Der Pantomime Milan Sladek, Ende der 1980er Jahre bei einem Fernsehauftritt in Köln. © picture alliance / Sammlung Richter | Sammlung Richter/HG

Pantomime Milan Sladek mit 86 Jahren gestorben

Stand: 05.12.2024 14:37 Uhr

Der slowakische Pantomime und Regisseur Milan Sladek ist tot. Er wurde 86 Jahre alt, teilt die slowakische Nachrichtenagentur TASR mit. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings in der Tschechoslowakei 1968 arbeitete er über lange Jahre in Deutschland.

Der viele Jahre in Köln tätige slowakische Pantomime und Regisseur Milan Sladek ist gestorben. Er wurde 86 Jahre alt, teilt die slowakische Nachrichtenagentur TASR mit. Die Familie habe der Stadtverwaltung von Povazska Bystrica, wo Sladek aufgewachsen war, am Mittwoch seinen Tod bestätigt, ohne Zeit und Ort zu nennen. Die slowakische Kulturministerin Martina Šimkovičová Kulturministerin der Slowakei würdigte Sladek auf Facebook und schrieb: "Er war ein außergewöhnlicher Künstler und schaffte das, was viele vergeblich versuchen, nämlich seine Kunst für alle Menschen zu gestalten. Eine Sprachbarriere kannte seine Kunst nicht, weil er alle seine Gefühle, Gedanken und Fantasien mit seinem Körper ausdrücken konnte."

Das erste Pantomimen-Ensemble in der Tschechoslowakei

Ein älterer Mann schaut in die Ferne. © picture alliance/dpa/tasr | Dano Veselský Foto: Dano Veselský
In Köln eröffnete Milan Slaedk 1974 das Theater Kefka, benannt nach der Kunstfigur Kefka.

Geboren wurde Sladek am 23. Februar 1938 in der kleinen slowakischen Gemeinde Strezenice. Er studierte zunächst an der Theaterfakultät der Kunsthochschule in Bratislava und dann in Prag, wo er sein erstes Pantomimen-Ensemble gründete. Damit war es das erste überhaupt in der Tschechoslowakei. Er war so erfolgreich, dass er 1962 eine eigene Pantomime-Abteilung am Slowakischen Nationaltheater in Bratislava gründen konnte und zu zahlreichen Auslandsgastspielen eingeladen wurde.

Ihn zog es von Schweden, nach Deutschland in die Slowakei

Die Niederschlagung des Prager Frühlings in der Tschechoslowakei durch die Truppen der Sowjetunion und ihrer Verbündeten 1968 unterbrach seine Karriere in der Heimat abrupt. Er emigrierte zunächst nach Schweden und ließ sich dann in Deutschland nieder. In Köln eröffnete er 1974 das Theater Kefka, benannt nach der Kunstfigur Kefka, mit der Sladek schon Jahre zuvor auch in Deutschland bekannt geworden war. Nach dem Ende des Kommunismus 1989 kehrte er in die Slowakei zurück und leitete in Bratislava ein eigenes Theater sowie eine eigene Ausbildungsinstitution für Pantomime.

Sladeks Leidenschaft: Theaterprojekte und Lehrtätigkeiten

2002 kehrte Sladek wieder nach Deutschland zurück, wo er neben seiner Arbeit in Köln auch internationale Theaterprojekte mitorganisierte. Dazu gehörte etwa eine Inszenierung der Dreigroschenoper in der japanischen Hauptstadt Tokio. Schon zuvor hatte er Lehrtätigkeiten unter anderem an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste in Essen begonnen. Auch im hohen Alter blieb Sladek aktiv und organisierte noch im vergangenen Jahr ein Festival in Köln, wie damals die "WAZ" berichtete.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 05.12.2024 | 16:00 Uhr

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