Kino-Sound aus Goldberg: Die Geräusch-Fabrik in Mecklenburg
Mitten in Mecklenburg-Vorpommern entstehen die Geräusche zu internationalen Blockbustern. Franziska Treutler hat in Goldberg ihre eigene Geräusche-Schmiede aufgebaut. Ihre Arbeit ist in hunderten Kinofilmen zu hören.
Franziska Treutler wedelt mit einem schweren Tuch in der Luft herum. Mit der anderen Hand zerbricht sie einen geflochtenen Korb. Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, am Lagerfeuer zu sitzen: Die Flammen lodern im Wind und das Holz knarzt und knackt. Geräusche machen, das ist ihr Beruf: Franziska Treutler ist Foley Artist, sie ist Geräuschemacherin für internationale Kino-Blockbuster. Mit ihrer Firma Foley Farmers arbeitet sie in Goldberg (Landkreis Ludwigslust-Parchim).
Am Pool in der Geräusche-Schmiede
Zwei Hektar Land stehen den Foley Artists in Goldberg zur Verfügung. Neben mehreren Studios für Schritte und alltägliche Geräusche wie Papier oder Stoff hat das Team auch ein eigenes Studio für größere Aktionen und sogar ein Studio mit Pool, extra für authentische Wasser-Sounds. Die Geräusche zu Filmen wie "Whitney Houston: I wanna dance with somebody" (2022), "The Man Who Killed Don Quixote" (2018) und "Living - Einmal wirklich leben" (2022) sind hier entstanden.
Von London nach Goldberg
Nach einem Sound-Studium in Berlin verschlug es Franziska Treutler nach London, wo sie ein eigenes Foley-Studio aufbaute. Als dann einer ihrer Foley Artists ausfiel, versuchte Treutler selbst ihr Glück und vertonte die Szenen auf eigene Faust: „Es ist ein bisschen, wie ein Instrument zu üben.“ Sechs Jahre lang probierte sich die Geräuschemacherin aus, schaute sich Tricks und Kniffe ab, bis die Geräusche ihrem eigenen Anspruch als Sounddesignerin genügten.
Kinosound aus dem Eierschneider
Selbst im Supermarkt oder auf dem Flohmarkt testet Franziska Treutler jeden Gegenstand auf seinen Klang: Alte Kickertische, Eierschneider, eine Honigmelone. Der Eierschneider wartet nun auf seinen ersten Einsatz. Manchmal muss Treutler sogar Geräusche komplett neu erfinden, wenn es eine Film-Szene erfordert. "Da fingen Schüler plötzlich an, sich im Klassenraum mit Mehl zu bewerfen. Und ich habe überlegt: Ok, wenn ich Mehl werfe - in der realen Welt - dann macht das gar keinen Sound", erzählt Treutler im Kunstkaten-Podcast bei NDR 1 Radio MV. "Und da muss man ein Geräusch erfinden, was es gar nicht gibt. Und dann fiel mir irgendwann mein Lieblingsstoff aus London ein… und es hat hervorragend funktioniert. Eine halbe Stunde, dann hatte ich die ganze Schlacht gemacht.“
Weihnachts-Klang: Wenn der Weihnachtsmann durch Maismehl stapft
Vor allem Weihnachten hat es Franziska Treutler angetan. Wenn im Sommer alle am Strand oder See liegen, synchronisiert sie den Gang des Weihnachtsmannes im Schneesturm. "Ich liebe die Romantik der Weihnachtszeit und der Weihnachtsfilme. Wenn es gut gemacht ist, dann liebe ich jeden Weihnachtsfilm, der kann so kitschig sein, wie er möchte.“
Das Rezept für den perfekten Schneesturm besteht aus einer selbstgebauten Windmaschine und Maismehl in einem Kopfkissen. Für authentische Schnee-Schritte presst die Geräuschemacherin das Mehl zu einer Kugel und greift dann immer wieder kräftig in das Kissen. Schritt für Schritt knarzt dann der Schnee.
Mehr als 200 Filmen hat Franziska Treutler schon ihren Sound verliehen. Wenn sie noch einen auf ihrem Wunschzettel ergänzen dürfte, wäre das ziemlich sicher ein Marvel-Film.