Ein als antiker Herrscher inszenierter Mann auf einer dunklen Bühne mit erleuchtetem Kreuz im Hintergrund in Jelineks Stück "Endsieg" im Hamburger Schauspielhaus. © Thomas Aurin
Ein als antiker Herrscher inszenierter Mann auf einer dunklen Bühne mit erleuchtetem Kreuz im Hintergrund in Jelineks Stück "Endsieg" im Hamburger Schauspielhaus. © Thomas Aurin
Ein als antiker Herrscher inszenierter Mann auf einer dunklen Bühne mit erleuchtetem Kreuz im Hintergrund in Jelineks Stück "Endsieg" im Hamburger Schauspielhaus. © Thomas Aurin
AUDIO: Jelineks "Endsieg" am Schauspielhaus: Nix als Wortgeklingel (3 Min)

Popzitate und Horrorclowns: Jelineks "Endsieg" am Schauspielhaus

Stand: 07.12.2024 10:25 Uhr

Nach nur zwei Wochen Probezeit hat das Hamburger Schauspielhaus Elfriede Jelineks druckfrischen Text über Trumps Wahlsieg in der Regie von Falk Richter auf die Bühne gebracht. Doch er bietet bis auf Wortgeklingel nichts Neues.

von Peter Helling

Der Applaus ist enden wollend. Man freut sich, weil man verstanden hat. Es ist ein einfach zu lesender Theaterabend, auf dem groß "Jelinek" und der martialische Titel "Endsieg" steht. Der Wahlsieg von Donald Trump wird hier als Wiederkehr des Heilands besungen, natürlich mit ironischem Verweis auf evangelikale Kirchen in den USA.

Tolle Ästhetik und doch langweilig

Mit dem "gesamte Lametta, also von Amüsieren, zynisch bis hin zu sprachlos", beschreibt eine Besucherin den Theaterabend. Ein Mann ist etwas verhaltener: "Es war eine sehr kurze Probenzeit, das hat man schon gemerkt, das hat sich sehr schnell verbraucht. Aber grundsätzlich tolle Ästhetik und doch begeisternd, was hier in zwei Wochen geschaffen wurde."

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Im Grunde aber sind eineinhalb Stunden selten so lang und langweilig: Wir sitzen hier sozusagen in einem Donald Trump-Gottesdienst mit Kreuz und Altar und aufwendigen Lichteffekten. Das Ensemble gibt alles, um dieser szenischen Einrichtung den Look einer Falk-Richter-Inszenierung zu geben.

Videoschnipsel bis die Augen schmerzen

Popzitate, Horrorclowns, Gesang vor Greenscreen, große Gesten, ständige Ironie, Live-Gitarre. Dazu aufwendige Videoschnipsel im Hintergrund, die über eine Leinwand huschen, bis einem die Augen wehtun: Insta-Videos aus dem Wahlkampf von Donald Trump etwa über Kamala Harris: "Eine gackernde Irre, weiß nicht mal ihre eigene Farbe auswendig, dabei schaut sie doch ständig in den Spiegel."

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Perücken für alle, blonde Perücken, denn die Gefolgschaft um Trump ist ja blond, spielt Country-Gitarre oder steht am Grill. Klischee nach Klischee. Außerdem wird das Attentat auf Trump im Juli aufwändig in Zeitlupe nachgespielt, handwerklich 1A. Aber sonst?

Mit dem Trump-Tanz wird es bodenlos

Dieser Abend reproduziert Bilder und Texte über Trump und seinen Wahlsieg, die wir alle längst kennen. Auch Elfriede Jelinek liefert bis auf Wortgeklingel nichts Neues. "Das Wasser wird mehr, es schwillt an, dafür reden die Menschen jetzt nicht mehr so geschwollen daher", heißt es einmal in dem Stück.

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Man hat an diesem Theaterabend das unangenehme Gefühl, dass wir, das Publikum im Schauspielhaus, die Bubble sind, die sich über Trumps Wähler heimlich amüsiert.

Spätestens, wenn das Publikum aufgefordert wird, den eckigen roboterhaften Trump-Tanz nachzuahmen, stürzt der Abend ins Bodenlose. Zu "Y.M.C.A" von Village People gibt es klare Anweisungen von der Bühne: "Ihr nehmt einfach die Hände, ihr macht kleine Fäuste, so ein bisschen locker."

Die Pointe fehlt

Angekündigt ist der Abend als politisch-künstlerische Aktion. Davon ist nichts zu spüren, so auch das Fazit eines Besuchers: "Ja, es war jetzt eigentlich wenig unerwartet, für mich hat so ein bisschen die Pointe gefehlt."

Weitere Vorstellung von Jelineks "Endsieg“ am Deutschen Schauspielhaus gibt es bis Ende Januar.

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