Mitreden! Deutschland diskutiert
Donnerstag, 16. Mai 2024, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Reiselust nach Corona-Frust - Alles wie früher?
Hörerinnen und Hörer haben bei Mitreden! mit Experten über ihre Vorstellungen von Reisen diskutiert. Die Sendung als Video-Mitschnitt.
Brückentage im Mai und schon bald Sommerurlaub: Die Deutschen verreisen wieder und das Vor-Corona-Niveau ist schon fast erreicht. Aber hat sich der Tourismus verändert? Wie planen wir unsere Reisen? Wie viel Geld geben wir dafür aus und wie erleben beliebte Touristenorte die Urlaubermassen? Unser Thema bei "Mitreden!" am 16. Mai 2024.
So viel Urlaub gab es noch nie. Das Bundesamt für Statistik teilte vor wenigen Tagen mit, dass im März dieses Jahres 35,6 Millionen Übernachtungen in deutschen Hotels, Gasthäusern, Pensionen, Ferienwohnungen oder Campingplätzen gebucht wurden. So viele Buchungen gab es noch nie in einem März. Die Reisefreude ist also zurück. Deutschland ist für die Deutschen das beliebteste Reiseziel - aber auch Touristen kommen ins Land. So erwartet Berlin zur Fußball-EM viele Besucher: Auf dem Gelände einer Pferderennbahn wird ein großes Camp nur für niederländische Touristen eingerichtet.
"Die Reisewelle rollt"
- Klimawandel und Reisen: "Die Verantwortung sollte keinen Urlaub machen"
- Das Kompetenzzentrum Grüne Transformation des Tourismus kommt
- Tollense statt Ostsee - Urlaubsmagnet im Hinterland von MV?
- Urlaub mit Auszeichnung - was bringen Siegel?
- Wenn Urlauber zur Plage werden: Wie geht der Südwesten mit Overtourism um?
- Brandenburg: Neue Studie zur Campingwirtschaft: See, Platz, Sieg
- "Badewanne Europas" immer heißer: Klimawandel ändert Mittelmeertourismus
- Anpassung an den Klimawandel im Tourismus
Die Stiftung für Zukunftsfragen, eine Initiative von Britisch American Tobacco, hat in ihrer aktuellen Tourismusanalyse 3.000 Menschen nach ihrem Reiseverhalten befragt und stellt fest, dass die Sehnsucht nach Reisen trotz oder gerade wegen anhaltender globaler Unsicherheiten da ist. Es bleibt nicht bei der Sehnsucht, sondern die Menschen vereisen wieder genau so häufig wie vor der Pandemie.
Dabei geht der Trend zu Mehrfachreisen. Wer es sich leisten kann, der macht mindestens zweimal im Jahr Urlaub, das gilt mittlerweile für fast jeden dritten Bundesbürger. Obwohl Reisen teurer geworden ist, lässt sich eine vierköpfige Familie im Durchschnitt den Haupturlaub rund 6.000 Euro kosten. Das beliebteste Urlaubsland ist nach wie vor Spanien - aber vor allem dort sind die Preise gestiegen. Im Gegensatz zu Skandinavien, wo gilt: gleichbleibend teuer, aber gut und beliebt. Denn im Norden ist es immer Sommer einfach nicht so heiß.
Reisen und Klimawandel
Wer auf Reisen geht, sucht auch eine schöne Umgebung, eine intakte Natur, pittoreske Städte, doch genau das Bild wird von Touristen zerstört. "Overtourism" heißt das Phänomen. So überlegt die Insel Bali eine Obergrenze für Touristen einzuführen. In Venedig müssen Tagesbesucher an den Wochenenden fünf Euro Eintritt zahlen. Auf Mallorca gilt seit dem letzten Wochenende ein Alkoholverbot am Strand der Playa de Palma - wer mit einer offenen Bierdose erwischt wird, zahlt 1.500 Euro.
Und dann ist da die negative Klimabilanz der Reisenden: Flugzeug, Kreuzfahrtschiff, Auto, Bahn, der Wasserverbrauch. Das kann manchem Urlauber ein schlechtes Gewissen machen. Doch Reiseexperte Carlo Speth meint, es gehe nicht um die Frage, ob wir reisen, sondern um die Art und Weise.
Moderatorin Sabine Dahl begrüßte als Gäste:
Dieter Janecek
Die Grünen, MdB, Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus im Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Julia Macher
Journalistin im Netzwerk Weltreporter.net, Barcelona
Carlo Speth
Reiseexperte des Online-Portals Urlaubspiraten