Undeloh: Ein Dorf und die Rassismus-Vorwürfe
Im Heidedorf Undeloh leben 400 Menschen - und eventuell demnächst 29 Asylbewerber in einem ehemaligen Café- und Pensionsbetrieb.
Zumindest, wenn es nach dem Landkreis Harburg geht, der in diesem Jahr insgesamt rund 400 Flüchtlinge aufnehmen und unterbringen muss.
Die Undeloher sehen das ganz anders. In einer bis auf den letzten Platz besetzten Ratsversammlung stimmte der Gemeinderat gegen eine Unterbringung - und zwar geschlossen. Mit fehlender Infrastruktur wurde dort argumentiert, es gäbe keine Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten und auch keine öffentlichen Transportmittel in den nächstgrößeren Ort. Dann schaukelte sich die Stimmung offenbar weiter auf, und unwidersprochen kamen ganz andere Gründe auf den Tisch: Angst vor der Wertminderung der Grundstücke, Angst um die Frauen und Kinder, Angst um die Touristen, die doch im Urlaub keine dunkelhäutigen Männer und Frauen mit Kopftüchern sehen wollten.
Vorurteile überall
Der Besuch in Undeloh einige Tage später zeigt ein Dorf mit standfesten Bewohnern. Beim Schlachter, einem der wenigen Treffpunkte am Ort, kann man sich nicht vorstellen, was die Flüchtlinge den ganzen Tag in Undeloh tun sollen. Zwischen Sülze und Kotelett kommt der Vorschlag, die Flüchtlinge doch in Hamburg mit seinen leer stehenden Gebäuden unterzubringen, aber nicht im Touristenort Undeloh.
Und auf der Straße hat man bereits ein ganz genaues Bild von denen, die da kommen sollen: junge Männer, mit denen die ortsansässigen Frauen und jungen Mädchen möglicherweise Probleme bekommen. Asylbewerber, die Interesse an den Fernsehern und dem Luxus der Einheimischen haben könnten: "Die wollen das aber auch haben, wenn sie rüberkommen. Also besorgen sie sich das, wenn sie es nicht kriegen."
Gastfreundschaft - nur für zahlende Touristen
Die Gemeinderatsmitglieder bleiben bei der offiziellen Ablehnungslinie: Die Unterbringung sei nicht gut, weil die Infrastruktur fehle. Zusagen des Kreises, einen Fahrdienst einzurichten und für ausreichende Betreuung zu sorgen, wird misstraut. Zu vage die Ansagen des Kreises, so erklärt ein Gemeinderatsmitglied: "Es waren eben diese Dinge, dass die Versorgung der Menschen nicht geklärt war, der Transport war nicht geklärt , wie das geregelt werden sollte, wie die überwacht werden."
Flüchtlinge, die man "überwacht" haben will. Aussagen, die alles sagen, in einem Dorf, das Fremde willkommen heißt - aber offenbar nur, wenn sie hellhäutige, zahlende Touristen sind.