Auf dem Gebäude des Neubrandenburger Bahnhofs sind zwei Regenbogen-Fahnen aufgemalt. © NDR MV Foto: Michael Rödger

Neubrandenburg: Petition gegen Verbot der Regenbogenflagge

Stand: 14.10.2024 13:14 Uhr

Nach dem Verbot der Regenbogenflagge am Bahnhof von Neubrandenburg setzen in Mecklenburg-Vorpommern und im Netz Menschen ein Zeichen für mehr Toleranz und Vielfalt. Eine entsprechende Online-Petition haben bereits knapp 6.000 Menschen unterzeichnet.

"Für das Wiederaufhängen der Regenbogenflagge in Neubrandenburg" heißt die Petition auf der Plattform Change.org, die seit Sonnabend online ist sich den Angaben zufolge dafür einsetzt, das Verbot rückgängig zu machen. Die "Regenbogenflagge ist ein wichtiges Symbol für Vielfalt, Toleranz und den Einsatz gegen Diskriminierung" heißt es dort und stehe nicht nur "für die Rechte der LGBTQIA+-Gemeinschaft, sondern für den gemeinsamen Kampf aller Menschen gegen Ausgrenzung und Intoleranz."

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Die Regenbogenfahne weht vor dem Neubrandenburger Bahnhof © NDR MV Foto: Sven-Peter Martens

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Laut Argumentation könnten so Straftaten, wie das Austauschen der Fahne, verhindert werden. mehr

Petition will zum Umdenken anregen

Ins Leben gerufen hat die Petition Martin Kollhoff aus Rostock. Er will die Stadtvertretung damit zum Umdenken bewegen. Gerade in einer Stadt wie Neubrandenburg, die für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben stehen sollte, sei es wichtig, "diese Werte auch nach außen zu zeigen. Das Verbot der Regenbogenflagge vermittelt jedoch das falsche Signal." Statt Einheit und Zusammenhalt zu fördern, drohe es nach Ansicht des Initiators "Spaltung zu begünstigen".

Regenbogenflaggen am Bahnhof auf die Wand gemalt

Das Ziel der Petition sind laut Kollhoff 7.500 Stimmen. Diese sind nach zwei Tagen fast erreicht. Eine Unterzeichnerin meinte, sie finde es "sehr schlimm, dass es so weit kommen konnte", ein anderer schrieb, "Hass und plumper Populismus dürfen nicht Taktgeber für Neubrandenburg sein". Am Bahnhof haben Unbekannte unterdessen gehandelt und links und rechts des Eingangs die Regenbogenfahne auf die Wand gemalt.

Beschluss der Stadtvertreter sorgt bundesweit für Empörung

Am vergangenen Mittwoch hatten die Stadtvertreter Neubrandenburg auf Antrag des Ratsherrn Tim Großmüller (Stabile Bürger für Neubrandenburg) beschlossen, dass die Regenbogenfahne nicht mehr vor dem Bahnhof gehisst werden darf. Als Grund für die Entscheidung nannten die Initiatoren des Antrags, dass die Regenbogenflagge in der Vergangenheit mehrfach gestohlen und durch Fahnen mit nationalsozialistischer Symbolik ersetzt worden war. Darüber hinaus sollten laut Antrag grundsätzlich nur Bundes-, Landes- oder andere "landestypische" Flaggen gehisst werden dürfen. Großmüller forderte zudem, das Stadtwappen nicht mehr in Verbindung mit der Regenbogenflagge zu nutzen.

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Etwa 200 Neubrandenburger demonstrierten vor dem Bahnhof gegen den Entschluss der Stadtvertreter, die Regenbogenfahne künftig nicht mehr zu hissen. © Stefan Tinius-Weidig Foto: Stefan Tinius-Weidig
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200 Neubrandenburger protestieren vor dem Bahnhof

NDR-Reporter Stefan Tinius-Weidig berichtet von der Demonstration vor dem Neubrandenburger-Bahnhof gegen das Regenbogenflaggen-Verbot 1 Min

Mit Regenbogen-Schirmen für Vielfalt und Toleranz

Dagegen regte sich in der Region Widerstand: Am vergangenen Freitag hatten in Neubrandenburg etwa 200 bis 300 Menschen gegen den Beschluss demonstriert. Mit Regenbogenflaggen, bunten Schirmen und Kreidezeichnungen wollten die Demonstranten eigenen Angaben zufolge der Stadt Neubrandenburg das zurückgeben, was ihr aus ihrer Sicht genommen wurde: Einstehen für Vielfalt und Toleranz. Sie forderten die Stadtvertretung auf, ihren Beschluss rückgängig zu machen. SPD, Linke und Grüne, die gegen das Verbot gestimmt hatten, erwägen einen Gegenbeschluss zur nächsten Sitzung.

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Oberbürgermeister Silvio Witt, der offen homosexuell ist und sich immer wieder klar für Weltoffenheit und Vielfalt ausgesprochen hat, hatte am Tag nach dem Stadtvertreterbeschluss seinen Rücktritt bekannt gegeben. Seine Entscheidung hatte der parteilose Witt in den sozialen Netzwerken öffentlich gemacht und dafür Verständnis auf der einen und Häme auf der anderen Seite geerntet. Auf einer Podiumsdiskussion am Freitag in Berlin äußerte sich Witt erstmals zu den Gründen seines Rückzuges. In seiner Wahrnehmungen gehe es zunehmend nicht mehr um die Sache, sondern fast nur noch um persönliche Dinge. Witt habe sich "einer Menge Druck" ausgesetzt gefühlt und wolle mit der Entscheidung auch seinen "Ehemann, Familie und Freunde" schützen.

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N-JOY | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 14.10.2024 | 13:00 Uhr

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