Brokstedt-Urteil: Gericht hebt Eingreifen von Fahrgast hervor

Stand: 15.05.2024 18:36 Uhr

Nach etwa zehn Verhandlungsmonaten gibt es ein Urteil im Brokstedt-Prozess: Ibrahim A. muss lebenslang ins Gefängnis. Bei der Urteilsverkündung fand das Gericht bemerkenswerte Worte für Felix Gerike. Er konnte den Täter im Januar 2023 im Zug entwaffnen.

Zwei Menschen ermordet, vier weitere schwer verletzt: Dass Ibrahim A. in einem Regionalzug bei Brokstedt (Kreis Steinburg) im Januar 2023 nicht noch weiter auf Fahrgäste einstechen konnte, ist auch und vor allem Felix Gerike zu verdanken. Das machten die Richter am Landgericht Itzehoe am Tag der Urteilsverkündung - A. muss lebenslang ins Gefängnis - deutlich.

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Der Angeklagte Ibrahim A. wird von Justizbeamten in Handschellen und Fußfesseln in den Gerichtssaal im China Logistic Center in Itzehoe gebracht. © dpa-Bildfunk Foto: Christian Charisius

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Ibrahim A. stand mit dem Messer vor Gerike

Der damals 21 Jahre alte Gerike war im Zug gerade auf der Suche nach einem Verbandskasten, als Ibrahim A. plötzlich vor ihm stand, mit einem blutverschmierten Messer in der Hand. Anschließend wurde Felix Gerike nach eigenen Angaben mit dem Messer in Kopf und Gesicht getroffen, doch er wehrte sich.

Gerike hält A. im Zug an Handgelenken fest

Gerike gelang es, den Angreifer zu entwaffnen - ein anderer Zeuge brachte das Messer in Sicherheit. Als Ibrahim A. versuchte, die Waffe zurückzubekommen, hielt Gerike ihn an den Handgelenken fest. Laut eigener Aussage biss ihm der 34 Jahre alte Palästinenser dabei in die Nase. Gerike, der im Prozess später als Nebenkläger auftrat, kam schwerverletzt ins Krankenhaus.

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Der Angeklagte Ibrahim A. (M) wird von Justizbeamten in Handschellen und Fußfesseln in den Gerichtssaal im China Logistic Center gebracht. © dpa Bildfunk Foto: Christian Charisius

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Richter: "Erstaunliche" Gegenwehr des Zeugen

Es sei der Gegenwehr Gerikes und des anderen Fahrgastes, der mit einer Laptoptasche zu Hilfe kam, zu verdanken, dass Ibrahim A. von weiteren Taten abgehalten und entwaffnet werden konnte, so der Vorsitzende Richter Johann Lohmann. Der Zeuge habe es "in erstaunlicher Weise geschafft, sich dem Angriff zur Wehr zu setzen". Außerdem habe es der junge Mann "in bemerkenswerter und anerkennenswerter Weise geschafft, sein Leben weiterhin zu leben".

Den Angriff auf Gerike wertete das Gericht als versuchten Mord aus Heimtücke und niedrigen Beweggründen, in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Allein dafür hätte Ibrahim A. laut Gericht eine Freiheitsstrafe von 13 Jahren bekommen können.

Gerike bedankt sich nach Urteil bei weiteren Helfern

Als Nebenkläger hat Gerike fast den gesamten Prozess verfolgt. Jetzt ist er froh, dass nach zehn Monaten das Urteil gefallen ist. "Ich begrüße das, wie das Gericht das rübergebracht hat", sagte der heute 22-Jährige. Weiter hoffe er nun, dass sämtliche Beteiligten des Angriffs "neu anfangen" können. Gerike bedankte sich bei allen Menschen, die an dem Tag des Angriffs und auch danach Hilfsangebote gestellt haben.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 15.05.2024 | 19:30 Uhr

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