Roman "Gussie": Das berührende Schicksal von Auguste Adenauer
Christoph Wortberg hat einen Roman über Gussie Adenauer, die zweite Ehefrau von Konrad Adenauer, geschrieben. Das Buch erzählt die bewegende Geschichte dieser ungewöhnlichen Frau berührend und zu Herzen gehend.
Der Roman beginnt am Ende ihres Lebens: Gussie Adenauer liegt 1948 im Krankenhaus und weiß, dass sie sterben wird. Sie sorgt sich um ihren Mann, der nun zum zweiten Mal Witwer wird, und um ihre Kinder. Ihre schwere Krankheit ist eine Folge ihrer Inhaftierung durch die Gestapo. Gussie und Konrad Adenauer waren Regimegegner. Adenauer hatte sich in einem Kloster versteckt, und seine Frau war dann erpresst worden mit entsetzlichen Drohungen gegen ihre Kinder, bis sie den Ort preisgab.
Konrad und Auguste: Eine besondere Liebesgeschichte
Was geschehen ist, lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Nur ein einziges Mal haben sie darüber geredet, der Rest war Schweigen. Sie haben sich beide geschämt, jeder auf seine Art. Leseprobe
Ausgerechnet die beiden, die als aufrechte Christen gegen die Nazis gekämpft hatten, machten sich Vorwürfe. Christoph Wortberg erzählt von den Anfängen ihrer besonderen Liebesgeschichte. Nach dem Tod seiner ersten Frau fing mit Gussie für Konrad Adenauer ein neues Leben an. In Briefen warb er um sie:
Nun schweigen endlich die Waffen. Da draußen eine untergegangene Welt und in mir ein blühender Garten. Und der Grund dafür, wertes Fräulein Zinsser, sind allein Sie. Leseprobe
Gussie verliebt sich in diesen Mann, obgleich alle in ihrer Familie ihr abraten. Er ist 20 Jahre älter ist als sie und hat drei Kinder. Im Jahr nach der Hochzeit kommt ihr erstes gemeinsames Kind zur Welt, ein kleiner Sohn, der vier Tage nach der Geburt stirbt. Als sie zu Hause ist und die unermessliche Trauer einer Mutter erleidet, kommt Adenauers Tochter Ria aus seiner ersten Ehe zu ihr und zeigt ihr, wie sie selbst, wenn sie um ihre Mutter trauert, die Hände zusammenlegt, zwischen den Daumen in den Hohlraum guckt und sie dann sieht.
Von den Nazis bedroht und gefoltert
Die Trauer um ihr Kind lässt die Familie zusammenwachsen. Sie erleben glückliche Jahre miteinander. Sie lehrt alle Kinder im aufkommenden Nationalsozialismus, aufrechte Menschen zu sein. Adenauer wird als Bürgermeister von Köln abgesetzt, bedroht und verhaftet. Es ist erschütternd, die Geschichte zu verfolgen, wie man Gussie Adenauer dann bedroht und gefoltert hat. Von den Folgen ihrer Haft und den Schuldgefühlen hat sie sich nicht mehr erholt. Zum Schluss kommt Konrad Adenauer mit allen Kindern, um Abschied zu nehmen. Und Ria tröstet sie noch ein letztes Mal:
Ria tritt an ihr Bett. Sie formt ihre Hände zu einer Kugel, hält sie ganz nah ans Gesicht, spreizt die Daumen auseinander. Und sie schaut hinein, in das Dunkel der Kugel, und durch das Dunkel hindurch in eine andere Welt. Und blickt in die Augen eines vier Tage alten Kindes. Ihr Sohn. Ihr kleiner Ferdinand. Komm, Mama, sagt er. Und lächelt. Leseprobe
In meiner Kindheit hörte man die Erwachsenen oft sagen: "Wie haben wir es gut!" Die Generation unserer Eltern hat durchlitten, dass ein politisches System schweres Unheil in jeder einzelnen Familie anrichten konnte. Die Nationalsozialisten sind einmal aus Gründen, die man heute schwer nachvollziehen kann, vom Volk gewählt worden. Das darf man nicht vergessen. Vielleicht klingt der Wunsch schlicht, aber es sei hier einmal so gesagt: Möge so etwas nie wieder geschehen.
Gussie
- Seitenzahl:
- 288 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- dtv
- Bestellnummer:
- 978-3-423-28386-1
- Preis:
- 24 €