Bundestagswahl: SPD-Kandidatinnen und Kandiaten rangeln um Listenplätze
Die SPD hat auf ihrer Landesvertreterversammlung in Güstrow Reem Alabali-Radovan zur Spitzenkandidatin gewählt. Um einen Sitz im Bundestag zu behalten, waren die Listenplätze hart umkämpft.
Es war ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen wie selten bei der SPD: Mit 51,6 Prozent wurde die derzeitige Integrationsstaatsministerin Reem Alabali-Radovan zur Spitzenkandidatin gewählt. Nur drei Stimmen trennten sie von ihrem Gegenkandidaten, dem Bundestagsabgeordneten Frank Junge. Parteiintern wurde schon vor der Vertreterversammlung um diesen Spitzenplatz gerungen: Zwar wurde Reem Alabali-Radovan mit deutlicher Mehrheit vom Landesvorstand vorgeschlagen. Frank Junge hatte für seine Kandidatur dagegen mehr Unterstützung der SPD-Basis vor Ort. Die wählte ihn mit 100 Prozent der Stimmen zum Direktkandidaten. Dieses Ringen setzte sich am Sonnabend fort.
Versammlung unterbrochen
Frank Junge wurde von den Delegierten schließlich auf Listenplatz 2 gewählt, ebenfalls knapp mit 51,1 Prozent. Eine Wahl gegen den Vorstand, der den Bundestagsabgeordneten Erik von Malottki für Platz 2 vorsah. Nachdem der Listenplatz 2 feststand, wurde die Vertreterversammlung für mehr als eine Stunde unterbrochen - solange wurde diskutiert, wer auf den folgenden Listenplätzen gegen wen antreten soll. Auch der Listenplatz 3 war anschließend umkämpft von Katrin Zschau und Anna Kassautzki. Die beiden Abgeordneten sitzen ebenfalls noch im Bundestag.
Arlt verlässt Landesliste
Da die SPD-Liste paritätisch besetzt wird, kandidierte Erik von Malottki für Listenplatz 4. Dem Bundestagsabgeordneten Johannes Arlt wurde somit nur der Listenplatz 6 in Aussicht gestellt - damit wollte der sich nicht zufrieden geben, auch weil er in seinem Wahlkreis ebenfalls mit 100 Prozent zum Direktkandidaten gewählt wurde. Arlt verkündete deshalb, von der Liste zurückzutreten und nur als Direktkandidat in den Wahlkampf ziehen zu wollen. Unabhängig von den Listenplätzen werden alle sechs noch amtierenden Bundestagsabgeordneten der SPD erneut als Direktkandidaten in ihren Wahlkreisen antreten.
Direktkandidaturen sind keine Selbstläufer
Bei der Bundestagswahl 2021 hatte die SPD in Mecklenburg-Vorpommern überraschend alle sechs Wahlkreise gewonnen - die Kandidatinnen und Kandiaten zogen direkt ein, nicht über die Landesliste. Für die Landesvorsitzende und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig sei es für die anstehende Wahl das erklärte Ziel, wieder alle Mandate direkt zu gewinnen: "Ich möchte nicht sehen, dass wir uns auf eine Landesliste verlassen, ich möchte, dass wir diesen Kampf machen", sagte Schwesig zu den Delegierten.
Nur Listenplatz 1 garantiert einen Wiedereinzug
Fraglich ist, ob die Sorge vor schlechten Wahlergebnissen der Grund für den Kampf um die ersten drei Listenplätze war. Angesichts aktueller Umfragen ist es keinesfalls sicher, dass die SPD erneut mit den Direktkandidaten punkten kann. Außerdem wird bei der kommenden Wahl neu gerechnet, denn die Gesamtzahl der Bundestagsabgeordneten ist künftig begrenzt - Überhang- und Ausgleichsmandate fallen weg. Nur ein vorderer Listenplatz garantiert damit den Wiedereinzug in den Bundestag. Den Kampf darum sieht Manuela Schwesig als Zeichen für das starke Personal der SPD. Sie sei froh, dass die Partei eben sechs tolle Kandidatinnen und Kandiaten habe, die um die Listenplätze kämpfen.