Selfpublishing: Kreative Freiheit - aber auch Erfolg?
Das eigene Buch herauszubringen - das ist ist ein großer Traum für viele. Im Selfpublishing kann dieser Traum wahr werden. Ein Gespräch mit Nadine Föhse, der Ersten Vorsitzenden des Selfpublisher-Verbands.
Frau Föhse, was sind die großen Vorteile und was die großen Schwierigkeiten beim Selfpublishing?
Nadine Föhse: Der größte Vorteil für Autor*innen, die sich für Selfpublishing entscheiden, ist die kreative Freiheit. Sie sind nicht daran gebunden, was ein Verlag sagt oder was der sogenannte Markt will, sondern sie können frei entscheiden, wie das Cover aussehen soll, wie das Lektorat abläuft, wie das Buch später heißen soll. Gerade in großen Publikumsverlagen haben Autor*innen da nicht viel Mitspracherecht - das ist im Selfpublishing ganz anders, da können sie alles komplett selbst entscheiden.
Darin liegt auch so ein bisschen die Krux, denn sie müssen das alles selbst bezahlen: Sie bezahlen die Coverdesigner, die Leute für den Buchsatz, das Lektorat, das Korrektorat und so weiter. Sie treten komplett in Vorkasse, haben dafür aber die volle Kontrolle.
Viele kritisieren die nicht ausreichende Qualitätsprüfung. Wie wird das im Verband gehandhabt?
Föhse: Wir legen großen Wert auf Qualität, und auch unsere Mitglieder möchten qualitativ hochwertige Bücher rausbringen. Das heißt: Wir sparen auf gute Dienstleistungen, wir legen großen Wert darauf, dass alles ordentlich passiert, dass das Lektorat wirklich in die Tiefe geht und qualitativ hochwertig ist. Wir haben auch für die Mitglieder einen Bereich mit Vergünstigungen von Mitgliedern, aber auch von Nichtmitgliedern, die hochqualitative Dienstleistungen anbieten, sodass unsere Mitglieder einen ganzen Pool an Dienstleistern haben, die genauso qualitativ hochwertige Bücher produzieren möchten wie die Autor*innen selbst.
Kann man im Vorfeld sagen, wie viel Lektorat nötig sein wird? Das ist wahrscheinlich sehr unterschiedlich, oder?
Föhse: Genau. Das hängt natürlich davon ab, wie oft der Autor oder die Autorin selbst im Vorfeld schon überarbeitet hat, ob mit Testleser*innen zusammengearbeitet wurde und so weiter. Das ist aber im Verlagswesen nicht anders; auch da sind die Bücher, die in der Rohfassung an den Verlag gehen, von der Qualität her sehr unterschiedlich. Wichtig ist, dass Lektor, Lektorin und Autor, Autorin sehr eng zusammenarbeiten und zusammen das beste Buch schaffen, was möglich ist.
Wie kann man die Kosten kontrollieren, damit es nicht ins Uferlose geht?
Föhse: Natürlich arbeiten auch wir in der Buchbranche mit Angeboten, mit Kostenvoranschlägen und so weiter. Viele Autorinnen und Autoren arbeiten mit Crowdfunding: Sie bieten das Buch bereits im Vorfeld in so einer Art Vorbesteller-Aktion für die Lesenden an und generieren dadurch schon mal Geld, was sie wiederum für Lektorat, Korrektorat und so weiter investieren können. Wir setzen uns aber schon dafür ein, nicht an den Dienstleistungen zu sparen, damit die Qualität nicht leidet.
Sie sagen, die Autorinnen und Autoren sind frei, was zum Beispiel das Cover oder den Buchtitel angeht. Aber die großen Verlage machen das ja nicht umsonst, sondern weil es sich vielleicht besser verkauft. Ist das nicht ein Widerspruch?
Föhse: Nein, finde ich gar nicht. Natürlich achten auch Selfpublisher*innen und Cover-Designer*innen, die mit ihnen zusammenarbeiten, auf Trends, auf das, was aktuell gut funktioniert. Aber im Rahmen dessen können wir natürlich frei entscheiden, was wir veröffentlichen wollen, wie das Cover aussehen soll, welche Farben oder welche Titel wir uns wünschen. Wir könnten natürlich komplett weggehen vom Markt, aber das tun die wenigsten, weil auch wir möchten, dass unsere Bücher kauft werden.
Es gibt einen Unterschied zwischen Selfpublishing und den Angeboten von Druckkostenzuschussverlagen. Wie kann man da schwarze Schafe erkennen?
Föhse: Ein Verlag verlangt niemals Geld von einem Autoren oder einer Autorin. Druckkostenzuschussverlage wollen, dass der Autor, die Autorin in Vorleistung geht und bieten dafür die absurdesten Leistungen an, die teilweise gar nicht haltbar oder finanzierbar sind. Wenn ein Verlag sagt, dass sie das Buch auf jeden Fall veröffentlichen, man solle ihnen aber ein paar tausend Euro dafür vorstrecken, dann sollten Autorinnen und Autoren ganz viel Abstand halten. Im Selfpublishing ist es so, dass wir als Schreibende auf die Dienstleister zugehen und sagen: Ich möchte dich gerne beauftragen, möchtest du mit mir zusammenarbeiten, was soll ich dir dafür bezahlen? Druckkostenzuschussverlage verlangen teilweise Unsummen von Autoren und sagen, sie übernehmen dafür alles, und das Buch wird ein Bestseller - das ist noch nie passiert.
Kann man im Vorfeld schon sagen, welche Bücher ein so geringes Interesse, dass man vielleicht auch abrät?
Föhse: Nein, meiner Erfahrung nach sagt kein Dienstleister, dass ein Buch nicht markttauglich ist. Es kommt schon vor, dass Lektorinnen und Lektoren sagen: Überarbeite lieber noch mal selbst, bevor wir beide zusammen daran arbeiten, weil das sonst so viel Arbeit wäre, dass die Kosten ins Unermessliche steigen.
Also ist es am besten, so ein bisschen in sich hineinzuspüren, ob beide ein Interesse an dem Buch haben?
Föhse: Absolut. Gerade die Dienstleister wollen, dass der Autor oder die Autorin das beste Buch herausbringen kann. Im Druckkostenzuschussverlag geht es nur darum, das bestmögliche Geld damit zu machen.
Das Gespräch führte Philipp Schmid.