Leuchtturm Westerheversand: Der rot-weiße Riese im Watt
Gut 40 Meter hoch und mehr als 100 Jahre alt. Der Leuchtturm von Westerhever bietet Besuchern einen spektakulären Blick über Eiderstedt, die Nordseeküste und das Wattenmeer.
Neun Stockwerke hoch, gegründet auf einem Betonsockel. Was klingt wie ein mittleres Hochhaus, ist ein schlanker Turm an der Nordseeküste: der Leuchtturm Westerheversand auf der Halbinsel Eiderstedt. Als er 1906/07 gebaut wurde, schüttete man ihm eine eigene Warft auf, einen Hügel im Wattenmeer, rund einen Kilometer vor dem Deich. So steht er auf seiner kleinen Insel im Trockenen. Da das Watt zu weich ist, um die gewaltige Last eines Turms zu tragen, ließen die Ingenieure 127 Eichenpfähle in den Boden rammen.
Heute ist der rot-weiß geringelte Leuchtturm nicht nur Wahrzeichen von Eiderstedt, sondern gehört zu den markantesten Punkten an der gesamten Westküste Schleswig-Holsteins.
Ein Puzzle aus 608 Teilen
Der eigentliche Turm besteht aus 608 gekrümmten, gusseisernen Platten, die miteinander verschraubt sind - insgesamt ein Gewicht von 130 Tonnen. Es ruht auf einem eckigen Fundament aus Backstein, das wiederum auf einer Hohlkammer aus Stahlbeton steht. Deren Inneres diente einst als Trinkwasserspeicher. 1908 ging der Leuchtturm in Betrieb und strahlt noch immer bis zu 50 Kilometer weit über die Nordsee.
Auch von Land aus ist er nicht zu übersehen und hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Wer ihn besuchen möchte, muss zunächst rund 2,5 Kilometer zu Fuß durch die Salzwiesen vor dem Deich laufen. Von Ostern bis Ende Oktober kann der Turm montags, mittwochs, donnerstags und sonnabends im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Eine telefonische Anmeldung unter 04865/1206 ist erforderlich. Kinder dürfen erst ab acht Jahren die 157 schmalen Stufen hinaufsteigen. Wegen eines geplanten Außenanstrichs des Leuchtturms finden von Mai bis Ende September 2023 keine Führungen statt.
Heiraten in Etage vier
Selbst Ehen werden in dem Turm geschlossen. Auf der vierten Ebene gibt es ein Hochzeitszimmer, in dem sich Heiratswillige in maritimer Kulisse das offizielle Jawort geben können. Eine große Hochzeitsgesellschaft findet dort allerdings keinen Platz: Maximal elf Personen dürfen das Bauwerk gleichzeitig betreten.
Leuchtfeuer wird heute automatisch gesteuert
Zum Postkarten-Idyll auf der Warft gehören die beiden baugleichen Häuser wenige Meter nördlich und südlich des Turms. Dort wohnten einst die Leuchtturmwärter und ihre Familien, heute werden sie von der Schutzstation Wattenmeer genutzt. Obwohl der letzte Leuchtturmwärter 1978 seinen Dienst quittierte, dient Westerheversand noch immer als Seezeichen. Allerdings wird sein Leuchtfeuer nun automatisch vom Festland aus gesteuert - in Tönning.