"Slow Burn" am Hamburg Ballett: Starke Frauen im Mittelpunkt
Mit "Slow Burn" präsentierte der neue Ballettintendant der Hamburgischen Staatsoper, Demis Volpi, am Sonntag seine zweite Premiere. Ein zweiteiliger Abend mit Stücken der kanadischen Choreografin Aszure Barton und dem weltbekannten Kollegen William Forsythe.
Eine Choreografie, die weise Frauen feiert und ein Stück über explosives Tanztraining in der Pandemie: Die Premiere "Slow Burn" - was so viel ausdrückt wie "langsames Wachsen tiefer Gefühle" - in der Hamburgischen Staatsoper schafft es, etwas zusammenzubringen, was auf den ersten Blick eigentlich nicht viel miteinander zu tun hat.
Elektropop: Ungewohnte Töne in der Hamburger Staatsoper
Die Musik klingt wie im Club, gehört aber zu einem Ballett in der Staatsoper. Die experimentellen Töne sind nicht ganz so vertraut an diesem Ort: Elektropop von James Blake, britischer Singer-Songwriter und vielbeachteter Grammy-Preisträger.
William Forsythe, Ballettrevolutionär, Erneuerer des klassischen Tanzkataloges mit seinen strengen Positionen, hat eine Leistungsschau kreiert. In engen schwarzen Trikots zeigen die Tanzenden in rasanter Geschwindigkeit das, was sie täglich trainieren - normalerweise allerdings zu klassischer Musik: Armhaltung, halbe Spitze, Drehungen und Schwünge, an der Ballettstange und im Raum. Die Tänzer und Tänzerinnen heben ab. Ihre Schnelligkeit und Eleganz rauben einem den Atem.
"The Barre Project" von Ballettrevolutionär William Forsythe
Entstanden ist "The Barre Project" in der Corona-Zeit. Sich zum täglichen Training an der Ballettstange zu treffen - alternativlos für Balletttänzer, um fit zu bleiben - war damals nur über Video möglich. Inspiriert von James Blakes Elektropop-Kompositionen entwickelte Forsythe das Projekt weiter für die Bühne.
Ein klassisches Fest, getanzt auf diese energiegeladene, moderne Musik. Das kam beim Publikum gut an. "Das hat gezeigt, wozu die Stange da ist und was man damit macht. Ich fand es ganz toll, dass alle einzeln getanzt haben auf der Bühne, weil man das so selten sieht", erzählt eine Besucherin.
Aszure Barton: Ihre Choreografie feiert weise Frauen
Die kanadische Choreografin Aszure Barton hat ein wunderbar weiches Ballett für die Hamburger Compagnie kreiert, mit bauschigen, romantisch-modernen Kostümen der Designerin Michelle Jank. Alle Stoffe dafür wurden aus dem Kostümfundus der Staatsoper recycelt und in Orangetönen eingefärbt - Farbe der Freude für die Choreografin.
Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, die eine stille Weisheit in sich tragen. Sie werden exzellent getanzt von Silvia Azzoni und Madoka Sugai. Gebeugt kommen sie zuerst daher und wackeln mit dem Kopf - wie alt geworden. In beeindruckenden Bildern erzählt das Stück dann über ihre erworbene Stärke: wenn jede mit aller Kraft alle anderen hinter sich herzieht, wenn sie ihren Partner liebevoll tragen, sich gegenseitig und andere auch im Trubel unterstützen.
Musik von Ambrose Akinmusire: "Er sieht Musik und ich höre Bewegung"
Getragen wird das Stück von der Musik des Jazzkomponisten Ambrose Akinmusire. Ein Auftragswerk, extra für diese Uraufführung komponiert. Sie erzählt die Episoden mit: mal leise und zart, mal voller Spannung, fast wie im Film. "Er hat ein tiefes Verständnis von Bewegung", sagt Aszure Barton über die Zusammenarbeit mit Akinmusire, "er sieht Musik und ich höre Bewegung".
"Slow Burn" ist eine bewegende, überraschende, mutige Premiere. Getraut hat sich das der neue Ballettintendant an der Staatsoper: Demis Volpi war mit dem Wunsch angetreten, dem Hamburger Publikum neue Tanzsprachen zu präsentieren. Unterschiedlicher konnten sie nicht sein. Aber sie haben eine Gemeinsamkeit: das klassische Ballett. Und dieser Abend zeigt die große Kraft dieses Tanzes.
"Slow Burn" am Hamburg Ballett: Starke Frauen im Mittelpunkt
Der Abend mit Stücken der kanadischen Choreografin Aszure Barton und dem weltbekannten Kollegen William Forsythe hat am Sonntag Premiere gefeiert.
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Hamburgische Staatsoper
Dammtorstraße 28
20354 Hamburg - E-Mail:
- ticket@staatsoper-hamburg.de
- Preis:
- Zwischen 7 und 119 Euro