Ramelow: Widerstand gegen Deponiebau
Wiesen, Auwälder und kleine Dörfer - so sieht es aus im Tal zwischen Kleinem und Großem Landgraben in der Region um Friedland (Kreis Mecklenburgische Seenplatte). Es ist wertvoller und sogar geschützter Lebensraum. Hier wirtschaften seit vielen Jahren Bio-Landwirte. Außerdem befindet sich das Gelände mitten in einem Vogelschutzgebiet. Doch die Idylle ist bedroht. Die Güstrower Kies- und Mörtel GmbH (GKM) will eine Mülldeponie errichten. Jährlich sollen dort rund 49.000 Tonnen Bauschutt, Industrieabfälle und sogar asbesthaltige Stoffe eingelagert werden. Die Menschen wollen das nicht hinnehmen und kämpfen als Bürgerinitiative gegen das Vorhaben.
Mülltransporte entlang Bio-Feldern?
Auch Öko-Landwirt Hans-Albrecht Witte wirtschaftet hier. Seine Fleischrinder sind fast ganzjährig auf den Weiden. Sollte die Deponie kommen, fahren die mit Abfall beladenen Laster durch seine Wiesen. "Die Lkw, die dort durchfahren - es werden nicht wenige sein - verlieren durch Wind entsprechende Stäube und sie können auch mal Ladung verlieren. Die Straße ist relativ schmal. Es können auch Unfälle passieren. Das hat es in der Vergangenheit oft genug gegeben. Und dann landet so ein Lkw bei uns in der Wiese. Was machen wir dann? Wir müssen den Boden austauschen oder können die Flächen nicht mehr nutzen."
Landwirte fürchten um Existenzgrundlage
Wie seine Kollegen fürchtet er um seine Existenz. Die Landwirte haben Verträge mit Herstellern von Babykost. "Dort steht eindeutig drin, dass wir uns mit unseren Tieren und Futterflächen von emissionsgefährdenden Standorten fernzuhalten haben. Das sind Flugplätze, Einflugschneisen, Atomkraftwerke, Zementfabriken aber eben auch Mülldeponien und vielbefahrene Autostraßen."
Anja Lentz-Becker ist Neu-Ramelowerin. Die junge Frau möchte ihr Leben in der Region gestalten, doch mit den Deponie-Plänen kommen Zweifel. "Es werden Sachen mit diesem Land gemacht, wo wir sagen: Wozu sind wir eigentlich hier? Da hätten wir auch woanders hingehen können."
BUND: Geplante Asbest-Einlagerung ein "Skandal"
Das Landesamt für Umwelt, Natur und Geologie hat gerade bestätigt, dass es in Ramelow Bedarf an einer Deponie gibt. BUND-Geschäftsführerin Corinna Cwielag kennt die Papiere, die beim Amt zur Prüfung vorlagen und kann nur den Kopf schütteln. "Wir wissen, dass die hier vorgetragenen Mengen ohne Probleme von anderen Abfallentsorgungsanlagen des Landes aufgenommen werden könnten. Dass es wirklich einen Bedarf in der Region für die Aufnahme von diesen Abfallbestandteilen gibt, kann ich nicht erkennen. Dass hier Asbest eingelagert werden soll, halte ich für einen Skandal."
Experte: Gefährdung für Grundwasser und Natur
Die Anlage der Klasse I, also für ungefährliche Stoffe, soll insgesamt 2,5 Millionen Tonnen Abfall aufnehmen – neben asbesthaltigen Baustoffen auch Rost- und Kesselaschen sowie Baustoffe auf Gipsbasis. Mitnichten ungefährlich, meint Klaus Koch. Der Hamburger ist Umweltgutachter und unterstützt die Ramelower. "Dieser Abfallarten-Katalog von Herrn Kellermann, das ist der Antragsteller dieser Deponie, weist sehr wohl auch hochgradig gefährliche Abfälle auf, die Folgen für das Grundwasser beziehungsweise bei Staubverwehung in das Naturschutzgebiet auch dort Belastungen hervorrufen können."
Bürger wollen Wirtschaftsminister informieren
Die Mitglieder der Bürgerinitiative wollen sich das nicht gefallen lassen und haben jetzt die BUND-Gruppe „Großes Landgrabental“ gegründet. Als Umweltverband haben sie ein erweitertes Klagerecht. Noch ist keine Entscheidung gefallen. Die Genehmigung für den Bau erteilt das staatliche Umweltamt in Neubrandenburg. Bis dahin wollen die Ramelower Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) als Chef der obersten Abfallbehörde über das Vorhaben vor ihrer Haustür informieren.