Scan eines Auszug der Bremer "Auswandererkartei" © Staatsarchiv Bremen

#everynamecounts: 30.000 Namen gegen das Vergessen digitalisieren

Stand: 25.01.2024 09:00 Uhr

Die Arolsen Archives in Hessen, das weltweit größte Archiv über Opfer und Überlebende des NS-Regimes, ruft erneut zur Aktion #everynamecounts auf. Zehntausende Akten sollten anlässlich des Holocaust-Gedenktags in eine Datenbank eingetragen werden.

30.000 Namen in einer Woche - das ist erneut das Ziel der #everynamecounts Challenge zum Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar. Aus diesem Anlass rufen die Arolsen Archives Freiwillige auf, bei der Digitalisierung von Dokumenten über NS-Überlebende mitzuhelfen. Dieses Jahr geht es um Karten aus der sogenannten Auswandererkartei, die im Staatsarchiv Bremen aufbewahrt wird.

#everynamecounts: Aktion rund um Holocaust-Gedenktag

#everynamecounts: Ein interessantes Projekt für Schülerinnen und Schüler © Arolsen Archives
#everynamecounts ist besonders für Schülerinnen und Schüler ein interessantes Projekt.

Es wäre ein großer Schritt gegen das Vergessen, könnte man eines Tages den Namen und die Geschichte eines jeden Holocaust-Opfers mit einer einfachen Internet-Recherche finden. Genau das haben sich die Arolsen Archives in Hessen zum Ziel gesetzt. Dort befindet sich das weltweit größte Archiv über die Opfer und die Überlebenden des NS-Regimes - und Zigtausende Akten sollen digitalisiert werden. Jeder kann dabei mitmachen. Rund um den Holocaust-Gedenktag können Freiwillige mithelfen - und zwar bis zum 28. Januar, 20 Uhr. Aber auch danach ist mitmachen bei #everynamecounts weiter ausdrücklich erwünscht.

Die Dokumente in dem Archiv, die Schicksale von Millionen Menschen belegen, sind bereits eingescannt. Um sie aber im Online-Archiv weltweit auffindbar und sichtbar zu machen, müssen die Informationen in eine Datenbank eingetragen werden.

Die Daten lassen sich über ein leicht verständliches, intuitiv nutzbares Tool eingeben, versprechen die Verantwortlichen. Alle Infos: https://everynamecounts.arolsen-archives.org.

Direktorin Azoulay: Verständnis für schwierige Lage von Migranten

Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, im Porträt. © Arolsen Archives
Floriane Azoulay ist seit 2016 Direktorin der Arolsen Archives in Bad Arolsen.

Ein Name in der Kartei ist zum Beispiel Erich Mosbach, ein Arzt aus Stettin, der mehrere Lager, darunter das KZ Buchenwald, überlebte. Im Mai 1946 betrat er mit seiner Familie in Bremerhaven das Auswandererschiff "Marine Flasher", das auf seiner ersten Reise mehr als 850 NS-Überlebende nach New York brachte.

Floriane Azoulay, Direktorin der Arolsen Archives, sagte über die Challenge 2024: "Die Arolsen Archives wollen den Blick darauf lenken, vor welchen Herausforderungen die Menschen standen, die sich zu einem Neustart in einem fremden Land entschieden. Sie brauchten Hilfe, Unterstützung und Verständnis für ihre schwierige Lage. So wie Migrant*innen zu jeder Zeit, auch heute."

Weltweit größtes Archiv über Opfer des NS-Regime

Das Archiv im hessischen Bad Arolsen, früher bekannt unter dem Namen Internationaler Suchdienst (ITS), beherbergt eine Sammlung mit Hinweisen zu mehr als 17,5 Millionen Menschen. Dieses UNESCO-Weltdokumentenerbe umfasst Unterlagen zu den verschiedenen Opfer-Gruppen des NS-Regimes - von nationalsozialistischer Verfolgung über Zwangsarbeit bis zum Holocaust.

70.000 Namen von NS-Verfolgten wurden 2023 digitalisiert

2023 war das Ziel, ebenfalls 30.000 Daten in die Datenbank zu übertragen. Am Ende der Aktion waren es sogar 70.000. Damals lag der Schwerpunkt darauf, Informationen aus Häftlingskarten des Konzentrationslagers Stutthof in Polen zu digitalisieren.

Weitere Informationen
Häftlingskarte von Anatolij Reschetnikow aus dem Konzentrationslager Stutthof, im Bestand der Arolsen Archives. © Arolsen Archives

#everynamecounts 2023: Rund 70.000 Namen digitalisiert

Rund um den Holocaust-Gedenktag 2023 sollten 30.000 Akten über Opfer des NS-Regimes digitalisiert werden. Es wurden mehr als doppelt so viele. mehr

"Dank der Hilfe von über 15.000 Freiwilligen aus der ganzen Welt haben wir das Ziel der Challenge erreicht und konnten nun insgesamt knapp 70.000 Namen von NS-Verfolgten aus verschiedenen KZ und aus einer Suchkartei aus der frühen Nachkriegszeit erfassen", so die Verantwortlichen 2023. Auch 160 Institutionen und Unternehmen hätten sich mit ihren Netzwerken beteiligt.

Für die Zukunft hoffen die Initiatoren auf weitere Freiwillige, die sich an der Digitalisierung von Millionen Schicksalen beteiligen.

Form des Gedenkens fördert Nähe zu Einzelschicksalen

"Wir haben festgestellt, dass die Teilnahme an #everynamecounts eine sehr niederschwellige und intuitive Art des Gedenkens ist. Und man tut etwas, das nachhaltig ist, indem man einen Namen erfasst", sagte Direktorin Azoulay 2023. So komme man dem Schicksal einer Person sehr nah - und lerne etwas dazu.

Weitere Informationen
Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. © Arolsen Archives

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 27.01.2023 | 14:24 Uhr

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