Das Haupthaus des NDR Hamburg an der Rothenbaumchaussee. © NDR

Funkhaus (1930/31), Puls & Richter, Architekten

Das "NORAG"-Funkhaus an der Rothenbaumchaussee ist fest in die Stadtgeschichte Hamburgs eingeschrieben. Der moderne Neubau der Architekten Puls & Richter wurde 1931 eröffnet.

von Andrea Völker

Seit einem knappen Jahrhundert liegt an der Rothenbaumchaussee 132 die Zentrale des Rundfunks in Hamburg. Der hohe Turm und sein beleuchteter Glasaufbau bilden den Blickpunkt. Bis heute sichern sie den Wiedererkennungswert des Funkhauses. Doch hat sich das ursprüngliche Bauprogramm von 1931 im Zuge des 20. Jahrhunderts verloren. Heute gliedern gelbe Keramikplatten und Klinker die Fassade. Gebäudebrücken verbinden die verschiedenen Häuser und schaffen eine geschlossene Gestaltung des Rundfunkareals. Der genaue Blick lässt jedoch Relikte erkennen. Das Funkhaus wird zum Spiegel seiner Geschichte.

 

Ein visionärer Neubau der Moderne

Das Hamburger Architekturbüro Puls & Richter stellte sich mit dem Funkhaus einer gänzlich neuen Bauaufgabe, für die es kaum Vorlagen oder Erfahrungswerte gab. Der Neubau erfüllte alle modernen Ansprüche der Technik. In seinem Zentrum lag der Große Sendesaal. In seiner räumlichen wie akustischen Funktionalität war der Saal bis ins kleinste Detail zu modifizieren und konnte auf verschiedene Bedürfnisse reagieren – Studio, Bühne, Konzert- und Kirchenraum sein. Die klare, moderne Gestaltung verband den Innen- mit dem Außenbau. Nur wenige, sorgsam ausgewählte Kunstwerke gehörten zur Ersteinrichtung und standen in engem Bezug zum Rundfunk. Stolz erhob sich das moderne Firmengebäude mit beleuchtetem "NORAG"-Logo und Glasturm inmitten der Gründerzeitvillen.

 

100 Jahre Rundfunk- und Architekturgeschichte

Alles begann 1924 mit der Gründung der Nordischen Rundfunk AG, kurz NORAG. Nach einem schnellen wirtschaftlichen Erfolg mietete das junge Unternehmen 1928 eine historische Villa der 1880er Jahre an der Rothenbaumchaussee 132. Sie war die Keimzelle eines stetig wachsenden Rundfunkgeländes und fusionierte 1930 mit dem radikalen Neubau des Funkhauses. Schon wenige Jahre nach seiner Fertigstellung, mit Machtübernahme der Nationalsozialisten, erfuhr der Bau massive Veränderungen. Die modernen Intentionen der Architekten wurden bewusst negiert. Ab den 1950ern folgten weitere An- und Umbauten. Durch die Summe aller Baumaßnahmen verlor die progressive Architektur von Puls & Richter ihre Lesbarkeit.

 

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