"So teuer wie möglich - der Kampf der Atomindustrie": Röttgen räumt erstmals Rücktrittsüberlegungen ein
Sendetermin: Mittwoch, 20. Juli, 23.30 Uhr, Das Erste
Als die schwarz-gelbe Regierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel im vergangenen Jahr die Laufzeitverlängerung für die deutschen Atomkraftwerke durchgesetzt hatte, dachte Bundesumweltminister Norbert Röttgen über seinen Rücktritt nach. Rötttgen räumt dies in der ARD Dokumentation "So teuer wie möglich - der letzte Kampf der Atomindustrie" ein, zu sehen am Mittwoch, 20. Juli, um 23.30 Uhr im Ersten. Er selbst sei skeptisch gegenüber der Laufzeitverlängerung für die AKWS gewesen. "Das war eine Erfahrung von Lobbyismus und wirtschaftlicher Interessenvertretung", erinnert sich Röttgen. "Sehr deutlich, sehr massiv und sehr finanzstark. Ich bin dann aber auch sehr schnell zu dem Ergebnis gekommen", so Röttgen, "dass man nicht den Einsatz für eine ganz wichtige Frage immer mit dem Amt verbinden darf."
Die Dokumentation zeigt, wie Atomkraft von Anfang an vom Staat, gleich ob unter SPD- oder CDU-Regierung, mit Milliarden gesponsert und über Jahrzehnte, wenn nötig auch mit massivem Polizeiaufgebot, verteidigt wurde. Es galt das Motto des ersten deutschen Atomministers Franz Josef Strauss in den fünfziger Jahren: "Wir müssen um unserer Wirtschaft willen einen Rückstand aufholen."
Fernseh- und Grimme-Preisträger Hubert Seipel beschreibt, wie systematisch und gezielt die Atomindustrie dann Hand in Hand mit der Union nach dem Ausstiegsbeschluss der rot-grünen Koalition 2001 daran arbeitete, diese Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Der Ausstieg von damals, rechtfertigt Johannes Teyssen, Chef von Eon, dem größten Atomkonzern, "war keine Konsensentscheidung". Zum anderen, so Bundesumweltminister Röttgen, "ist die CDU eine Partei, die aufs engste mit der wirtschaftlichen Entwicklung dieses Landes verbunden ist."
In Bundeskanzlerin Angela Merkel fanden die großen Stromversorger eine treue Verbündete. Die damalige Oppositionsführerin versprach der Industrie schon 2004 öffentlich, die Atommeiler länger laufen zu lassen, sobald sie an der Regierung sei. Umso enttäuschter sind die großen Energiekonzerne nun über die jüngsten Entscheidungen der Bundesregierung. Die Konzerne setzen auf Klagen, um für entgangene Milliardengewinne entschädigt zu werden.
19. Juli 2011 / RP
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