Schlecker-Frauen: Die falschen Versprechen
Was gab es nicht alles für Versprechen und Ideen seitens der Politik, als mit einem Schlag im Juni dieses Jahres fast 23.500 Angestellte von Schlecker wegen Insolvenz des Unternehmens ihre Jobs verloren. Die Rede war von Umschulungen zu Erziehern oder Altenpflegerinnen, Weiterbildung in Mangelberufe und Hilfe von der Arbeitsministerin.
Nur rund ein Drittel hat einen neuen Job
Jetzt, vier Monate später, ist von diesen Perspektiven nicht viel übrig geblieben. Lediglich rund ein Drittel der ehemaligen Verkäuferinnen hat einen neuen Job gefunden, nur etwa 80 machen eine Umschulung, die anderen haben nichts. Oder sind gar krank geworden, wie Andrea Davis aus Bramsche in Niedersachen. Sie hat bis zu ihrer Entlassung 20 Jahre bei Schlecker gearbeitet. Jetzt kämpft die ehemalige Betriebsrätin mit einem Burn-Out, ist krankgeschrieben. Sie ist desillusioniert, hat das Gefühl man habe sie einfach vergessen. Der Hype sei der Gleichgültigkeit gewichen.
Viel versprochen, wenig gehalten
Der Sozialwissenschaftler Stefan Sell formuliert es drastischer: Umschulungen seien oftmals gar nicht möglich, da dafür die Rahmenbedingungen fehlten. Das habe die Politik gewusst und ignoriert, um eine Lösung präsentieren zu können. Und die Politiker? Sie schweigen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Denn immerhin waren sich bei den Versprechen Politik und Gewerkschaften einig - einig, in der Katastrophe der Arbeitslosigkeit auch eine neue Chance zu wittern. Doch das scheint gründlich misslungen zu sein.