen.
Die Overbeck-Gesellschaft in Lübeck hat eine bewegte Zeit hinter sich: Betrugsvorwürfe gegen den ehemaligen Direktor hatten die traditionsreiche Institution erschüttert. Jetzt soll mit der neuen Direktorin Paula Kommoss ein Neuanfang gelingen. Sie bringt internationale Erfahrung und frischen Wind nach Lübeck. Die 35-Jährige hat eine klare Vision für die anstehenden Kunstausstellungen der Overbeck-Gesellschaft:
"Ich möchte diese Räume noch einmal neu entdecken, und zwar nicht nur alleine, sondern am liebsten mit den Mitgliedern des Kunstvereins, mit dem Publikum, was hierher kommt und durch eine Perspektive einer Künstler:in, die ich hierhin eingeladen hab. Ich möchte diesen Raum öffnen, möchte Geschichten erzählen, die so noch nicht erzählt worden sind. Ich möchte, dass internationale Perspektiven auf eine lokale Perspektive treffen und die miteinander in den Austausch kommen und sich das Ganze immer weiter dreht."
Betrugsvorwürfe gegen Vorgänger
Kommoss hat im In- und Ausland Erfahrungen gesammelt: Frankfurt, Freiburg, Venedig. Sie kennt die Kunstszene und hat Ideen, die sie nun nach Lübeck bringt. Doch sie kommt in ein Umfeld, in dem es zuletzt viel Unruhe gegeben hatte. Ihr Vorgänger wurde 2023 entlassen. Der Grund: Ihm wird gewerbsmäßiger Betrug vorgeworfen. Er soll durch Scheinrechnungen einen Schaden von über 200.000 Euro verursacht haben - und das so erschlichene Geld für private Anschaffungen verwendet haben. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Lübeck Anklage gegen ihn erhoben. Für die Overbeck-Gesellschaft war das ein herber Schlag. Doch der Verein möchte sich jetzt neu ausrichten - und die Aufmerksamkeit wieder auf die Kunst richten:
"Für mich ist das ein ganz klarer Neubeginn hier. Weil ich damit gar keine Berührungspunkte hatte, musste ich mich damit gar nicht auseinandersetzen und freue mich, wenn ich mit meinen Ideen und mit meinem Programm einen neuen, frischen Blick auf diese Räumlichkeiten richten kann", erklärt Kommoss.
Kommoss überzeugt Vorstand mit Vision und Künstler-Netzwerk
Auch der Vorstand ist überzeugt, mit Paula Kommoss die richtige Wahl getroffen zu haben - und damit nun den Fokus auf zeitgenössische, junge und auch feministische Kunst setzen zu können. "In den Bewerbungsgesprächen hat sich Paula Kommoss bravourös durchgesetzt. Zum einen mit einer künstlerischen Vision, Feminismus gehört dazu. Auch mit einem tollen Netzwerk von jungen Künstlern und nicht zuletzt mit ihrer gewinnenden Art. Und der Fähigkeit, diese Inhalte auch zu transportieren", erklärt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Jan-Henrik Pratje.
Zeitgenössische Kunst für alle zugänglich machen
Kommoss könnte der gesamten Lübecker Kunstszene neue im Impulse geben. Ihr besonderes Anliegen: den Kunstverein zu einem Ort zu machen, an dem zeitgenössische Kunst für alle zugänglich und erlebbar wird:
"Ich glaube, Kunstvereine sind niederschwellige Anlaufstellen für zeitgenössische Kunst. Da ist ein Kunstverein in Lübeck perfekt, um auch jungen Menschen zu zeigen, was ist zeitgenössische Kunst, was machen diese Künstler:innen. Man kann die auch persönlich kennenlernen, bei einer Eröffnung zum Beispiel, oder auch bei einer Führung. Ich freue mich, hier auch ein jüngeres Publikum willkommen zu heißen", so Kommoss.
Zum Auftakt zeigt Paula Kommoss Mitte Februar eine Ausstellung der zypriotischen Künstlerin Maria Toumazou. Ein Neustart für den Lübecker Kunstverein.