Deutschlands Teqball-Elite spielt beim FC St. Pauli
Jon Nielsen und Yannic Stächelin vertreten Deutschland bei den European Games in Krakau im Teqball. Sie hoffen, dass der spektakuläre und schnelle Sport ab 2028 olympisch wird.
Videos im Internet haben Teqball bekannt gemacht. Kleine Clips, in denen sich Fußballprofis wie Ronaldinho oder auch eine Trainingsgruppe des FC Chelsea rund um Nationalspieler Kai Havertz auf einer gebogenen Tischtennisplatte einen Fußball hin- und herspielen.
So ein Video hat auch Jon Nielsen gesehen und war direkt begeistert: "Ich habe geschaut, wo ich das spielen kann - und dann selbst eine Abteilung beim FC St. Pauli in Hamburg gegründet". Heute ist diese Teqball-Abteilung die deutschlandweit größte in einem Verein. Mitgründer Yannic Stächelin tritt wie Nielsen bei den European Games als Spieler für Deutschland an. Mitgründerin Nelly Wilke ist als Trainerin vor Ort.
Teqball: Einfache Regeln, spektakuläre Ballwechsel
Teqball wurde 2012 in Ungarn erfunden und wird mit einem Fußball an einem drei Meter langen Tisch gespielt. Dieser Tisch ist gebogen und in der Mitte höher. Ziel ist es, den Ball so zum Gegner zu spielen, dass dieser ihn nicht mehr zurückbringen kann. Pro Spielzug darf man selbst den Ball dreimal berühren - aber immer mit unterschiedlichen Körperteilen.
Das führt dazu, dass man beim Teqball einiges an Ballgefühl mitbringen muss, was den Sport von außen noch spektakulärer aussehen lässt. "Ball hochhalten, freestylen, das macht Spaß", sagt Nielsen, "und dann die Kombination Fußball als Einzel- oder Doppelsport, als Rückschlagspiel." Ein Match gewinnt, wer als erstes zwei Gewinnsätze bis zwölf Punkte für sich entscheiden kann.
Teqball-Profisportler gibt es in Deutschland nicht
Alle, die in Krakau für Deutschland im Teqball antreten, sind keine Vollzeit-Sportler. Jon Nielsen arbeitet für eine Statistikplattform, Yannic Stächelin ist Doktorand der Chemie. Beide zusammen bieten auch Teqball-Kurse im Hamburger Hochschulsport an.
Zu den Favoriten zählt Deutschland in diesem Sport noch nicht, erklärt Stächelin: "Ungarn ist ziemlich stark, hat auch eine breite Spitze. Rumänien, Serbien und mittlerweile auch die USA, Brasilien und Frankreich sind sehr gut."
Wird das Fußball-Tischtennis bald olympisch?
Durch die European Games ist Teqball nun auch bei einem großen Multi-Sport-Event vertreten. Gespielt wird öffentlichkeitswirksam auf dem Krakauer Hauptmarkt mitten in der Stadt bei freiem Eintritt. Nach der Entwicklung 2012 und der weltweiten Präsentation 2016 dauerte es nicht lange, bis Teqball von einer Reihe von Organisationen als Sport anerkannt wurde. Der Teqball-Weltverband ist auch immer wieder in Kontakt mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC). Das Ziel: bei Olympia in Los Angeles 2028 dabei zu sein.
Für Jon Nielsen ist es schon in Krakau fast olympisch: "Wenn man im Dorf, im Athletes' Village, ist, kommt schon ein bisschen Olympia-Feeling auf. Vielleicht kommt man da ja auch irgendwann hin." Teqball gehörte allerdings nicht zu den neun Sportarten, die sich um einen Platz 2028 bewerben durften. Dennoch passt dieser Social-Media-geeignete, schnelle Sport sicher ins Anforderungsprofil des IOC.