Heck des am 19. Dezember 1975 gesunkenen Frachters Uwe in der Elbe bei Blankenese in Hamburg © picture alliance / imageBROKER Foto: Fotoatelier Berlin

Warum in Hamburg Schiffswracks in der Elbe liegen

Stand: 23.01.2025 17:00 Uhr

Wer am Hamburger Elbstrand entlanggeht, kann eine ganz besondere Beobachtung machen: Aus dem Wasser beim Falkensteiner Ufer ragt ein Schiffswrack. Es ist das Heck des Binnenschiffs "Uwe". In der Nähe liegt noch ein Wrack. Was ist da passiert?

Am 19. Dezember 1975 war die "Uwe" am späten Nachmittag bei dichtem Nebel auf der Elbe unterwegs. Ihre Ladung: 600 Tonnen Kupferschlacke von der Norddeutschen Affinerie (heute: Aurubis). Sie wurde gerade vom Frachter "Wiedau" überholt, als aus dem Nebel in Höhe Wittenberge ein entgegenkommendes Schiff auftauchte: das polnische Frachtschiff" Mieczyslaw Kalinowski". Es rammte die "Wiedau" am Vorschiff, die sich durch den Stoß drehte und in den Kurs der "Uwe" geriet. Während das polnische Schiff nur leicht beschädigt wurde, sanken das Binnenschiff und der Frachter.

Schwierige Bergung - Schiff zerbricht

Heck des am 19. Dezember 1975 gesunkenen Frachters Uwe in der Elbe bei Blankenese in Hamburg © picture alliance / Westend61 Foto: Kerstin Bittner
Die Idylle trügt: Die "Uwe" sank 1975 nach einer Kollision.

Bis die Schiffe geborgen werden können, dauerte es wegen der Gezeiten und der starken Strömung mehrere Wochen. Die "Wiedau" lag über der "Uwe", was die Arbeiten erschwerte. Nachdem der Frachter endlich geborgen wurde, war das Binnenschiff dran. Harald Harmstorf erinnerte sich 2022 im NDR Fernsehen daran, wie er die "Uwe" damals abgeschleppt hat: Drei gewaltige Stahlseile wurden unter dem Schiff befestigt, um es zu heben. Das Fatale: Die "Uwe" zerbrach bei der Aktion. "Plötzlich gab es einen gewaltigen Ruck. Und ich dachte gleich: Jetzt haben wir das Schiff durchgebrochen", erzählte Harmstorf dem "Hamburger Abendblatt" 2014. Und tatsächlich: Das Schiff war nun in drei Teile zerrissen. Bug und Mittelschiff wurden an Land gezogen, das Heck blieb stecken. Die "Uwe" sei "immer höher geworden und vorne immer tiefer." 10 bis 15 Meter der "Uwe" steckten noch jetzt im Elbstrom im Sand, so Harmstorf im NDR.

Attraktion am Elbstrand

"Das war die beschissenste Bergung in der Firmengeschichte", sagte der Bergungsunternehmer 2014. Für Harmstorf war die Aktion damals eine Schmach. Die Blankeneser jedoch fanden sich schnell mit dem Wrack vor ihrer Haustür ab. Zunächst notgedrungen, denn das Heck herauszuholen, wäre viel teurer geworden als die bisherige Bergung insgesamt, so Harmstorf gegenüber dem NDR. Doch weder die Stadt Hamburg noch die Versicherungen wollten Geld dafür ausgeben. Die Blankeneser entschieden dann, dass sie das Schiffsteil behalten wollten - als Andenken. Somit ist das Wrack der "Uwe" seit 1976 eine kleine Attraktion am Elbstrand.

Bereits 1926 havarierte die "Polstjernan"

Überreste des Schiffs "Polstjernan" am Falkensteiner Ufer der Elbe in Hamburg © NDR
Bei Ebbe sind die Konturen der "Polstjernan" noch gut zu erkennen (Aufnahme von 2022).

Doch die "Uwe" ist nicht das einzige Wrack, das am Falkensteiner Ufer liegt. Noch viel länger - fast 50 Jahre - befinden sich dort ganz in der Nähe zwischen den Buhnen die Reste des finnischen Schoners und späteren Motorseglers "Polstjernan" (deutsch: "Polarstern"). Wenn sich das Elbwasser zurückzieht, werden seine Konturen sichtbar - halb verrottete Holzplanken und verbogenes Metall.

Das Schiff war am 20. Oktober 1926 im heutigen Nord-Ostseekanal in Brand geraten, weil ein Motor explodierte. Es hatte Holz geladen und stand deshalb innerhalb von wenigen Augenblicken lichterloh in Flammen. Es konnte nicht mehr gelöscht werden. Um den Kanal nicht zu blockieren, wurde das Schiff durch die Schleusen in Brunsbüttel zur Elbmündung geschleppt. Anschließend wurde die "Polstjernan" ans Falkensteiner Ufer gebracht. Dort wurde das Schiff zunächst mit Steinen beschwert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an der Stelle zusätzlich U-Boot-Schrott deponiert. Seitdem dient das Wrack als Wellenbrecher.

"In einigen Jahren wird das hier weg sein, das ist klar", ist sich Harald Harmstorf im Gespräch mit dem NDR 2022 sicher. Das Holz des Schiffes breche durch das Wasser und den Druck auf den Strand. Im Winter mache Eis dem Wrack zu schaffen.

Wrack der "Mountbatten" liegt seit 1951 in der Süderelbe

Schiffswrack der "Mountbatten" im Hamburger Hafen (Süderelbe / Alte Süderelbe), Aufnahme vom 9. Februar 2020 © picture alliance / blickwinkel/C. Kaiser Foto: C. Kaiser
Auf dem Wrack der "Mountbatten" sprießt viel Grün.

Auch an einer anderen Stelle der Elbe, dort wo die Süderelbe auf die Alte Süderelbe trifft, liegt ein Schiffswrack. Die englische "Mountbatten" war 1934 als Schiff für die Hochseefischerei vom Stapel gelaufen, damals unter dem Namen "Hendren". Im Zweiten Weltkrieg diente sie der Royal Navy zwischenzeitlich als U-Jagdboot. Ab 1946 war das Schiff wieder als Trawler unterwegs. 1949 sank die "Mountbatten" während eines Sturms bei Norwegen. Sie wurde zwar geborgen, man stellte aber einen Totalschaden fest. 1950 wurde das Schiff zum Abwracken nach Deutschland verkauft. 1951 sank es bei der Überführung nach Hamburg vor der Elbmündung. Die "Mountbatten" wurde erneut geborgen und nach Hamburg gebracht. Sie liegt seitdem an der Moorburger Schanze, wo sie den Schiffsverkehr nicht behindert.

Inzwischen wächst auf dem rund 49 Meter langen und acht Meter breiten Schiff allerlei Grün. Tatsächlich sprießen an Bord sogar kleine Bäumchen.

Nicht ins Wasser gehen!

Wer sich die Wracks ansehen möchte, sollte das von Land oder einem Schiff aus tun und sich auf keinen Fall ins Wasser begeben oder gar zu ihnen schwimmen. Die Elbe ist kein ausgewiesenes Badegewässer. Die Strömung ist stark und kann lebensgefährlich werden. An der Stelle am Falkensteiner Ufer kam es in der Vergangenheit bereits zu mehreren tödlichen Badeunfällen. Deshalb wurden immer wieder Stimmen laut, die verlangten, sowohl das Wrackteil der "Uwe" als auch die Überreste der "Polstjernan" zu bergen. In der Folge wäre Neugierigen und Übermütigen der Anreiz genommen, dort ins Wasser zu gehen und sich der Gefahr der Elbe aussetzen.

Anja Grigoleit © NDR Foto: Marco Peter
AUDIO: Mehr Sicherheit für Hamburgs Badegewässer (1 Min)
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Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 25.09.2022 | 19:30 Uhr

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