Eine Bühne mit einem roten Vorhang, davor stehen viele rote Stühle in verschiedenen Reihen. © Comödie Lübeck GmbH Foto: Comödie Lübeck GmbH
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Eine Bühne mit einem roten Vorhang, davor stehen viele rote Stühle in verschiedenen Reihen. © Comödie Lübeck GmbH Foto: Comödie Lübeck GmbH
AUDIO: Freie Kulturszene in SH ist besorgt wegen Kulturkürzungen (4 Min)

Kulturkürzungen: Freie Kulturszene in SH ist besorgt

Stand: 15.10.2024 09:12 Uhr

Kunst kostet, egal ob in Museen, Kinos, Theatern oder auf Konzertbühnen. Künstler und Veranstalter stecken Geld in ihre Produktionen und müssen das irgendwie finanzieren. Nicht nur durch Einnahmen, es gibt auch Zuschüsse, doch die bleiben auch mal aus.

von Julian Marxen

Öffentliche Zuschüsse für die Kultur kommen häufig vom Bund. Aber in einigen Bereichen plant Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) kräftig zu kürzen. Für die sechs Bundeskulturfonds sollen die Mittel 2025 fast halbiert werden. Auch in den Kommunen sind die Kassen klamm. Gerade bei der Kultur wird oft gespart. Das alles trifft besonders die kleineren Kulturschaffenden in der sogenannten "Freien Szene", zum Beispiel in Schleswig-Holstein.

Comödie Lübeck: Ticket-Einnahmen alleine reichen nicht für Finanzierung

In der "Comödie Lübeck" wird momentan Agatha Christies "Mausefalle" geprobt. In ein paar Tagen ist Premiere. Theater-Chef Michael Knoll freut sich darauf. Doch er weiß, dass solche Produktionen Geld kosten: "Wir liegen bei etwas über 10.000 Euro Pacht. Außerdem kommen noch die Nebenkosten und die Personalkosten dazu. Dann sind wir bei circa 17.000 bis 18.000 Euro im Monat."

Die "Comödie" in der Lübecker Altstadt hat 170 Plätze und treue Besucher. Doch die Ticket-Einnahmen alleine reichen auf Dauer nicht aus. Das Theater hofft auf Zuschüsse durch die Hansestadt Lübeck. Der geht es aber finanziell schlecht. Die Verwaltung hat vorerst eine Haushaltssperre verhängt. Was aus seinem Förderantrag wird, weiß Michael Knoll nicht: "Deswegen bastelt man natürlich auch an anderen Ideen, wie zum Beispiel einem Förderverein, um eventuell Stiftungsgelder beanspruchen zu können, damit man zusätzliche Gelder generiert."

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Kulturszene: Von der Stadt aufs Land

In Negenharrie bei Neumünster findet das "Lalafestival" statt. Mehrere Tage im Sommer gibt es dort DJs, Livebands, Workshops und Theater. Der Verein, der das alles auf die Beine stellt, zählt jedes Jahr ungefähr 1.000 zahlende Gäste. Durch die und viele ehrenamtliche Helfer hat sich das "Lalafestival" lange Zeit finanziell getragen, bis Corona kam, berichtet Organisator Benno Trabandt: "Mit der einsetzenden Preissteigerung, haben wir das in der Nach-Corona-Zeit nicht mehr hinbekommen. Durch die Initiative Neustart Kultur haben wir glücklicherweise zweimal eine Förderung für das Festival erhalten."

Wegfall von Fördergeldern für Kulturszene

Doch jetzt befürchtet der Landeskulturverband drastische Einschnitte für die Freie Szene, weil Zuschüsse vom Bund wegbrechen könnten. Und auch Benno Trabandt macht sich Sorgen: "Ein kompletter Wegfall der Fördergelder müsste für uns bedeuten, dass wir uns sehr einschränken, was die Vielfältigkeit des Angebots angeht. Das wir wieder zu Künstlerinnen und Künstlern gehen und fragen: 'Könnt ihr nicht noch ein bisschen günstiger spielen oder eure Gage spenden?' Das ist uns natürlich sehr unangenehm, weil wir möchten, dass die Kulturschaffenden zumindest ein Stückweit von ihrer Kunst leben können."

Spenden aus dem Mittelstand statt größere Sponsoren

Eine Möglichkeit wäre, sich größere Sponsoren zu suchen, die dann beworben werden. Doch davor ist der gemeinnützige Verein immer zurückgeschreckt. Kommerz und Konsum passe nicht zum "Lalafestival", meint der Organisator: "Wir haben uns ein bisschen im norddeutschen Mittelstand umgehört, von denen haben wir Materialspenden bekommen, Essenspenden, mit denen wir unsere Künstlerinnen und Künstler verpflegen können. Außerdem haben wir kleinere Geldbeträge gespendet bekommen. Den Weg wollen wir jetzt weitergehen."

Künstlerin Synje Norland hat Crowd-Funding Kampagne gestartet

Sie hat Gedichte von Theodor Storm mit eigener Lyrik verwoben und daraus Songs kreiert, die Sängerin Synje Norland. Es ist ihr neuestes Projekt. Dafür hat sich die nordfriesische Singer-Songwriterin finanzielle Unterstützung zum Beispiel aus der Storm-Stadt Husum gewünscht. "Ich hatte dort gefragt, ob sie das fördern wollen. Ich dachte, es gibt einen lokalen Bezug. Da bin ich aber leider auf taube Ohren gestoßen."

Ebenfalls gut gebrauchen könnte Synje Norland Fördergeld für die Produktion kostspieliger Musikvideos. Doch sie weiß, dass es aktuell schwierig ist für Musikerinnen und Musiker, öffentliche Gelder zu bekommen. Die Künstlerin hat deshalb für ihr Storm-Projekt eine Crowd-Funding-Kampagne gestartet. Mehr als 9.500 Euro haben Menschen dabei gespendet. "Eine große Hilfe", betont Synje Norland: "Ich weiß nicht, ob ich es nochmal machen möchte. Ich habe mich wie eine Bittstellerin vor meinem eigenen Publikum gefühlt. Das ist anders, als wenn ich eine Förderung beim Land beantrage. Ich bin ganz dankbar dafür, dass alles geklappt hat, aber ob ich es nochmal machen würde, weiß ich nicht."

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 15.10.2024 | 07:40 Uhr

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