Vorstandswechsel beim ADAC gescheitert
Es gibt weiterhin Ärger beim ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt - und das nicht zu knapp. Bei einer Mitgliederversammlung in Celle am Sonnabend stand unter anderem die Wahl eines neuen Vorstands auf der Tagesordnung, doch zwei Bewerber wurden kurzfristig ausgeschlossen. Sie hätten sich zwar wählen lassen können, durften aber beim Wahlvorgang nicht anwesend sein - damit hätten sie sich den Wählern auch nicht vorstellen können. Dies sei ganz klar taktisches Verhalten und entbehre jeder Grundlage, sagte Burkhard Scheunert, einer der Ausgeschlossenen, NDR 1 Niedersachsen.
Alter Vorstand wiedergewählt
Im Vorfeld war vermutet worden, dass es im Fall eines Vorstandswechsels eng werden könnte für den umstrittenen Geschäftsführer Hans-Henry Wieczorek. Denn wären Wieczoreks Kritiker dann in der Mehrheit gewesen, hätte er womöglich seinen Posten räumen müssen. Dieser Wechsel ist aber gescheitert. Nach dem Ausschluss der zwei Gegenkandidaten Scheunert und Johann Borchers - als Begründung wurden Formfehler genannt - zogen sich auch die beiden anderen neuen Kandidaten zurück. Daraufhin wurde der alte Vorstand wiedergewählt. Vorsitzender wurde ebenfalls der alte Inhaber des Postens, Reinhard Manlik.
Bewerber wollen Ausschluss nicht hinnehmen
Borchers und Scheunert wollen den Ausschluss rechtlich prüfen lassen. Scheunert fand deutliche Worte: "Der Syndicus des ADAC hat uns auf Formfehler hingewiesen, ein Protokoll soll nicht rechtzeitig zur Verfügung gestellt worden sein. Die wollten uns mundtot machen. Man hat geschickt eine Lücke gesucht, die es gar nicht gibt."
Der wiedergewählte Vorsitzende Manlik wollte die harsche Kritik von Scheunert und Borchers nicht gelten lassen. "Er hätte natürlich kandidieren können", sagte Manlik in Bezug auf Borchers zu NDR.de, "er durfte nur nicht im Saal sein und ist dann nach Hause gefahren. Das kann ich nun nicht ändern."
Verdacht der Bespitzelung
Vor einigen Tagen war bekannt geworden, dass der Betriebsrat des ADAC massiv bespitzelt worden sein soll. Die Staatsanwaltschaft Hannover sieht einen begründeten Anfangsverdacht und hat Ermittlungen gegen Wieczorek aufgenommen. Der Betriebsrat hatte zuvor Strafanzeige gegen den Geschäftsführer erstattet. Dessen Verteidiger kann sich nun bis Mitte April zu den Vorwürfen äußern. Der wiedergewählte Vorsitzende Manlik forderte den Betriebsrat am Sonnabend auf einzusehen, "dass er vertrauensvoll mit der Geschäftsführung zusammenarbeiten muss." Hier müsse "mal ein klärendes Wort gesprochen werden", so Manlik zu NDR.de.
Systematische Kontrolle von E-Mails
Der Verdacht: E-Mails der Mitarbeitervertreter wurden in der IT-Abteilung eingesehen und nach bestimmten Stichwörtern durchsucht, Nachrichten wurden kopiert und Screenshots von Computern der Beschäftigten angefertigt. Das Material soll dann an die Geschäftsführung weitergegeben worden sein.
ADAC-Zentrale distanziert sich
In der Deutschland-Zentrale des Automobilklubs distanziert man sich vom Landesverband. ADAC-Präsident Peter Meyer teilte am Donnerstag mit, dass der "mit 18,6 Millionen Mitgliedern zweitgrößte Automobilklub der Welt" föderalen Strukturen unterliege. "Das Präsidium und die Geschäftsführung in München können auf Basis der geltenden Vereinssatzung nicht in die Belange der bundesweit 18 eigenständigen Regionalklubs und deren Personalpolitik eingreifen", wird Meyer in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert.
Mehrere Beschäftigte berichten im NDR
Mehrere Mitarbeiter haben sich im NDR Magazin Panorama 3 geäußert. Burkhard Scheunert sprach von einem "Sumpf", der in Niedersachsen herrsche: "Durch geschickte Handhabung hat der Geschäftsführer schon erreicht, dass die Kollegen machen, was er möchte." Die ehemalige Leiterin der IT-Abteilung, Marion Wille, berichtete, sie sei von der Geschäftsführung als Spitzel instrumentalisiert worden. Wille ist seit längerer Zeit krankgeschrieben.