Kostenfalle für Autoren: Vorsicht bei der ersten Buchveröffentlichung
Neue Autorinnen und Autoren stehen beim ersten Buch vor der großen Herausforderung, wer es verlegt. Manche wenden sich deshalb an einen sogenannten Druckkostenzuschussverlag. Das kann aber teuer werden. Beispiele aus dem Norden.
Ein eigenes Buch zu schreiben, davon träumen viele. Der Weg dahin kann aber steinig sein und endet keineswegs beim letzten geschriebenen Wort. Denn die Suche nach einem Verlag, der das Buch auch veröffentlicht, stellt neue Autorinnen und Autoren gleich vor die nächste große Herausforderung. Manche wenden sich deshalb mit ihrem Werk an einen sogenannten Druckkostenzuschussverlag. Das kann allerdings in manchen Fällen ein teurer Fehler sein.
Druckkostenzuschussverlage: Autoren zahlen Geld im Voraus
Siegfried Langhein ist eigentlich im Schiffbau groß geworden. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn schloss der gebürtige Rostocker eine Lehre als Bauschlosser ab, später war er Cheftechnologe der Warnowwerft. Neben seinem technischen Beruf entwickelte er aber noch eine andere Leidenschaft: das Schreiben. Also schreibt Langhein kurze Erzählungen und Gedichte, am Anfang nur für sich und seine Frau. Erst auf den Rat eines befreundeten Autors hin wagt er sich an die Veröffentlichung seiner Texte. Bei seiner Suche nach einem Verlag stößt er im Internet schnell auf den in München ansässigen Novum-Verlag. "Die haben mir einen Vertrag angeboten. Da war das so, dass ich die Druckkosten und die Honorarkosten dort für die Lektoren auch bezahlt habe. Das habe ich in Raten getan, sowohl für den ersten Roman - als auch für den zweiten."
Auch einen Gedichtband veröffentlicht er über den Novum Verlag. "Diese drei Dinge habe ich voll bezahlt. Einmal 9.000 Euro, einmal 7.000 und einmal 5.000. Die haben mir auch versprochen, dass sie das umsetzen wollen. Aber da ist nie etwas passiert." Der Verlag hat die Bücher zwar gedruckt. Aber mit den Bemühungen zur Vermarktung, die der Verlag ihm angekündigt habe, ist Siegfried Langhein nicht zufrieden. Er ist an einen sogenannten Druckkostenzuschussverlag geraten - also einen Verlag, der von seinen Autoren Geld für die Veröffentlichung ihrer Bücher verlangt.
Profit aus der Hoffnung des Autors statt Buchverkauf
"Der Begriff Verlag kommt von Vorlegen. Der Verlag legt das Geld für den Autor vor, weil er davon überzeugt ist, dass das Buch Leser finden wird", sagt Tobias Kiwitt. Der Anwalt und Autor aus Schleswig-Holstein ist Vorstandssprecher des Bundesverband junger Autoren und Autorinnen. Außerdem ist er Gründer von Fairlag, einer Initiative für faire Verlagsverträge. Vor derartigen Unternehmen, die auch Pseudoverlage genannt werden,warnt er ausdrücklich.
Denn während klassische Verlage bei jedem Buch in Vorleistung gehen, finanzieren sich die Pseudoverlage nicht über den Verkauf von Büchern - sondern über das Geld der Menschen, die bei ihnen veröffentlichen wollen. "Pseudoverlage spielen mit der Hoffnung des Autors und dem Traum des Autors, veröffentlicht zu werden und machen sich dieses zunutze."
Mühsamer Ausweg, wenige Handlungsmöglichkeiten
Der Novum Verlag hat sich auf NDR Anfrage nicht zu seinem Geschäftsmodell geäußert. Als Anwalt für Medienrecht versucht Kiwitt, Autoren dabei zu helfen, aus Verträgen mit Pseudoverlagen wieder herauszukommen. "In der Regel ist das Geld dann weg. Es gibt Handlungsmöglichkeiten, wenn der Verlag bestimmte vertraglich vereinbarte Leistungen nicht erbracht hat. Wenn Bücher beispielsweise mangelhaft, extrem viele Rechtschreibfehler weiterhin drin sind."
"Eine Frage der Erwartungen"
Aber nicht alle machen mit Druckkostenzuschussverlagen schlechte Erfahrungen. Thomas Breidenbach aus Brühl hat seinen ersten Krimi im Novum-Verlag veröffentlicht und ist mit der Zusammenarbeit zufrieden gewesen: "Ich habe natürlich auch auf Facebook die Kommentare gelesen - nach dem Motto - 'Alles Abzocke'. Ich habe meine Investitionen bis heute nicht wieder reinbekommen. Das ist aber auch eine Frage der Erwartungen."
Der Verlag würde natürlich keinen Bestseller aus seinem Buch machen. Da müsse man als Autor schon selbst aktiv werden, findet er. Auch, dass er für die Veröffentlichung bei Novum zahlen musste, ist für ihn kein Problem: "Dass ich mich finanziell am Risiko beteilige, ging für mich völlig klar. Das Schreiben ist ein Hobby".
Tobias Kiwitt: "Es gibt so viele Möglichkeiten wie nie"
Also müssen Schreibende entweder versuchen, einen der begehrten Plätze in einem klassischen Verlag zu ergattern oder bei einem Druckkostenzuschussverlag zahlen? Nicht unbedingt. "Es gibt so viele Möglichkeiten wie nie. Wir leben in einem Zeitalter des Self-Publishings", sagt Autorenvertreter Tobias Kiwitt. Beim sogenannten Self-Publishing liegt die ganze Verantwortung für Lektorat, Cover und Marketing bei den Autorinnen und Autoren. Das gibt ihnen aber auch völlige Kontrolle über den kreativen Prozess - und die Kosten.
Siegfried Langhein bereut trotz allem nicht, dass er mit seinem ersten Buch beim Novum-Verlag war: "Ich habe nicht gewusst, dass dieses Verlagswesen auch wie ein Geschäft zu betrachten ist." Von seiner Liebe zum Schreiben hat er sich aber dadurch nicht abbringen lassen. Sein neuer Roman ist schon in Arbeit. Dieses Mal hat er einen klassischen Verlag dafür gefunden.