22 Geldautomaten gesprengt? Sieben Männer in Osnabrück vor Gericht
Vor dem Landgericht Osnabrück hat am Dienstag der Prozess gegen sieben Männer begonnen - mit großem Polizeiaufgebot. Die Angeklagten sollen mehr als 20 Automaten gesprengt und das erbeutete Geld ins Ausland gebracht haben.
Für die sieben Angeklagten sind nach NDR Informationen 13 Verteidiger vor Gericht erschienen. Diese haben am Vormittag Befangenheitsanträge gegen die Schöffen gestellt, weil sie aus Sicht der Verteidiger unter Beeinflussung der medialen Berichterstattung stehen sollen. Die Verteidiger beriefen sich dabei auf eine Fernsehreportage zu dem Fall, die eine Vorverurteilung der Angeklagten möglich mache. Der Gerichtssaal wurde zudem zum Prozessauftakt von mehr als einem Dutzend Justizbeamten sowie vier bewaffneten und vermummten Polizisten gesichert. Besucherinnen und Besucher mussten vor dem Betreten des Gerichtssaals zwei Sicherheitsschleusen durchlaufen.
Männer sollen als Bande gehandelt haben
Den sieben Männern wird vorgeworfen, die Taten zwischen August 2021 und November 2023 begangen zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht nach eigenen Angaben davon aus, dass es sich um eine kriminelle Bande handelt. Die meisten ihrer Taten hätten die Männer in Nordrhein-Westfalen begangen. Sie seien dabei immer ähnlich vorgegangen. Das habe den Strukturen einer Firma geähnelt, so die Staatsanwältin in ihrer Anklage. Jeder der sieben Angeklagten im Alter zwischen 20 und 33 Jahren soll dabei eine bestimmte Aufgabe übernommen haben. So sollen sie die Geldautomaten im Raum Osnabrück zunächst tagsüber ausgespäht und dann in der Nacht gesprengt haben, um das darin gelagerte Geld zu erbeuten. Nach der Tat sollen die Angeklagten mit ihren Autos über die Grenze ins Ausland geflohen sein, wie das Landgericht mitteilte.
Apps zur Überwachung von Polizei und Verkehrskontrollen
Wie durchdacht die Angeklagten dabei vorgegangen sein sollen, legte die Staatsanwältin in ihrer Anklage dar. So gab es neben dem Tatauto immer auch ein Begleitfahrzeug, das vorausgefahren ist, um über mögliche Polizeikontrollen zu informieren. Außerdem sei die Beute teilweise in diese Autos umgeladen worden. Darüber hinaus hätten die Männer Apps und Internetseiten genutzt, um Verkehrsüberwachung und Polizeihubschrauber im Blick zu behalten. Sie sollen zudem Kennzeichen gestohlen oder gefälscht haben, um unerkannt zu bleiben.
Geldbeträge in Höhe von mehreren Millionen Euro gestohlen
Alle Angeklagten sollen laut Landgericht an jeweils 3 bis 12 der insgesamt 22 ihnen zur Last gelegten Taten beteiligt gewesen sein, sie stehen laut Staatsanwaltschaft aber noch mit weiteren Automatensprengungen in Verbindung. Konkret müssen sich die Männer wegen des Vorwurfs der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Bandendiebstahls verantworten. An den Geldautomaten und angrenzenden Gebäuden sollen regelmäßig Schäden von mehreren tausend bis zu mehr als zwei Millionen Euro entstanden sein. Bei der Sprengung eines Geldautomaten im Erdgeschoss eines Wohnhauses wurde zudem ein Bewohner am Handgelenk verletzt. Die Angeklagten erbeuteten laut Staatsanwaltschaft insgesamt mehrere Millionen Euro.
Verfolgungsjagd mit der Polizei und Zeugin bedroht
Sie waren jedoch nicht bei allen geplanten Sprengungen erfolgreich. Zweimal wurden die Männer laut Anklage gestört. Bei einem Sprengversuch drohten sie zudem einer Zeugin mit dem Tod, sollte diese die Polizei rufen, so die Staatsanwaltschaft. Die Frau konnte unversehrt nach Hause zurückkehren, die Angeklagten hätten ihre geplante Automatensprengung abgebrochen. Einer der Angeklagten habe sich außerdem nach einer der Taten eine Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert, bei der auch ein Hubschrauber zum Einsatz kam.
Angeklagten droht bis zu 15 Jahren Haft
Je nachdem, wie viel die einzelnen Angeklagten erbeutet haben und an wie vielen Taten sie beteiligt waren, erwartet die Männer bei einer Verurteilung eine Strafe von einem bis zu 15 Jahren Haft. Sie sitzen derzeit alle in Untersuchungshaft. Neben den sieben Angeklagten sind noch weitere Personen in diesem Zusammenhang verdächtig, die sich aber laut Gericht in einem anderen Verfahren verantworten müssen. Für den Prozess sind zunächst sechs zusätzliche Verhandlungstermine bis Januar angesetzt. Ob es dazu kommen wird, ist allerdings fraglich. Die Anwälte der sieben Männer beantragten eine Aussetzung des Prozesses und forderten vollumfängliche Akteneinsicht. Diese sei ihnen bisher von der Staatsanwaltschaft nicht gewährt worden. Darüber hinaus sollen bis zum nächsten Prozesstermin Rechtsgespräche stattfinden. Diese sollen unter anderem einen möglichen Strafrahmen klären, sollten die Angeklagten die Taten gestehen - was den Ausgang der Verhandlung noch einmal maßgeblich beeinflussen könnte.