"Maschinenraum der Zukunft": KI trifft Philosophie in Hamburg
Eva von Redecker bringt mit ihrem neuen Talk-Format "Maschinenraum der Zukunft“ Technik und Philosophie auf die Bühne des Deutschen Schauspielhauses. Mit Gästen und einer selbstgebauten KI diskutiert sie Zukunftsvisionen.
Mit dem Auftakt ihrer neuen Gesprächsreihe "Maschinenraum der Zukunft" bringt die Philosophin und Autorin Eva von Redecker einen frischen Blick auf künstliche Intelligenz und Zukunftsvisionen ins Deutsche Schauspielhaus Hamburg. Im Malersaal wird es ab dem 13. Dezember nicht nur um philosophische Debatten gehen - die Reihe wagt ein Experiment: Eine selbstentwickelte KI wird Teil des Dialogs.
Ein Gegenentwurf zur Big-Data-Dominanz
Von Redecker, deren Buch "Bleibefreiheit" auf der Shortlist des NDR Sachbuchpreises 2023 stand, beschreibt die Reihe als Mischung aus Gesprächsformat und technologischem Experiment. Mit einer hausgemachten, minimalistisch gefütterten KI - liebevoll "Bottchen" genannt - möchte sie zeigen, dass es Alternativen zu den gigantischen Tech-Ansätzen gibt, die wir bisher von Konzernen wie OpenAI oder Google kennen. "Unser Bottchen wird nicht mit dem ganzen Internet gefüttert, sondern mit handverlesenen Daten. Wir unterhalten uns mit ihm und füttern es mit kurzen Texten. Das ist ein Gegenentwurf zur Big-Data-Strategie der großen Konzerne," erklärt von Redecker. Der Gedanke: Technik nicht bloß konsumieren, sondern kritisch hinterfragen und neu gestalten.
Künstliche Intelligenz verstehen und selbst gestalten
Das Projekt hat nicht nur eine technische, sondern auch eine politische Dimension. "Die Idee, dass Künstliche Intelligenz individuell und kontrolliert eingesetzt werden kann, ist wichtig - gerade in einer Zeit, in der die großen Technologieanbieter bestimmen, wie solche Systeme aussehen," sagt von Redecker. Gleichzeitig diene das Bottchen als Bildungswerkzeug: "Es zeigt, wie KI funktioniert und wie sie Sprache verarbeitet. Das hilft, ein besseres Verständnis für diese Technologien zu entwickeln."
Eva von Redecker im Gespräch mit Gästen über Zukunftsvisionen
In jeder Folge von "Maschinenraum der Zukunft" lädt Eva von Redecker einen Gast zu sich ein, um eine Facette von Technologie und Gesellschaft zu beleuchten. Den Auftakt macht die Autorin Theresia Enzensberger, die in ihrem dystopischen Roman "Auf See" die Ideologien des Silicon Valley kritisch hinterfragt. Weitere geplante Gäste sind Moshtari Hilal, die in ihrem Buch über Hässlichkeit schreibt, sowie der Journalist Lukas Hermsmeier, der die enormen Ressourcenverbräuche und ökologischen Auswirkungen von Rechenzentren dokumentiert hat. "Es ist wichtig, dass wir über diese realen, materiellen Gefahren sprechen," so von Redecker.
Maschinenraum der Zukunft: Ein Experimentierlabor auf der Bühne
Neben dem philosophischen Diskurs bleibt auch Raum für spielerische Momente: Das Bottchen, das mit den Diskussionen jeder Folge weiterlernt, wird auf der Bühne interagieren. Von Redecker sieht darin einen melancholischen Zug: "Vielleicht bewahrt diese kleine KI Bruchstücke progressiver Gedanken, während sich die Welt rasant verändert."
Der "Maschinenraum der Zukunft" soll eine Plattform für kritische Reflexion und fantasievolle Experimente bieten. Für Eva von Redecker ist es ein Raum, in dem Technologien nicht nur hinterfragt, sondern aktiv umgestaltet werden können - ein Versuch, die Zukunft neu zu denken.
Die Premiere findet am 13. Dezember um 19.30 Uhr im MalerSaal des Deutschen Schauspielhauses Hamburg statt.