Wissenschaftlerinnen an extremen Orten
Eine Sendung von Jörn Freyenhagen
Das harte Leben in der Eiswüste sei ungeeignet für Menschen, die mit sich selbst nicht im Reinen oder womöglich noch auf der Suche nach der eigenen Identität sind. Das meint die Physikerin Lisa Kattner. Sie überwintert in der Antarktis, in der deutschen Neumayer-Station III.
Wenn sie nach draußen geht, "wird die Sicht sofort schlecht, weil der Schnee aufwirbelt. Die Temperatur wird dadurch sehr stark beeinflusst, und man muss sich natürlich immer richtig, richtig warm anziehen". Ihre Arbeitskleidung hat sie vom Alfred-Wegener-Institut bekommen, sogenannte Polarkleidung: "Da ist ein gefütterter, warmer Anzug dabei, den muss man bei schlechtem Wetter immer anhaben, und ansonsten darf eigentlich kein Zentimeter Haut an die Luft kommen, weil das dann sofort einfriert."
Sie stellen sich den Herausforderungen der Natur
Immer mehr Wissenschaftlerinnen sind an extremen Orten anzutreffen, um speziellen Aspekten auf ihrem Fachgebiet nachzugehen. Prof. Dr. Antje Boetius interessiert sich für das Leben unter dem Eis: Ihr Arbeitsschwerpunkt sind die Folgen des Klimawandels im Arktischen Ozean. An Bord des Forschungsschiffes oder in der engen Pilotenkapsel des Tauchbootes lebt Antje Boetius das spartanische Leben einer Tiefseeforscherin: "Es ist ein bisschen wie die alten Forscher so gelebt haben, Nansen und andere. Die waren Staatsräte im feinsten Frack an einem Tag und sechs Monate verwahrlost mit langen Bärten auf dem Eis. Beides machte das Leben eben lebenswert, die große Vielfalt. Das ist toll an dem Beruf."
Wissenschaftlerinnen wie sie ziehen ein Leben unter Ausnahmebedingungen dem nüchternen Alltag in der Universität oder in einem Institut vor. Die wachsende Zahl von Frauen auf Schiffen, in Forschungsstationen, in Freiluftlaboratorien und als Teilnehmerinnen von Expeditionen ist Beleg dafür. Dabei beweisen sie nicht nur Abenteuerlust und Wagemut, sondern stellen sich auch den Herausforderungen einer teilweise unerbittlichen Natur.