"Auch ein Papst ist ein schwacher Mensch"
"Gott ist die Liebe": Mit diesem Bibelwort begann im Jahre 2005 das erste große Schreiben von Papst Benedikt XVI. an die Welt. In der vergangenen Woche hat diese Welt Abschied genommen von Joseph Ratzinger.
Nach seinem ersten Lehrschreiben als Benedikt XVI. setzten in den Medien wahre Jubelstürme ein. Wann hatte je zuvor ein Papst so einfühlsam über die Liebe geschrieben: über die Caritas als Liebe zum Nächsten, über den Eros als die sinnlich-verlangende Liebe, über Philia, die Freundschaft.
"Reden gerieten zum öffentlichen Desaster"
Heute erscheint mir dieses Schreiben wie eine Flaschenpost aus vergangenen Zeiten. Da wurden Missbrauchs-Skandale vertuscht und Reformbewegungen abgewehrt - wie passt das alles mit den schönen Worten zusammen? In den Folgejahren vertrat Joseph Ratzinger als Papst immer wieder Anliegen konservativer und reaktionärer Kreise in der Kirche. Einige seiner Reden gerieten zum öffentlichen Desaster, irritierten Juden und Muslime. Dann folgte sein historischer Rücktritt 2013. Eine Botschaft der Menschlichkeit: Auch ein Papst ist ein schwacher Mensch.
"Ich verdanke Papst Benedikt XVI. großartige Momente"
In vielem ist mir dieser deutsche Papst fremd geblieben. Dennoch verdanke ich ihm großartige Momente des Lesens und Verstehens über die Liebe und über Jesus Christus. Sätze, die mir jeden Tag helfen in meinem Dienst. Wie etwa der folgende aus seinem ersten Schreiben als Papst: "Der Christ weiß, wann es Zeit ist, von Gott zu reden, und wann es recht ist, von ihm zu schweigen und nur einfach die Liebe reden zu lassen."