P+S-Werften: Das vorhersehbare Scheitern
Monatelang hatten die rund 1.750 Werftarbeiter in Wolgast und Stralsund gehofft und gebangt, doch es brachte nichts: Am 29. August 2012 meldete die P+S-Werftengruppe Insolvenz an. Für die Arbeiter ist seitdem unklar, was mit ihnen passiert. Die Politik in Schwerin und auch in Berlin ist bedrückt und gibt sich schuldlos. Man habe alles getan, um die Werften und damit die Arbeitsplätze zu erhalten.
Wirtschaftsprüfer sahen Finanzierungslücke bereits 2010
Eine Untersuchung der Wirtschaftsberatungsgesellschaft KPMG jedoch spricht eine andere Sprache: In dem Entwurf einer "Szenariobetrachtung" zum "Finanzierungsbedarf" prognostizierten die Wirtschaftsprüfer den Werften bereits Anfang 2010 eine Finanzierungslücke von maximal 142 Millionen Euro im Monat Oktober 2011. Und das, obwohl das Landesförderinstitut MV die Werft bereits mit einem Notkredit in Höhe von 48 Millionen Euro gestützt hatte und die Banken NordLB und KfW-Ipex Kredite in Höhe von 326 Millionen Euro in Aussicht gestellt hatten. Abgesichert waren die Kredite durch Bürgschaften von Land und Bund. Eine Finanzierungslücke, die für den renommierten Wirtschaftsexperten Professor Carl-Christian Freidank von der Universität Hamburg nur eine Schlussfolgerung zulässt: "Nach den Prognosedaten dieses Gutachtens war es klar, dass diese Finanzierungslücke nicht gedeckt werden kann, und man sehenden Auges in einen Konkurs laufen wird."
Teure "Rettung" der Werften
Das Land entschloss sich dennoch, den Werften zu helfen. Diese wurden auf Druck der Banken umstrukturiert und zusammengelegt: Aus der Volkswerft in Stralsund und der Peene-Werft in Wolgast wurde die Werftengruppe P+S-Werften, Haupteigentümer wurde die HSW Treuhand- und Beteiligungsgesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main. Doch die Hilfe kommt die Werften teuer zu stehen: Land und Bund verlangen für ihre Kreditbürgschaften laut "Szenariobetrachtung" 85,5 Millionen Euro und für den Notkredit vom Landesförderinstitut MV sollen die Werften satte 11,45 Prozent Zinsen zahlen. Laut Gutachten werden für die Arbeit der Treuhandgesellschaft Kosten in Höhe von 500.000 bis 6 Millionen Euro pro Monat veranschlagt. Insgesamt soll die Werft also für ihre eigene Rettung 140 Millionen Euro bezahlen. Konkrete Fragen von Panorama 3 und dem Nordmagazin zu den Kosten der Rettung und zu dem Gutachten der Wirtschaftsprüfer beantworten weder die Staatskanzlei noch das Wirtschaftsministerium.
Für Peene-Werft könnte es weitergehen
Zwei Jahre später ist das Projekt "Werftenrettung" gescheitert, die Werften sind finanziell am Ende. Über eine Transfergesellschaft sollen viele der Werftarbeiter in andere Unternehmen vermittelt werden. Die auf Marineschiffe spezialisierte Peene-Werft in Wolgast, mit rund 400 Mitarbeitern, scheint vielleicht eine Zukunft zu haben. Mehrere Unternehmen sollen ein Interesse am Kauf der Werft bekundet haben. Doch die Zukunft des Standortes Stralsund ist fraglich.