Menschen sitzen mit VR-Brillen in einem Theater © Thomas M. Jauk Foto: Thomas M. Jauk

Theaterpreis "Der Faust": Fünf Nominierte aus Norddeutschland

Stand: 26.09.2024 13:28 Uhr

"Der Faust" gilt als einer der wichtigsten Theaterpreise in Deutschland. Zu den Nominierten dürfen sich in diesem Jahr vier KünstlerInnen und ein Kollektiv aus dem Raum Hamburg, Bremen, Kiel und Braunschweig zählen.

von Katharina Meding

Am 16. November wird der Deutsche Theaterpreis "Der Faust" zum 19. Mal vergeben. Die Preisverleihung findet in diesem Jahr im Theater Altenburg Gera statt und ehrt die kreative und künstlerische Vielfalt der deutschen Theaterlandschaft. Über 40 nominierte KünstlerInnen und Kollektive stehen stellvertretend für herausragende Leistungen in den Bereichen Schauspiel, Tanz, Musiktheater und neuen Medien. Besonders hervorzuheben sind die fünf Nominierungen aus Hamburg, Bremen, Kiel und Braunschweig, die sich durch ihre außergewöhnlichen Inszenierungen und Performances einen Namen gemacht haben.

Asmik Grigorian setzt neue Maßstäbe als "Salome"

Asmik Grigorian als Salome an der Staatsoper Hamburg © Monika Ritterhaus Foto: Monika Ritterhaus
Die Litauerin Asmik Grigorian tritt regelmäßig an den großen Opernhäusern auf. In Hamburg brillierte sie in der Rolle der "Salome".

Die litauische Sopranistin Asmik Grigorian von der Hamburgischen Staatsoper wurde in der Kategorie "Beste Darstellerin im Musiktheater" für ihre Performance als "Salome" nominiert. Grigorian besticht in dieser Inszenierung durch ihre packende Bühnenpräsenz, so die Jury. Sie betont außerdem Grigorians herausragende stimmliche Bandbreite: "Mit schwebenden Spitzentönen, satter Mittellage und dunkler Tiefe bringt sie Oscar Wildes Text bis in die letzte Silbe verständlich zum Ausdruck." Mit ihrer Interpretation der von Richard Strauss vertonten "Salome" setze sie neue Maßstäbe im Musiktheater.

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Asmik Grigorian © Monika Rittershaus Foto: Monika Rittershaus

Staatsoper Hamburg: "Salome" mit Asmik Grigorian

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"Samson und Dalila": Innovative Inszenierung von Immo Karaman

Szene aus Samson und Dalila am Theater Kiel in der Inszenierung von Immo Karaman © Theater Kiel
Das Drama "Samson et Dalila" von Camille Saint-Saens in der Inszenierung von Imma Karaman an der Oper Kiel begeisterte das Publikum.

In der Kategorie "Inszenierung Musiktheater" ist der Regisseur Immo Karaman für seine Adaption des Dramas "Samson und Dalila" am Theater Kiel nominiert. Karamans innovative Inszenierung verbindet starke visuelle Elemente mit der Intensität der Musik und wurde von Kritikern als "einzigartiger Musiktheaterabend" gelobt. Besonders seine Regiearbeit, die sich auf die emotionale Tiefe der Figuren konzentriert, hat die Jury überzeugt. "Samson und Dalila" erzählt die biblische Geschichte eines Mannes, dessen Liebe zu Dalila seine Stärke und schließlich sein Schicksal bestimmt.

Yesim Nela Keim Schaub und die Erzählung eines queeren Jungen

Ein weiteres bemerkenswertes Werk kommt aus Bremen: Yesim Nela Keim Schaub wurde für ihre Inszenierung eines eindringlichen und feinfühligen Dramas über das Aufwachsen eines queeren Jungen in Frankreich nominiert. Ihre Arbeit "Eddy (oder ein anderer)", die in der Kategorie "Genrespringer" Anerkennung findet, bricht die konventionellen Erzählformen des Theaters auf und eröffnet neue Perspektiven auf Geschlechterrollen und Identität. Schaub gelingt es laut Jury, die Zerbrechlichkeit und den Mut ihrer Hauptfigur auf bewegende Weise auf die Bühne zu bringen und so dem Publikum nahbar zu machen.

Innovatives Bühnenbild: Lorenz Vetter, Signa Köstler und Tristan Kold

In der Kategorie "Raum", die herausragende Leistungen im Bereich Bühnenbild, Lichtdesign und Videodesign würdigt, sind Lorenz Vetter, Signa Köstler und Tristan Kold für ihr Bühnenbild des Stücks "Das 13. Jahr" am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg nominiert. Das Trio hat bereits in der Kritikerumfrage des Fachmagazins "Theater heute" die Auszeichnung "Bühnenbild des Jahres" erhalten. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine innovative Verbindung von Raum und Zeit aus, die es dem Publikum ermöglicht, die Themen des Stücks auf mehreren Ebenen zu erfahren. Die Jury lobt ihre "innovative Ästhetik, die in jeder Szene visuell überrascht und gleichzeitig die emotionale Tiefe des Dramas unterstützt."

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Ein Mann sitzt am Tisch, links und rechts von ihm tanzen zwei Mädchen. © Staatstheater Braunschweig / Thomas M. Jauk Foto: Thomas M. Jauk

Surreal, beklemmend und mit "Virtual Reality": "Mädchenmörder :: Brunke"

Das Publikum am Staatstheater Braunschweig wird dank VR Teil des Stücks, in dem es um einen Schriftsteller und einen Doppelmörder geht. mehr

Virtuelles Theatererlebnis: "Mädchenmörder :: Brunke"

Ein herausragendes Beispiel für modernes Theater und neue Medientechnologien ist die Inszenierung "Mädchenmörder :: Brunke" am Staatstheater Braunschweig. In der Kategorie "Ton und Medien" zählt das Kollektiv RAUM+Zeit und das Sounddesign von Knut Jensen zu den Nominierten. Diese VR-Inszenierung basiert auf der wahren Geschichte des Karl Brunke, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Braunschweig zwei junge Frauen ermordete. Das Publikum wird mithilfe von VR-Brillen in die traumähnliche Welt der Tat hineingezogen. "Surreal und beklemmend", so beschrieb NDR Kultur Autor Janek Wiechers die Uraufführung des Stücks, das durch seine innovative Nutzung von Sounddesign und Virtual Reality eine immersive und fesselnde Erfahrung schafft.

Die Nominierungen aus Hamburg, Kiel, Bremen und Braunschweig spiegeln die Vielfalt und Innovationskraft der norddeutschen Theaterszene wider. Ob klassische Musikdramen, experimentelle Inszenierungen oder multimediale Theatererlebnisse - die nominierten KünstlerInnen zeigen, dass Theater heute mehr ist als nur Schauspiel auf der Bühne. Der "Faust"-Theaterpreis bietet ihnen eine Plattform, auf der ihre herausragenden Arbeiten im November gewürdigt werden.

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Fritzi Haberlandt in Hamburg mit "Faust"-Theaterpreis ausgezeichnet

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Nachmittag | 24.09.2024 | 16:00 Uhr

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Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

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