Gelbe Engel verdienen Geld mit Auto-Batterien
Reisen im ADAC-Jet, geschönte Zahlen bei Preisvergaben, Mitgliederfang bei Minderjährigen: Der Automobilclub befinden sich medial derzeit auf Schleuderkurs. Stolz war man trotz all der Negativschlagzeilen aber bislang wenigstens noch auf eines: die Pannenhelfer. Sie sind das Aushängeschild des Clubs – und für viele der ausschlaggebende Grund, überhaupt ADAC-Mitglied zu werden.
Pannenhelfer als Batterieverkäufer?
Doch was der Club dabei gerne verschweigt: Auch die Pannenhelfer sollen dem ADAC dabei helfen, Geld zu verdienen. Im Auftrag der vereinseigenen ADAC Beteiligungs- und Wirtschaftsdienst GmbH bieten sie liegen gebliebenen Autofahrern Batterien der Firma Varta an, die das ADAC-Logo tragen und eigens für den Automobilclub produziert werden. Ein guter Service, könnte man meinen. Doch wie Panorama 3 Recherchen zeigen, heizt der ADAC den Handel mit den Autobatterien gezielt an. Denn der Club zahlt den Pannenhelfern Prämien: Je mehr Batterien sie verkaufen, desto mehr Geld springt am Ende auch für sie dabei heraus.
Verkaufsprämien für die Gelben Engel
Der ADAC räumt das Prämiensystem auf Nachfrage von Panorama 3 ein. Problematisch findet der Autoclub diese Art der Vergütung offenbar nicht. Vielmehr stehe der Dienst am Kunden im Vordergrund. Schließlich erspare "das Angebot einer Autobatterie dem Mitglied zusätzlichen Zeitaufwand", so der Club.
Doch kaum ein Mitglied dürfte wissen, dass die Pannenhelfer mitverdienen, wenn sie Batterien unters Volk bringen. Und so fragt sich offenbar auch kaum jemand, ob der Batteriewechsel wirklich nötig ist. Stattdessen wird den Gelben Engeln meist blind vertraut: Im Jahr 2012 verkaufte der ADAC nach eigenen Angaben jedem vierten Fahrer, der mit Batterieproblemen liegen blieb, ein neues Exemplar. Insgesamt waren es rund 165.000 Autobatterien zu Preisen von bis zu 209 Euro pro Stück.
ADAC: Keine gezielten Anreize
Von dem Vorwurf, dass Batterien voreilig eingebaut werden, weil die Führungsspitze durch die Prämien gezielte Anreize setzt, will der ADAC nichts wissen. Die Batterie werde vor dem Tausch mit einem Testgerät geprüft, heißt es in einer Stellungnahme. Dann werde das Mitglied über die Prüfergebnisse informiert und beraten. Auch ein Mess-Protokoll werde ausgehändigt. Damit solle ausgeschlossen werden, dass Batterien zu Unrecht ausgetauscht würden.
Experte beurteilt Prämiensystem kritisch
Professor Jürgen Lürssen von der Universität Lüneburg kritisiert dagegen den Bonus für Pannenhelfer: "Provisionssysteme schaffen immer einen Anreiz, um ein bestimmtes Produkt zu verkaufen", so der Marketing-Experte. "Wenn die Gelben Engel nach bestem Wissen und Gewissen handeln, dann stellt sich mir die Frage, wieso es ein Provisionssystem gibt."
Panorama 3 Reporter testen die Pannenhelfer
Panorama 3 macht den Test, ruft Pannenhelfer zu Autos, deren Batterien nachweislich lediglich leer, aber nicht kaputt sind. Das Ergebnis: Nur in einem von vier Fällen prüft der Pannenhelfer ausführlich, ob die Batterie tatsächlich defekt ist. Zwei Mal wird die Batterie ausgetauscht, ohne Prüfprotokoll oder ausführliche Beratung. In einem dieser Fälle wird nicht einmal ein Prüfgerät angeschlossen.
Stehen die Pannenhelfer also unter Druck? Ein Mitarbeiter, der unerkannt bleiben will, berichtet davon, dass die Batterieverkaufszahlen auch in Mitarbeitergesprächen immer wieder Thema sind. Das räumt auch der ADAC ein. Dabei gehe es aber lediglich darum, die "hohe Servicequalität" zu sichern.