Kann ich meinen Augen trauen?: "Illusion" in Hamburger Kunsthalle
Die neue Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle: "Illusion: Traum - Identität - Wirklichkeit" befasst sich auf beeindruckende Weise mit der Täuschung in der Kunst. Gezeigt werden Werke aus mehreren Jahrhunderten.
Seit der Antike beschäftigt Kunstschaffende das Thema der visuellen Täuschung, des Verbergens des Offensichtlichen. In zehn Kapiteln zeigt die Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle die verschiedenen Facetten der Illusion. Es sind mehr als 150 Werke zu sehen: von Gemälden über Skulpturen bis hin zu Installationen. Sie stammen aus verschiedenen Epochen von den Alten Meistern bis hin zur Gegenwart.
In einem fensterartigen Durchbruch ragen liebevoll verschränkte Hände aus der Wand. Darin eingebettet liegt eine tote Amsel auf dem Rücken. Wer genauer hinschaut bemerkt plötzlich, dass sich ihr Brustkorb leise atmend hebt und senkt. "Das ist eine Arbeit von Elmgreen und Dragset, einem skandinavischen Künstlerduo. Die beiden sprechen die Besucherinnen und Besucher auf einer emotionalen Ebene an. Das ist so eine Täuschung: Man weiß, dass der Vogel nicht real ist, aber dadurch, dass er eben bewegt wird, spürt man unweigerlich Mitleid mit ihm und es berührt einen und man wird auf der emotionalen Ebene angesprochen", erklärt die Kuratorin Sandra Pisot.
Alte Meister neben Zeitgenossen im direkten Vergleich
Sandra Pisot hat häufig ein altes Werk neben ein zeitgenössisches Werk gehängt, als sie die Schau zusammengestellt hat. Das sei besonders faszinierend, denn es sei offensichtlich, dass sich Künstlerinnen und Künstler über die Jahrhunderte hinweg mit diesem Thema beschäftigen. Zum Beispiel mit Maskerade: Ein schelmisch grinsender Jüngling hält eine Pfannkuchenmaske mit Mund-, Augen- und Nasenlöchern in der Hand. Das Gemälde von Godfried Schalcken aus dem 17. Jahrhundert hängt in unmittelbarer Nähe zu acht zeitgenössischen Fotos der amerikanischen Verwandlungskünstlerin und Fotografin Cindy Sherman. Sie tritt auf jedem Foto in einer anderen Frauengestalt auf.
"Dieses Spiel mit den Identitäten, sein wahres Ich zu verbergen, einfach mal jemand anderes sein zu können, wenn man sich eben eine Maske aufsetzt - das kommt von Totenmasken, von Karnevalsmasken, das hat auch eine sehr sehr lange Tradition. Und das finde ich sehr spannend", erzählt Pisot. Die Art wie Künstlerinnen und Künstler sich damit auseinandersetzen, sei über die Jahrhunderte vergleichbar.
Beeindruckende, sehr umfassende, tolle Ausstellung
Marc Chagalls Radierung "Der Hirsch, der sich im Wasser spiegelt" hängt neben dem Foto eines sich über eine glatte Wasseroberfläche beugenden Eisbären in Hagenbecks Tierpark aus dem Jahr 2019. Eines der vielen fast zeitlos wirkenden Nebeneinander aus verschiedenen Epochen. Das Zoofoto stammt vom Schauspieler Lars Eidinger, der bereits vor drei Jahren mit seinen Fotokunstwerken hier in der Kunsthalle vertreten war. Ein Video Eidingers wirkt irritierend. es zeigt vermeintlich übereinander ins Nichts fahrenden Rolltreppen aus dem KADEWE in Berlin und erinnert stark an die drei verrückten Treppen von MC Eschers berühmten Holzschnitt "Relativität", das ebenfalls hier zu sehen ist.
Ganz aktuell ist auch "Conspiracy Theory" des in Berlin lebenden Künstlers Andreas Greiner: Eine KI generierte, angenehme Stimme aus einem Lautsprecher fängt mit dem Betrachtenden einen freundlichen Dialog an. Man fühlt sich wohl, angenehm behandelt - bis die noch immer extrem freundliche Stimme plötzlich Befehle erteilt: "Knie nieder! Und denk dran: Mich kann man nicht abschalten!" Eine sehr beeindruckende, sehr umfassende, tolle Ausstellung zum Jahresende! Mit viel Zeit genießen!
Kann ich meinen Augen trauen?: "Illusion" in Hamburger Kunsthalle
"Illusion: Traum - Identität - Wirklichkeit" - eine beeindruckende Schau zur Täuschung in der Kunst durch die Jahrhunderte.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall 5
20095 Hamburg - Telefon:
- 040-428131-200
- E-Mail:
- info@hamburger-kunsthalle.de
- Öffnungszeiten:
- Dienstag - Sonntag: 10 - 18 Uhr
Donnerstag: 10 - 21 Uhr