Der Frieden im Norden beginnt 1945 bei Lüneburg
Wenige Tage vor dem offiziellen Kriegsende am 8. Mai 1945 handelt der britische Feldmarschall Montgomery in der Lüneburger Heide eine Teilkapitulation für Nordwesteuropa aus. Am 4. Mai wird sie auf dem Timeloberg unterzeichnet.
Am 3. Mai 1945 machen sich vier deutsche Militärs unter Generaladmiral Hans-Georg von Friedeburg auf nach Lüneburg: zu Vorverhandlungen über eine Teilkapitulation der im Nordwesten Europas stehenden deutschen Truppen. Das erste Treffen findet in der sogenannten Möllering-Villa im Lüneburger Stadtteil Häcklingen statt. Hier hatten die britischen Einheiten der alliierten Streitmacht zum Kriegsende ihr Hauptquartier eingerichtet. Als die deutsche Delegation unter von Friedeburg ankommt, ist ihr erster Ansprechpartner General Miles Dempsey. Die entscheidende Figur allerdings ist als Oberbefehlshaber der Feldmarschall Bernard L. Montgomery.
Heidehügel wird zum "Victory-Hill"
Der britische Feldmarschall Montgomery hatte mit der 8. Armee den als "Wüstenfuchs" bekannten deutschen Generalfeldmarschall Erwin Rommel und dessen deutschen Afrikakorps Ende 1942 unter anderem im ägyptischen El Alamein entscheidend geschlagen und die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 mit vorbereitet. Nun befehligt er die auf dem Vormarsch befindlichen britischen Truppen in Norddeutschland. Sein Lager hat er wenige Kilometer östlich der Möllering-Villa am Ortsrand von Wendisch-Evern auf dem Timeloberg errichtet. Hier hat sich der eigenwillige Brite einen Wohnwagen und ein Zelt aufstellen lassen - mit Ausblick auf die alte Salzstadt. Den Timeloberg soll Montgomery später zu seinem "Victory-Hill" erklären.
Montgomery will die bedingungslose Kapitulation
Zweimal bestellt der britische Feldmarschall die Deutschen zu sich. Er macht klar: Für die Briten kommt nur eine bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht infrage. Vier Tage vor der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation aller deutschen Streitkräfte am 7. Mai 1945 im französischen Reims unterschreibt von Generaladmiral Friedeburg am Abend des 4. Mai eine Teilkapitulation für Nordwesteuropa: von Holland bis Skandinavien und für die gesamte nordwestdeutsche Region. Die Vereinbarung: Waffenstillstand ab dem 5. Mai, 8 Uhr. Die Möllering-Villa als einer der Verhandlungsorte wie auch der Timeloberg, wo im Zelt des britischen Hauptquartiers die Teilkapitulation unterschrieben wird, werden damit zu historischen Stätten auf dem Weg zum Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg.
Möllering-Villa: Ort des Teilfriedens verfällt
Über die Jahrzehnte verfällt die Möllering-Villa, die sich in Privatbesitz befindet, zunehmend. Historiker fordern immer wieder, dort eine Gedenkstätte zu errichten. 2007 wird die Villa unter Denkmalschutz gestellt - und um das Haus entwickelt sich ein Tauziehen: Der Besitzer stellt einen Antrag, die Villa abzureißen, eine Sanierung sei unwirtschaftlich. Auf der anderen Seite steht ein Verein zum Erhalt der Möllering-Villa, der dem Eigentümer zwischenzeitlich ein Kaufangebot vorlegt - das Geld für Kauf und Sanierung letztlich aber nicht aufbringen kann. Und die Stadt Lüneburg sieht sich bei geschätzten Sanierungskosten in Höhe von zwei bis drei Millionen Euro ebenfalls nicht in der Lage, das Gebäude zu übernehmen.
Der Eigentümer möchte den Denkmalschutz aufheben lassen. Das Gebäude sei mit zu vielen Schadstoffen belastet, eine Sanierung wirtschaftlich unzumutbar. Das Gebäude wurde dann auch vom Landesamt für Denkmalschutz von der Liste der Kulturdenkmäler genommen. Die Stadt schlägt einen Kompromiss zwischen Sanierung und Abriss vor: Nur der historische Eingangsbereich mit Giebel soll erhalten bleibe, das restliche Gebäude kann abgerissen werden. Hinter der Fassade kann ein Neubau entstehen. 2023 wird bekannt, dass Eigentümer den geplanteb Neubau aus Kostengründen nicht realisieren kann. Die Gebäudereste sollen nun an einem anderen Ort erhalten bleiben.