Schauspielhaus Kiel zeigt "Der Besuch der alten Dame"
Es gehört zu den meistgespielten Stücken überhaupt: "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt. Das Kieler Schauspielhaus hat das Werk des Schweizer Schriftstellers "entstaubt".
Wer als Regisseurin vor großen Klassikern zurückschreckt, ist wohl schnell abgehängt, wie das Dorf Güllen im Stück "Der Besuch der alten Dame". Bevor Annette Pullen den Stoff inszenieren konnte, musste sie der einstigen Pflichtlektüre erstmal ein Makeover verpassen: "Interessanterweise finde ich auch, dass man wirklich den Staub rausschütteln muss und gut einstreichen, die Geschichte verdichten und verknappen muss und dann bleibt fast schon ein Krimiplot über. Ich hoffe ja, dass es uns gelingt, gerade auch junge Leute fürs Theater zu begeistern, indem wir nämlich eine Geschichte von Menschen unserer Zeit erzählen."
Es ist die Geschichte eines Dorfes, das Geld braucht - und einer ausgestoßenen Frau, die Rache will.
"Wollen sie Gerechtigkeit, Claire Zachanassian?"
"Ich kann sie mir leisten. Eine Milliarde für Güllen, wenn jemand Alfred Ill tötet."
Szene aus "Der Besuch der alten Dame"
Geld oder Moral?
Sie will ihn büßen lassen, den Mann, der sie als 17-Jährige schwängerte, sitzen ließ und zum Gespött der Leute machte. "Das ist viel spannender, die da so proaktiv zu erzählen", erzählt Hauptdarstellerin Ellen Dorn. "Sie ist ja auch sehr klug. Sie könnte ja einen Auftragskiller finanzieren, das wäre ja auch wesentlich finanziell günstiger, aber sie macht das sehr klug. Sie lässt den Güllenern, also den Leuten in diesem Städtchen, das sie da besucht, die Entscheidungsfreiheit."
Die plötzliche Kaufkraft im Dorf ist angsteinflößend für den einstigen Liebhaber. Ob die Dorfbewohner sich für Geld oder Moral entscheiden? Das Kieler Schauspielhaus liefert die Antworten vorläufig noch bis zum 23. März 2025.