Robert Glatzel (r.) vom Hamburger SV im Duell mit Karol Mets vom FC St. Pauli © Witters
Robert Glatzel (r.) vom Hamburger SV im Duell mit Karol Mets vom FC St. Pauli © Witters
Robert Glatzel (r.) vom Hamburger SV im Duell mit Karol Mets vom FC St. Pauli © Witters
AUDIO: FC St. Pauli: Der letzte Schritt im Volkspark (2 Min)

Hamburger Stadtderby: St. Pauli will, der HSV muss gewinnen

Stand: 03.05.2024 06:03 Uhr

Der FC St. Pauli kann heute Abend im Hamburger Stadtderby vorzeitig den Bundesliga-Aufstieg perfekt machen. Für den Kiezclub wäre es die Krönung einer nahezu perfekten Saison - und für den noch um den Relegationsplatz kämpfenden Gastgeber HSV fraglos eine Demütigung. Aufgrund der brisanten Ausgangslage werden Ausschreitungen befürchtet.

13 Jahre ist es nun her, dass der FC St. Pauli zum bis dato letzten Mal den Sprung in die Beletage des deutschen Fußballs schaffte. "Wir waren ein Haufen voller Bekloppter. Das weiß inzwischen auch jeder. Ich war noch nie mit einer Horde auf dem Platz, die nur aus Gescheiterten bestanden hat. Ich glaube, dass es deswegen auch so gut funktioniert hat", erinnerte sich Timo Schultz, seinerzeit Mittelfeldakteur beim Kiezclub und aktuell Coach des 1. FC Köln, später an die Aufstiegssaison zurück.

Weitere Informationen
Ein Fan des FC St. Pauli hält einen Schal mit der Aufschrift "Aufsteiger 2024" in die Höhe. © picture alliance/dpa | Axel Heimken

News-Blog 2. Liga: St. Paulis Party-Pläne - Neuer Hansa-Sportdirektor

Bei St. Pauli und Kiel gibt's am Pfingstmontag die Aufstiegssause. News und Hintergründe zur 2. Liga im Live-Blog bei NDR.de. mehr

Über zwei Jahrzehnte später klopft wieder eine Mannschaft des FC St. Pauli ans Tor zur Bundesliga. Von einem "Haufen Gescheiterter" oder einer "Horde von Bekloppten" zu sprechen, würde dem aktuellen Team jedoch beileibe nicht gerecht werden. Der Fußball hat sich in der langen Zeit verändert - auch am Millerntor. Auch beim Kiezclub, der gerne noch mit dem Klischee spielt, ein etwas anderer Profiverein zu sein.

Das mag zwar auch auf viele Bereiche zutreffen. Dass die Zweitliga-Mannschaft heute (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) im Stadtderby den Aufstieg perfekt machen kann, gründet aber einzig und allein auf drei Dingen, die im Berufsfußball schon immer zum Erfolg geführt haben: seriöses Management, kluge Personalpolitik und ein ausgezeichneter Trainer.

Hürzeler gegen den HSV noch sieglos

Seit knapp eineinhalb Jahren hält Fabian Hürzeler nun bei St. Pauli das Zepter in der Hand. Seit knapp eineinhalb Jahren eilt der Stadtteilverein unter dem erst 31 Jahre alten Coach beinahe von Sieg zu Sieg. Der einzige Makel in der ansonsten fast tadellosen Bilanz des gebürtigen US-Amerikaners: Er hat noch keinen Erfolg gegen den Nachbarclub gefeiert. Das soll sich nun unbedingt ändern. "Ich habe jetzt als Cheftrainer zweimal gegen den HSV gespielt und zweimal nicht gewonnen, also liegt es auch an mir, den Fans etwas zurückzugeben", sagte der Coach.

Sollte der Wunsch des Übungsleiters in Erfüllung gehen, ist der Aufstieg perfekt. Dem Tabellendritten Fortuna Düsseldorf würde ein Erfolg im parallel stattfindenden Spiel gegen den 1. FC Nürnberg nichts mehr nutzen.

Weitere Informationen
St. Paulis Jackson Irvine (m.) jubelt © Witters

St. Pauli steigt in die Bundesliga auf, wenn ...

Der FC St. Pauli kann nach Kiel den direkten Bundesliga-Aufstieg perfekt machen. Was muss dafür passieren? mehr

Dem Tabellenvierten HSV wäre indes bei einer Niederlage gegen St. Pauli und einem gleichzeitigen Dreier der Düsseldorfer auch die letzte Chance genommen, die Fortuna vom Aufstiegs-Relegationsplatz zu verdrängen. Der Traum von der Rückkehr in die Bundesliga wäre ausgerechnet im Spiel gegen den Stadtrivalen erneut geplatzt.

Baumgart: "Will lieber Held als Depp sein"

Obwohl der Druck bei seiner Mannschaft liegt und der HSV ohne fremde Hilfe in seine siebte Zweitliga-Saison gehen müsste, saß Coach Steffen Baumgart am Mittwoch nicht mit finsterer Miene oder einem Rechenschieber in den Spieltagspressekonferenz. Ganz im Gegenteil: Der 52-Jährige war bester Laune und fiebert seinem ersten Stadtderby sichtlich entgegen.

"Ich bin in solchen Spielen im Positiven immer ein bisschen drüber, mein Gegenüber geht da aber ja genauso mit. Emotionen von den Bänken werden wir also auf jeden Fall haben. Denn ein Derby ist immer etwas Besonderes. Wenn du das Derby gewinnst, bist du der Held, wenn nicht, dann bist du der Depp. Und ich will lieber Held als Depp sein", sagte Baumgart. Er freue sich auf das Spiel, "weil ich das von klein auf haben wollte. Es ist das Spiel, auf das ich mich am meisten gefreut habe, als ich den Job übernommen habe."

HSV hat Relegationsplatz noch nicht aufgegeben

Für den Ex-Profi - seit seiner Jugend bekennender HSV-Fan - wäre ein Erfolg gegen St. Pauli nach seinem schwierigen Start an der Elbe fraglos auch ein gutes zusätzliches Argument für eine Weiterbeschäftigung über den Sommer hinaus an der Sylvesterallee.

St. Paulis Manolis Saliakas (l.) und HSV-Akteur Immanuel Pherai kämpfen um den Ball. © IMAGO / Justus Stegemann
AUDIO: HSV gegen St. Pauli: Wer gewinnt im Volkspark? (1 Min)

"Derbysieg und Sprung auf Platz drei", gab der Coach als Ziele für die drei letzten Spieltage der Saison an. St. Paulis Aufstieg im "Wohnzimmer" seiner Mannschaft wollen Baumgart und seine Spieler unbedingt verhindern. "Wir wollen das Spiel mit aller Macht gewinnen", sagte der HSV-Trainer. "Es kann für den Hamburger Fußball ein Riesenabend werden", frohlockte der 52-Jährige.

Besondere Regeln für St.-Pauli-Fans bei Hochrisikospiel

Seine Vorfreude auf die Partie wird aber nicht allerorts geteilt. Die Polizei stufte das Stadtderby erneut als Hochrisikospiel ein und wird mit zahlreichen Einsatzkräften anwesend sein. Das Volksparkstadion ist mit 56.100 Zuschauern ausverkauft. Das offizielle Gästekontingent beträgt dabei 5.576 Karten. 900 Plätze wurden aufgrund von Trennungsmaßnahmen der rivalisierenden Fan-Gruppierungen nicht verkauft.

Weitere Informationen
Die Zweitliga-Meisterschale © Witters Foto: Valeria Witters

Das Restprogramm im Zweitliga-Aufstiegskampf

Das Restprogramm im Zweitliga-Aufstiegskampf auf einen Blick. Holstein Kiel ist aufgestiegen, St. Pauli und Fortuna Düsseldorf sind noch im Rennen. mehr

Für St. Paulis Anhänger gelten besondere Regeln. Das Tragen von Fanutensilien des Kiezclubs außerhalb des Gästebereichs ist nicht gestattet, um eine strikte Fantrennung zu gewährleisten. Dazu gehören unter anderem Trikots, Schals, Totenkopfpullis und Ähnliches. Wer diese Regel nicht befolgt, erhält keinen Zugang zum Stadion, teilten beide Clubs mit.

Dass in HSV-Fanforen im Falle eines für die Hausherren ungünstigen Spielverlaufs über einen herbeigeführten Spielabbruch diskutiert wird, hat die Polizei sowie beide Vereine zusätzlich sensibilisiert. Hürzeler zeigte sich aber optimistisch, dass es zu keinen Ausschreitungen kommen wird. "Ich glaube, dass alle, die dafür verantwortlich sind, das Maximale tun werden, um die Sicherheit zu garantieren", sagte St. Paulis Trainer.

VIDEO: Polizei bereitet sich auf Hamburger Stadtderby vor (2 Min)

Weitere Informationen
Jubel bei den St.-Pauli-Profis © IMAGO / Noah Wedel

Aufstieg im Volkspark? St. Paulis "perfektes Ende" wäre der HSV-Horror

Mit einem Sieg am kommenden Freitag im Derby kann der FC St. Pauli ausgerechnet beim Stadtrivalen den Bundesliga-Aufstieg perfekt machen. mehr

Henk Veerman vom FC St. Pauli bejubelt sein Tor zum 1:0 im Stadtderby beim Hamburger SV (Foto aus dem Jahr 2020) © Witters

St. Paulis Derbyhelden: Erst gefeiert, dann (fast alle) vergessen

Der Kiezclub verlor nur drei der bisher elf Zweitliga-Duelle mit dem HSV. Wer gegen den Stadtrivalen traf, war ein Held - aber oft nur für kurze Zeit. mehr

St. Paulis Kapitän Jackson Irvine (2. v. l.) beim Kopfball © WITTERS/ValeriaWitters

Ecke, Kopfball, Tor: Wie St. Pauli die Liga mit Standards überrumpelt

Das Team von Trainer Fabian Hürzeler arbeitet akribisch an Varianten für Ecken und Freistöße. Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Bundesliga-Aufstieg. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 02.05.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

HSV

2. Bundesliga

FC St. Pauli

Mehr Fußball-Meldungen

Sportdirektor Amir Shapourzadeh vom VfL Osnabrück © IMAGO / Niklas Heiden

Amir Shapourzadeh neuer Sportchef bei Hansa Rostock

Der ehemalige Hansa-Profi unterschrieb einen Vertrag bis 2026 und soll seine Arbeit nach dem letzten Saisonspiel der abstiegsbedrohten Rostocker am Sonntag gegen Paderborn aufnehmen. mehr