Jever: Marienstadt mit schönem Schloss und Blaudruckerei
Jever ist eine der ältesten Städte Niedersachsens und bietet ein wunderschönes Schloss. Lohnenswert ist ein Besuch des Schlossmuseums und der alten Blaudruckerei.
Alter Markt, Blaudruckerei, Schloss: Jever ist eine der ältesten Städte Niedersachsens und voller Sehenswürdigkeiten, die an die lange und wechselhafte Geschichte des Ortes erinnern. Nicht nur die Herrscher - mal waren es friesische Häuptlinge, dann Dänen, Russen, Franzosen und die Großherzöge von Oldenburg - wechselten oft, auch die Lage Jevers veränderte sich im Laufe der Zeit.
Im 11. Jahrhundert hatte die Stadt noch direkten Zugang zur Nordsee, verfügte über einen Seehafen und war ein bedeutender Handelsplatz. Heute liegt Jever aufgrund von Eindeichungen etwa 15 Kilometer von der Küste entfernt und gehört zum Landkreis Friesland.
Schloss Jever: Park, Museum und Turm mit Aussicht
Zentrum ist das Schloss mit seinem barocken Turmaufsatz. Es geht auf eine Wehranlage des 14. Jahrhunderts zurück. Fräulein Maria von Jever, die letzte friesische Regentin, veranlasste im 16. Jahrhundert den Ausbau zum Schloss. Außerdem sicherte sie Jever 1536 die Stadtrechte. Ihr zu Ehren wird Jever deshalb noch heute Marienstadt genannt.
In den rund 60 Räumen des Schlosses ist ein kulturhistorisches Museum untergebracht. Die historischen Räume geben einen Einblick in die Wohnkultur des 16. bis 19. Jahrhunderts. Dazu gehört auch ursprüngliches Inventar des Schlosses wie eine aus Eichenholz geschnitzte Kassettendecke im Audienzsaal. Schwerpunkt der Sammlungen sind Objekte aus der Kulturgeschichte, Archäologie und Volkskunde der Region: Geschirr, Werkzeuge, Gemälde und Wandteppiche.
Besonders interessant ist die Ahnengalerie des Museums. Hier hängen Bildnisse aller Regenten, unter anderem auch das der russischen Zarin Katharina der Großen. Diese hatte im 18. Jahrhundert in Jever ihren Sommersitz. Die familiären Verbindungen zur russischen Zarenfamilie gaben dem kleinen Städtchen einen besonderen Glanz.
Von Mitte Mai bis Mitte Oktober können Besucher auf den Schlossturm steigen und den Blick über Park und Stadt genießen. Auch ein Spaziergang durch den Park mit seinem alten Baumbestand bietet sich an.
Altstadt und Stadtkirche
Noch immer prägen alte Bürger- und Amtshäuser wie das Rathaus und das Amtsgericht den historischen Stadtkern am Schloss. Einen Besuch lohnt auch die Stadtkirche. Fräulein Maria von Jever ließ nämlich nicht nur die Festung zu einem Schloss umbauen, sondern in der Kirche auch ein Denkmal für ihren Vater Edo schaffen. Das imposante Edo-Wiemken-Grabmal im niederländischen Renaissancestil ist bis heute erhalten und gilt als bedeutendstes Kunstwerk Jevers.
Blaudruck: Stoffdruck wie zu alten Zeiten
Die Europäer lernten erst vor rund 400 Jahren durch den Handel mit Indien das Färben mit Indigo und den Blaudruck kennen. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich die Technik in ganz Deutschland. In Jever gab es über die Jahrhunderte drei Werkstätten.
Heute zeigen Georg Stark und seine Mitarbeiter in der Blaudruckerei in Jever, wie das alte Handwerk funktioniert: Per Hand werden mit speziellen Formen und einer klebrigen Masse (Druckpapp) Muster auf Stoff gedruckt. Der Druckpapp verhindert, dass die Muster Farbe annehmen. Anschließend wird der Stoff mit Indigoblau gefärbt. Danach wäscht der Blaudrucker die Farbe aus und entfernt den Druckpapp - so entstehen hübsche weiße Muster auf blauem Grund.