Bauchaortenaneurysma: Vorsorge, Symptome und Behandlung
In Deutschland sterben pro Jahr rund 10.000 Menschen an einem geplatzten Bauchaortenaneurysma (BAA). Eine krankhafte Erweiterung der Bauchschlagader verursacht in der Regel keine Symptome. Ultraschall und OP können Leben retten.
Prominente wie Albert Einstein, Thomas Mann, Leonid Breschnew und Charles de Gaulle sind an einem geplatzten Bauchaortenaneurysma gestorben. Sie hatten zuvor keine Ahnung von der tödlichen Gefahr in ihrem Körper. Vorwiegend Männer sind von einer Erweiterung der Bauchaorta betroffen - und sie wird meist nur zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Expertinnen und Experten schätzen, dass mehr als 200.000 Menschen hierzulande eine defekte Bauchaorta haben, die jederzeit ohne Vorwarnung platzen kann.
Vorsorge: Ultraschall-Untersuchung für Männer ab 65 Kassenleistung
Deshalb empfehlen Mediziner eine Vorsorgeuntersuchung für alle Männer ab 65 Jahren sowie für Jüngere mit einem erhöhten Risiko. Internationale Erfahrungen zeigen, dass ein Ultraschallscreening der Bauchschlagader die Zahl der Todesfälle sowie der Notoperationen um die Hälfte senkt. Denn wird ein Aneurysma frühzeitig durch diese einfache, schmerzlose Untersuchung erkannt, kann der Arzt das Risiko durch vorbeugende Maßnahmen erheblich reduzieren. Für Männer ab 65 Jahren wird ein solches Screening von den Krankenkassen bezahlt.
Risikofaktoren für ein Bauchaortenaneurysma
Die wichtigsten Risikofaktoren für ein Aneurysma sind Rauchen, langjähriger Bluthochdruck und Arteriosklerose. Auch eine erbliche Veranlagung oder eine allgemeine Bindegewebsschwäche können die Gefäßerweiterung fördern. Je größer das Aneurysma ist, desto höher ist die Gefahr, dass es eines Tages platzt.
Bei einem Durchmesser von vier bis fünf Zentimetern liegt die Gefahr eines Risses bei drei Prozent pro Jahr, ab fünf Zentimetern schon bei mehr als 15 Prozent. Platzt ein Aneurysma, kommt für 80 Prozent der Betroffenen jede Hilfe zu spät - sie verbluten innerhalb weniger Minuten.
Prothese für die Bauchschlagader verhindert Platzen
Um einem Platzen vorzubeugen, wird bei einer Aortenaneurysma-OP eine Prothese in die Bauchschlagader eingesetzt - entweder per Katheter mit einer Stentprothese oder in einer offenen Operation mit einer fest eingenähten Prothese. Sie nehmen nun den Druck des Blutes von der kranken Gefäßwand, deren Ausdehnung mit der Zeit sogar zurückgeht.
OP-Methoden im Vergleich: Vor- und Nachteile
Um eine Prothese in die Bauschlagader einzusetzen, nutzen Ärztinnen und Ärzte zwei unterschiedliche Operations-Techniken. Diese Vor- und Nachteile haben die OP-Methoden:
- Der Kathetereingriff ist für den Patienten weit weniger belastend und riskant als eine offene OP. Einer von 100 per Katheter Operierter überlebt diesen Eingriff nicht, bei einer offenen Operation ist es einer von 25. Dafür werden bei der minimal-invasiven Methode allerdings in bis zu 40 Prozent der Fälle Nachfolgeeingriffe erforderlich, weil es zu undichten Stellen kommen kann. Deshalb müssen die Patienten nach dem Eingriff auch engmaschig kontrolliert werden - lebenslang mindestens einmal im Jahr, mit einer Computertomografie (CT) und der damit verbundenen Strahlenbelastung.
- Bei der offenen Operation ist ein großer Bauchschnitt erforderlich, um die Prothese fest in die Hauptschlagader einzunähen. Diese OP ist für den Patienten sehr belastend, dafür sitzt die Prothese im Anschluss aber dicht und sicher - weitere Kontrollen sind nicht nötig. Aus diesem Grund bevorzugen Gefäßchirurgen bei jüngeren, fitten Patienten die offene Operation, während das Katheterverfahren überwiegend bei älteren und geschwächten Menschen eingesetzt wird, für die eine offene Operation zu belastend wäre.
OP am besten in spezialisierten Gefäßzentren
Ob offen oder per Katheter: Eine OP an der Bauchschlagader ist hochkomplex und anspruchsvoll. Deshalb sollten beide Operationen nur an spezialisierten Gefäßzentren durchgeführt werden mit erfahrenen Experten und allen erforderlichen Fachdisziplinen vor Ort, um für etwaige Komplikationen vorbereitet zu sein.
Entscheidung für OP nur nach Risiko-Bewertung
Da auch der Eingriff selbst riskant ist, geben die Behandlungsleitlinien vor, ab welchem Durchmesser ein Aneurysma operiert werden sollte, weil das Operationsrisiko geringer ist als das Risiko, dass es platzt. Bei Männern liegt diese kritische Grenze bei 5,5 Zentimetern und bei Frauen bei 5 Zentimetern. Wenn ein Aneurysma aber um mehr als 1 Zentimeter pro Jahr wächst, sollte schon früher operiert werden.