"The Hollow Places": Horror-Story in einer lebensfeindlichen Welt
"The Hollow Places" erinnert an die Fantasyreihe "Die Chroniken von Narnia", aber T. Kingfisher macht aus dem Stoff etwas ganz Eigenes. Die Autorin schreibt witzig, pointiert und mit gutem Dialog- und Situationstiming.
Stephen King, der Meister der Horrorliteratur, hat einmal drei Arten des Grauens in seinem Genre definiert. Die da wären: Schrecken, Horror und Ekel. Und um das gleich zu verraten, alle Merkmale sind in T. Kingfishers Roman "The Hollow Places" vertreten.
Ein Portal in eine rätselhafte Welt
Beginnen wir mit dem Schrecken: Die Mittdreißigerin Kara zieht nach ihrer Scheidung zu ihrem Onkel Earl. Der betreibt in einem Nest in North Carolina das Gotteslob-Museum für Naturwunder, Kuriositäten und Tierpräparate. In diesem Kuriositätenkabinett hilft Kara jetzt aus und entdeckt eines Tages ein verdächtiges Loch in der Wand des Museums. Dahinter ist ein Gang, der in eine andere Welt führt. Eine stille, fremde Landschaft, bestehend aus kleinen Inseln, bewachsen von Weiden. Nach dem ersten Schrecken beginnt Kara, begleitet von ihrem exzentrischen Nachbarn Simon, die Parallelwelt zu erkunden. Sie finden einen ausgedienten Schulbus und in ihm den Horror:
Ich merkte, dass die Sitzreihen nicht leer waren, sondern voller Kinder. Allerdings befanden sie sich nicht auf den Sitzen, sondern darin. Ich konnte sehen, wie sie sich unter dem grünen Leder bewegten und es von innen ausbeulten. Es schmiegte sich an ihre Gesichter und Schultern und spannte sich straff über ihre ausgestreckten Hände. Wollten sie raus? Schwer zu sagen. Leseprobe
Kara und Simon sind geschockt und wollen nur noch eines: wieder nach Hause. Blöd nur, wenn man vergessen hat, sich den Rückweg zu merken und alles gleich aussieht.
Tückische Weidenbäume und unheimliche Gestalten
Natürlich erinnert "The Hollow Places" an die Fantasyreihe "Die Chroniken von Narnia", aber T. Kingfisher macht aus dem Stoff etwas ganz Eigenes. Eine wilde Geschichte über eine lebensfeindliche Welt, in der Weiden eine sehr unrühmliche Rolle spielen, über einen Otter, der alles ins Rollen bringt und über etwas Körperloses, das von menschlichen Gedanken angelockt wird:
Etwas Abwesendes schlich durch die Weiden. Kein Geist oder Gespenst, und auch keine optische Täuschung. Es war nicht hier, huschte aber trotzdem dicht an uns vorbei, und kurz kam uns das Summen so nah, dass meine Rippen vibrierten. Leseprobe
Horrorgeschichten sind nicht jedermanns Sache. T. Kingfishers Roman ist also garantiert was für Fans des Genres. Aber auch Leserinnen und Leser, die sich nicht unbedingt gern gruseln, könnten "The Hollow Places" mögen. Denn die Autorin schreibt witzig, sehr pointiert und mit gutem Dialog- und Situationstiming. Und sollten Sie jetzt noch auf den Ekel, also das dritte Merkmal der Horrorliteratur warten, dann bleibt nur der Hinweis, das Buch selbst zu lesen.
The hollow places
- Seitenzahl:
- 368 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Amerikanischen von Sonja Bonné
- Verlag:
- Eichborn
- Bestellnummer:
- 978-3-8479-0164-8
- Preis:
- 18 €