Frau stirbt nach Zahn-OP: Anästhesist räumt vor Gericht Fehler ein
Im Prozess gegen einen 74 Jahre alten Narkose-Arzt hat der Angeklagte vor dem Landgericht Osnabrück einen Fehler eingeräumt. Es geht um den Tod einer 65-jährigen Patientin im April 2023.
Beim Prozessbeginn am Montag verwies der Arzt mehrmals auf seine fachlichen Kenntnisse. Der 74-Jährige sei seit 44 Jahren als Narkose-Arzt tätig und habe regelmäßig Weiterbildungen besucht, sagte er vor Gericht. Vor der Operation der 65-Jährigen in einer Praxis in Osnabrück habe er einen Kurzcheck des Narkosegeräts durchgeführt, bereue aber, dabei nicht das kaputte Ventil festgestellt zu haben. Weil er dachte, dass das Gerät wie gewohnt funktioniert, habe er damit versucht, die Patientin am Leben zu halten. Der Arzt erklärte vor Gericht, für ihn sei der Ablauf Routine gewesen.
Vorwurf gegen den 74-Jährigen: fahrlässiger Totschlag
Die Anklage wirft dem Arzt aus Dortmund fahrlässigen Totschlag sowie versuchten Totschlag durch Unterlassen vor. Demnach soll der Facharzt für Anästhesie bei der Behandlung der 65-Jährigen das Narkosegerät nicht richtig auf seine Sicherheit überprüft haben. Hätte er dies getan, wäre ihm den Angaben zufolge aufgefallen, dass das Ventil für die Sauerstoff-Zufuhr blockiert war. Außerdem soll der Angeklagte während der Operation einen Monitor zur Überwachung nicht komplett angeschlossen haben - demnach fehlte ein EKG. Der Arzt habe nur den Sauerstoff und Puls gemessen, heißt es in der Anklageschrift. Vor Gericht betonte der 74-Jährige am Montag, er halte sich generell nicht an die Empfehlung, ein EKG anzuschließen. Dies sei keine Pflicht, begründete der Arzt seine Entscheidung.
Patientin soll Hirnschlag erlitten haben
Kurz nach dem Einleiten der Narkose soll der Anästhesist laut Anklage zwar einen technischen Defekt am Narkosegerät bemerkt haben. Trotzdem habe er nicht versucht, die Frau zu retten. Erst alarmierte Notfallsanitäter sollen den Angaben zufolge die Patientin reanimiert haben. Die 65-Jährige, die wegen einer umfangreichen Zahn-OP in Behandlung war, soll einen schweren Hirnschaden erlitten haben und fünf Tage später im Krankenhaus gestorben sein. Für den Prozess sind bislang fünf Termine bis Ende Januar angesetzt. Vor Gericht sollten zum Prozessauftakt neben mehreren Zeugen auch drei Sachverständige aussagen.