Internationales Musikfest Hamburg: Sofia Gubaidulina im Porträt
Marin Alsop bringt gemeinsam mit Mitgliedern des NDR Elbphilharmonie Orchesters 30. Mai 2024 ein Porträt der Komponistin Sofia Gubaidulina auf die Bühne des Kleinen Saals in der Elbphilharmonie Hamburg.
An zahlreichen Werk-Etappen ihres umfangreichen Schaffens lässt sich Sofia Gubaidulinas Faszination für die Klänge des tiefen, größer besetzten Streicherapparats ablesen. Werke für ein Ensemble von Cellisten gibt es einige, und auch der Kontrabass spielt in mehreren ihrer Stücke eine herausgehobene, charakteristische Rolle. So lag es nahe, dieser besonderen Vorliebe der bei Hamburg lebenden, heute 92 Jahre alten Komponistin in einem Konzert genauer nachzugehen - und auf diese Weise ein besonderes "Porträt Sofia Gubaidulina" zu gestalten.
Gubaidulina: Konzert für Fagott und tiefe Streicher
Im Zentrum des Abends steht das fünfsätzige Konzert für Fagott und tiefe Streicher, im Jahr 1975 in Russland entstanden: im Todesjahr von Dmitrij Schostakowitsch. Das selten zu hörende Stück gehört zu denjenigen, denen anzumerken ist, dass Gubaidulina in ihrem "mittleren Stil" durchaus Anregungen dieser Überfigur der sowjetischen Musik aufnahm; es ist auch bekannt, dass Schostakowitsch die junge Komponistin ermutigte und förderte.
Das Faszinosum des Stücks liegt in den ungemein vielfältigen und virtuosen Klangwirkungen des tiefen Registers - und in einer unmittelbar sprechenden Wirkung des Soloparts, den NDR Solo-Fagottist David Spranger übernehmen wird. Flankiert wird das Konzert von zwei Werken für größeres Cello-Ensemble. "Mirage" von 2002 ist mit seinen Lichtfantasien ein schönes Beispiel für den teilweise zur Naturmystik neigenden Stil der späten Gubaidulina; "Am Rande des Abgrunds", entstanden ungefähr zum gleichen Zeitpunkt, gehört zu ihren meistgespielten Kompositionen und überrascht mit dem Einsatz zweier klangreicher Aquaphone.
Sofia Gubaidulina und der Norddeutsche Rundfunk: Enge Bande
Zum NDR hat Sofia Gubaidulina seit vielen Jahren eine enge Verbindung. Unvergessen sind zahlreiche Aufführungen, die der NDR Chor (das heutige NDR Vokalensemble) realisierte - und selbstverständlich die große Uraufführung von Johannes-Passion und Oster-Oratorium unter Valery Gergiev in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis im März 2002.