"Deadly Game - Die Abrechnung": Michael Caines unterhaltsames Romandebüt
Michael Caine ist mittlerweile 91 Jahre alt. Nun wagt sich die britische Filmlegende zum ersten Mal an einen Roman. Im Krimi "Deadly Game" führt die Spur auf Superbösewicht-Inseln, zu mexikanischen Drogenkartellen und zu englischen Nazi-Hooligans.
Er mag über 90 sein, aber Michael Caine kann Actionszenen schreiben. Als die Polizisten Harry und Iris sich an einem Tatort umschauen, werden sie von Schüssen überrascht.
Reflexartig packte Harry sie und zog sie hinter eines der Sofas. (…) Eine Gestalt kam auf sie zu, ein großer dunkelhaariger Mann in einem schwarzen Overall. Mit seiner Pistole feuerte er drei weitere Kugeln in das Sofa. (…) Jeder Treffer ließ die Polsterung erbeben. (…) Er spähte erneut hinter dem Sofa hervor - und spürte, wie eine weitere Kugel an seinem Kopf vorbeijagte. Leseprobe
Interviews gibt Michael Caine zu seinem Romandebüt, das schon vergangenes Jahr in Großbritannien erschien, keine. Er schreibt aber in seiner Danksagung: "Ich habe schon immer gerne Krimis gelesen und hatte schon seit Jahren die Idee, selbst einen zu schreiben - und ich bin froh, dass das Leben mir endlich die Zeit dazu gegeben hat. Diese Geschichte ist von einer wahren Begebenheit inspiriert (…). Arbeiter haben auf einer Müllkippe im East End Uran gefunden."
So beginnt auch das Buch. Das Uran verschwindet dann aber. Die Polizei setzt Ermittler Harry Taylor und sein mit harten Methoden arbeitendes Team darauf an. Michael Caine nimmt sich viel Zeit, die Teammitglieder vorzustellen. Harry Taylor zum Beispiel, ehemaliger Elitesoldat, der einen 30 Jahre alten Spritschlucker fährt:
Was die jüngeren Mitarbeiter betraf, kam der Besitz eines solchen Autos der Aussage "Der Klimawandel geht mir am Arsch vorbei" ziemlich nahe. (…) Harry hatte nichts gegen Bäume, aber er liebte nun mal Oldtimer, und er wollte verdammt sein, wenn er sich von jemandem vorschreiben ließ, was er fahren durfte und was nicht. Leseprobe
"Deadly Game - Die Abrechnung": Ein Roman "alter Schule"
Man merkt es schnell: Nicht nur der Romanheld, sondern auch der Roman sind "alte Schule". Hier wird geschossen und Frauen sehen durchweg aus wie "Filmstars". Michael Caine war in den 60er- und 70er-Jahren ein großer Actionheld, sein Buch könnte auch gut in der Zeit entstanden sein. Es ist altmodisch, aber nicht unspannend. Die Spur führt zu Superbösewicht-Inseln, zu mexikanischen Drogenkartellen und zu englischen Nazi-Hooligans.
Man schmunzelt auch immer wieder mal. "Deadly Game" erzählt nicht realistisch, es ist alles hemmungslos übertrieben. Ein korrupter Russe und ein falsch spielender Brite versuchen Atomwaffen zu erlangen. Und am Ende gibt es eine Wendung, die so eins zu eins auch in "Mission: Impossible"-Filmen vorkommen könnte. Massenunterhaltung hat Kinostar Michael Caine verstanden. Dass ein 91-Jähriger das Thriller-Rad neu erfindet, muss man nicht erwarten.
Würde nicht "Michael Caine" auf dem Buchcover stehen, es würde sich vermutlich kaum einer für "Deadly Game" interessieren. Aber allein der Name macht neugierig, und als schnelle Unterhaltung funktioniert es. Mit Michael Caines schauspielerischen Fähigkeiten kann das Buch nicht mithalten.
Deadly Game - Die Abrechnung
- Seitenzahl:
- 352 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Aus dem Englischen von Wolfgang Thon
- Verlag:
- Limes
- Bestellnummer:
- 978-3-8090-2786-7
- Preis:
- 24 €